RTL sprach mit seiner Mutter

Aufgeben? Keine Option! Nils (12) kämpft zum dritten Mal gegen Krebs

Nils kämpft gegen Krebs
Das Schicksal ist ein mieser Verräter! Bereits zum dritten Mal muss Nils (12) gegen seine Krebserkrankung kämpfen
privat
von Vera Dünnwald

Wie viele Schicksalsschläge kann ein einziger Mensch ertragen? Eigentlich möchte Nils (12) nur Kind sein. Doch seit vier Jahren bestimmen Tumore und Krankenhausaufenthalte sein Leben, der Krebs kommt immer wieder zurück. Nun muss er zum dritten (!) Mal gegen die tückische Krankheit kämpfen.

Bauchschmerzen machen Nils 2019 zu schaffen - Diagnose: Krebs

„Angefangen hat alles im April 2019, als ich auf der Arbeit einen Anruf von Nils’ Schule erhalten habe. Er hat über Bauchschmerzen geklagt und wollte abgeholt werden. Damals war er acht Jahre alt“, erzählt uns Mutter Franziska Fallenstein (37) im RTL-Interview. An etwas Schlimmes denkt sie damals noch nicht. „Wir haben das dann übers Wochenende beobachtet. Sonntagabends war es dann so schlimm, dass Nils vor Schmerzen nichts mehr essen konnte.“

In der Notaufnahme wird dem Kind Blut abgenommen, der Verdacht der Ärzte: Blinddarmentzündung. Während der Operation wird Fallenstein unruhig: „Das hat alles zu lange gedauert“, erinnert sie sich. Als fünf Ärzte sie bitten, mit ihnen zu kommen, ahnt die zweifache Mutter bereits Fürchterliches.

Es war nicht der Blinddarm. Die Chirurgen haben stattdessen ein sieben Zentimeter großes Geschwulst an der Leber entdeckt, mit dem Verdacht auf einen Tumor. Wir wollten sofort alles rausoperieren lassen“, erklärt die 37-Jährige. Nils wird nach Dresden verlegt, die große Operation übersteht er soweit gut. „Wir waren frohen Mutes. Bis rauskam, dass Nils ein seltenes Weichteilsarkom hat, einen bösartigen Tumor“, so Fallenstein.

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Schnell ist klar: Der Junge muss sofort mit der Chemotherapie beginnen. Denn es ist nicht auszuschließen, ob der Krebs bereits gestreut hat.

Nils kämpft sich durch die Chemotherapie - doch eine Krebszelle überlebt

Nils hat zum dritten Mal Krebs - und kämpft weiter.
Aufgeben kommt für Nils nicht in Frage. Obwohl er mit acht Jahren seine Krebsdiagnose erhält und immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen hat, bleibt er stark.
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Das damals acht Jahre alte Kind lässt insgesamt neun Blöcke Intensiv-Chemo über sich ergehen, die er einigermaßen gut verträgt, wie seine Mutter erzählt. Beim Abschluss-MRT kann die Familie aufatmen: Alles sieht gut aus, Nils kann entlassen werden und muss vierteljährig zum Kontrolltermin. Fallenstein sagt: „Wir hatten dann Ruhe und Nils ist wieder richtig aufgeblüht. Die Haare sind wieder nachgewachsen und er hat sein Leben wieder normal weitergelebt.“

Bis das Schicksal im Dezember 2020 erneut zuschlägt: „Er hatte auf einmal so einen riesigen Blähbauch, der tagtäglich immer runder wurde. Bei der allgemeinen Untersuchung kam dann raus, dass Nils Wasser im Bauch hat – und der Krebs wieder da war.“

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Denn: Eine Zelle hat die vorherige Chemotherapie übelebt und machte sich seitdem im gesamten Bauchraum des Kindes breit.

„Das war wohl ein Riesending. Selbst die Ärzte hatten Respekt davor, wie schnell der Tumor wieder wachsen konnte. Wir wussten dann, dass alles wieder von vorne losgeht“, so Mutter Franziska.

