Warum das dennoch kein Grund zur Panik istOxford-Studie: Antibabypille steigert das Brustkrebsrisiko um 25 Prozent

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Reine Gestagen-Pillen sollen ein gleich hohes Brustkrebsrisiko aufweisen wie Antibabypillen mit Östrogen-Anteil.
imago stock&people, imago/Jochen Tack, Jochen Tack

Um eine ungewollte Schwangerschaft zu vermeiden, greifen viele Frauen bewusst zur Antibabypille. Sie gilt zwar als zuverlässig, aber nicht unbedingt als ungefährlich. Das bestätigt jetzt erneut eine Studie der Oxford Universität. Dabei soll nicht nur die klassisch kombinierte Antibabypille mit Östrogen und Gestagen das Risiko an Brustkrebs zu erkranken erhöhen, sondern auch reine Gestagen-Pillen. Das Ergebnis: Die Pille steigert das Brustkrebsrisiko um 25 Prozent.
Aber was können Frauen tun, um sich davor zu schützen und sind die Zahlen wirklich so alarmierend, wie sie auf den ersten Blick wirken? Eine Expertin schätzt ein.
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„Diese Studie wirkt auf den ersten Blick sehr erschreckend"

Es ist kein Geheimnis, dass die Einnahme der Antbabypille auch gesundheitliche Gefahren birgt. Die reinen Gestagen-Pillen wurden in den letzten Jahren zunehmend beliebter und sollen gegenüber den Misch-Präparaten mit Gestagen und Östrogen ein niedrigeres Risiko für Thrombosen und Embolien haben. Dass sie jedoch im Gegensatz zu den älteren Alternativen das Brustkrebsrisiko sinken, stimmt offenbar nicht. Das zeigt nun eine Studie von Forschern der Oxford Universität, deren Ergebnisse in der Fachzeitschrift "Plos Medicine" veröffentlicht wurden. Diese Art der Pille soll das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, ebenfalls um etwa 20 Prozent erhöhen.

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„Diese Studie wirkt auf den ersten Blick sehr erschreckend. Das ist verständlich, sollte aber so nicht sein“, sagt Medical Influencerin und Gynäkologin Dr. Judith Bildau auf RTL-Anfrage. Denn, so sagt die Expertin, sei es zuerst einmal wichtig, die „absoluten Zahlen richtig einzuordnen“.

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"Frauen im gebärfähigen Alter haben ein sehr niedriges Risiko, an Brustkrebs zu erkranken"

„Es deutet sich schon länger an, dass die Kombinationspille, also eine Pille bestehend aus Östrogen und Gestagen, geringfügig das Brustkrebsrisiko erhöht. Einige Studien sprechen von 20 Prozent“, so Bildau. Das ist jedoch gar nicht so dramatisch. „Da Frauen im gebärfähigen Alter naturgemäß ein sehr niedriges Risiko haben, an Brustkrebs zu erkranken, bedeutet die 20 prozentige Erhöhung eines niedrigen Risikos nach wie vor eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit, diese Krebsart zu entwickeln“, so die Expertin. Und weiter: „Das Risiko an Brustkrebs zu erkranken liegt bei einer 25-jährigen Frau bei 0,4 Prozent. Das heißt 4 von 1.000 Frauen entwickeln einen Brustkrebs dieser Art. Eine 20 prozentige Risikoerhöhung bedeutet hier, dass nun 4,8 von 1.000 Frauen daran erkranken.“

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Außerdem rät Bildau dazu dieser „geringen Risikoerhöhung unbedingt den relativ sicheren Verhütungseffekt und die nachgewiesene Risikoreduktion für Eierstock-, Gebärmutter- und Darmkrebs“ gegenüberzustellen.

"Bitte nicht in Panik verfallen!"

Für ihre Studie haben die Wissenschaftler Daten von mehr als 9.000 Frauen, die im Alter von 20 bis 49 Jahren an Brustkrebs erkrankt waren, und die von 18.000 eng verwandten Frauen ohne Erkrankung analysiert.

Die Ergebnisse der Studie würden verdeutlichen, dass bei jeder Art von Pille oder hormoneller Empfängnisverhütung das Brustkrebsrisiko um bis zu ein Drittel ansteige. Neu sind die Erkenntnisse laut Bildau nicht. „Hinweise darauf gab es schon früher. Diese Daten unterfüttern jetzt diese Annahme“, erklärt die Gynäkologin.

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Grund zur Panik gebe es trotz dieser Ergebnisse nicht. „Frauen, die sich bislang gut mit der Pille gefühlt haben, sollten sie jetzt keinesfalls aus Angst absetzen“, sagt Bildau. So hätten andere Faktoren wie beispielsweise starkes Übergewicht und Rauchen „einen viel größeren Einfluss darauf, ob Frauen eine Brustkrebserkrankung entwickeln oder nicht“. Auch das Alter spiele eine große Rolle. Während junge Frauen ein sehr niedriges Risiko haben, an Brustkrebs zu erkranken, steige das Risiko laut Expertin mit dem Alter. „Die meisten Frauen erkranken zwischen 50 und 70 Jahren.“

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Das Risiko gleicht sich einige Zeit nach dem Absetzen der Pille wieder an

Eine weitere erfreuliche Nachricht ist, dass sich das Risiko einige Zeit nach dem Absetzen der Pille auch wieder angleiche. „Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass fünf Jahre nach Absetzen der Pille das Risiko wieder dem „natürlichen“ entspricht“, so Bildau. Das habe auch die Studie gezeigt. Mädchen und Frauen, die beispielsweise eine Gerinnungsstörung haben oder Frauen, die stillen, rät Expertin Bildau übrigens zu einer Gestagenpille.

Laut der Wissenschaftler ermöglichen die Studien-Ergebnisse nun, "eine Lücke im Wissen" über die mit der Einnahme hormoneller Verhütungsmittel verbundenen Risiken zu schließen.