Er ging allein weiter und schlief sorglos auf einer Berghütte
Bergsteiger findet entkräfteten Deutschen auf Gebirgspfad - sein Begleiter ließ ihn einfach zurück
Es war purer Zufall, dass der deutsche Wanderer gefunden wurde!
Ein Bergsteiger in Österreich entdeckt auf einem Gebirgspfad in 1.950 Metern Höhe einen völlig geschwächten Mann. Der 64-Jähre alte Deutsche liegt entkräftet neben dem Weg und kann nicht mehr weiter. Seinen Begleiter hat er seit Stunden nicht mehr gesehen. Den findet die Bergrettung ihn selig schlafend in einer Hütte – Sorgen, dass der 64-Jährige dort nicht aufgetaucht ist, macht er sich offenbar nicht. Die Bergretter sind erschüttert!
Das Drama erinnert an die schrecklichen Vorfälle am K2, wo Anfang August ein Helfer ums Leben kam.
Bergrettung muss 64-Jährigen ins Tal holen - er konnte keinen Schritt mehr gehen
„Wir wurden am Sonntagabend gegen 22 Uhr alarmiert“, schildert der Saalfeldener Ortsstellen- und Einsatzleiter Markus Reichholf gegenüber RTL. Der Bergsteiger hatte die Rettungskräfte gerufen, nachdem er den hilflosen Mann am Zustiegsweg zum Ingolstädter Haus entdeckt hatte. Der Deutsche aus Niederbayern war zusammen mit einem weiteren Mann am 20. August nach Weißbach im Salzburger Land gefahren. Von dort wollten die beiden zum Ingolstädter Haus (auf 2.119 Meter) aufsteigen.
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Unterwegs müssen die beiden sich aber getrennt haben, denn der Deutsche hatte seinen Begleiter schon länger nicht gesehen. Die Bergrettung leitete sofort eine Suchaktion nach dem zweiten Mann ein. Reichholf erklärte, dass er auch beim Wirt des Ingolstädter Hauses anrief, um sich nach dem vermissten Wanderer zu erkundigen. „Ich habe ihn informiert und er meinte, dass er schauen würde, wenn jemand kommt. Ich habe ihn dann aber noch einmal angerufen und gebeten, dass er auch in seinem Schlaflager nachschauen solle“, so der Einsatzleiter.
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Begleiter des entkräfteten Wanderers lag schon schlafend auf Berghütte
Und tatsächlich: Im Schlaflager stieß der Hüttenwirt im Lager auf den Gesuchten. Sorgen um den 64-jährigen Deutschen, den er auf dem Pfad nach oben auf sich allein gestellt zurückgelassen hatte, machte er sich offenbar nicht.
„Wir haben ihn aufgeweckt, aber er hatte keinerlei Einsicht“, so Reichholf. Der Wanderer habe gesagt, dass ein Kollege auch allein zurechtkommen müsse.
„Aus der Sicht der Bergwacht dachte ich mir: Gott sei Dank, er ist in Sicherheit, wir müssen nicht weitersuchen. Aus kameradschaftlicher Sicht ist es natürlich arg“, kommentierte der Einsatzleiter auf RTL-Anfrage. „Das hätte dem anderen das Leben kosten können.“
Denn der 64-Jährige musste mit einer Trage ins Tal gebracht werden. Weil er allein nicht mehr weiterkam. Es brauchte 16 Einsatzkräfte der Bergrettung, um ihn sicher wieder herunterzuholen und zu versorgen. Laut Bergwacht war der Wanderer in „sehr kritischen Zustand“. Wegen des Flüssigkeitsmangels drohten seine Nieren zu versagen. Der Mann sei ins Krankenhaus gebracht worden. Wie es ihm inzwischen geht, ist unklar.
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Aufstieg zur Hütte dauert etwa fünf Stunden
Bisher leigt keine Anzeige gegen den Begleiter vor, das bestätigte die Landespolizeidirektion Salzburg. Die Polizei würde aktuell nur eine „Sachverhaltsdarstellung“ für die Staatsanwaltschaft schreiben. Die müsse dann entscheiden, ob eine Anzeige oder Ermittlungen in dem Fall notwendig seien.
Wer aus dem Bergdorf Weißbach bei Lofer zu der Wanderhütte aufsteigen will, muss laut dem Deutschen Alpenverein 1.275 Höhenmeter bezwingen – einplanen sollte man dafür im Schnitt fünf Stunden. Das Portal bergwelten.com gibt die Route mit dem Schwierigkeitsgrad „mäßig“ an – das bedeutet, Wanderer sollten trittsicher sein und Trekkingschuhe tragen. „Absturzgefahr nicht ausgeschlossen“, heißt es bei dem Portal. (jgr)
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