Aller Widrigkeiten zum Trotz bleibt Nils positiv: „Man kann nicht in Worte fassen, was er für ein Kämpfer ist. Nach fünf Minuten hat er sich die Tränen weggewischt und gesagt: ‘Was soll’s, dann muss ich es halt nochmal machen’. Das war Wahnsinn!“

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Zum dritten Mal sagt Nils dem Krebs den Kampf an

Erneut unterzieht sich der Junge einer intensiven Chemotherapie. Während er den Kampf gegen den Krebs mental gut wegsteckt, lässt sein Körper langsam nach: „Kurzzeitig ging es ihm sehr schlecht, er hat zum Beispiel Blut gespuckt und wir mussten lange im Krankenhaus bleiben.“

Nach dem fünften Chemo-Block jedoch schöpft die Familie wieder Hoffnung: „Der Tumor hatte sich hinter dem Bauchnabel zusammengeschrumpft, die Ärzte konnten endlich operieren und alles lief super.“

Um dieses Mal auf Nummer sicher zu gehen lässt Nils noch eine prophylaktische Bestrahlung über sich ergehen und macht eine Erhaltungstherapie. Mutter Franziska erklärt: „Er hat acht Monate lang Tabletten eingenommen, weil wir wirklich jede Zelle erwischen wollten, und es lief sehr gut. Hätte man nichts gewusst, hätte man ihm gar nichts angemerkt, so gesund und munter war er.“ Ende April 2022 nimmt er das Medikament zum letzten Mal ein – und es kehrt Ruhe ein.

Bis die Schule Ende August wieder losgeht und Nils erneut einen großen Bauch hat. „Wir waren am Boden zerstört. Der Krebs war ein drittes Mal da, es war wieder der ganze Bauchraum voll. Wir haben uns gefragt, wieso nichts hilft und wieso es einfach kein Ende nimmt“, so Fallenstein.

Nils Reaktion? „Er fand es ungerecht. Aber das Traurige ist, dass es für ihn fast schon zum Alltag gehört, er kennt es nicht anders.

Familie am Boden zerstört: Der Krebs ist tatsächlich wieder da

Im Januar 2023, bei der Routineuntersuchung, werden Nils und seine Familie vor die Wahl gestellt: Entweder er macht erneut die intensive Chemotherapie, die das Kind aber mittlerweile schon nicht mehr so gut verträgt, er wechselt die Therapie und die Medikamente oder aber er gibt auf. „Option Drei brauchen Sie mir nie wieder vorschlagen“, ist Nils’ einzige Reaktion auf die Vorschläge der Ärzte.

Für seine mittlerweile zwölf Jahre ist er so erwachsen und zeigt so viel Stärke. Von Anfang an wollte er immer alles genau wissen und bei den Gesprächen dabei sein, man musste ihn nie anlügen. Wir haben ihn auch viel selbst entscheiden lassen – so auch in diesem Fall“, erklärt Franziska Fallenstein.

Nils entscheidet sich für die zweite Option, will weiter durchziehen. Zunächst mit Erfolg: Im April 2023 ist ein guter Rückgang des Tumors zu verzeichnen, die Ärzte, Nils und der Rest der Familie sind überglücklich.

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„Und dann kam das, womit wir eigentlich nicht mehr gerechnet haben: Der Tumor ist trotz eigentlich gutem Rückgang und Chemo wieder gewachsen. Das war ein herber Rückschlag. Auf der Kinder-Onkologie in Dresden wurde uns dann eröffnet, dass alle Möglichkeiten ausgeschöpft seien. Die Ärzte gaben Nils nur noch ein paar Monate zu leben“, erzählt die zweifache Mutter.

„Wie sagt man seinem Kind, dass (...) alles umsonst war?“

Nils hat Krebs und kämpft weiter.
Franziska Fallensteins (37) Wunsch für ihr Kind? Dass Nils endlich gesund wird - und es vor allen Dingen auch bleibt.
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Diese Information an ihr Kind weiterzugeben, „war mit Abstand das Schwerste, was ich je in meinem Leben machen musste. Wie sagt man seinem Kind, das vier Jahre lang so viel Mut beweist und kämpft, dass alles umsonst war, dass es eventuell bald nicht mehr da ist? Nils hat bitterlich geweint – aber selbst danach hat er sich wieder aufgerappelt“, erinnert sich die 37-Jährige. „Er sagte zu mir: ‘Nein, Mama, ich habe keine Schmerzen, ich bin topfit. Das war’s jetzt noch nicht, das kann es nicht gewesen sein.’“

Die Familie aus dem Erzgebirge und Thüringen fasst den Entschluss, dass Nils sich erneut einer Bestrahlung und Erhaltungstherapie unterzieht und sie sich zusätzlich dazu mit Heilmethoden aus der alternativen Medizin auseinandersetzen. Im August soll es losgehen.

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Nach allem, was passiert ist, wünscht sich Franziska Fallenstein nur eines: dass Nils endlich gesund wird – und auch gesund bleibt. „Ich möchte, dass er endlich Kind sein kann, dass sich sein Kampfgeist gelohnt hat und alles gut wird.“