Die einen machen’s, die anderen finden’s ekligNase hochziehen oder besser putzen? Die Antwort eines HNO-Arztes verblüfft!

Gerade in der Pollenzeit oder Erkältungszeit leiden viele Menschen an einer permanent verstopften Nase. Hochziehen oder putzen? Was ist besser?
Gerade in der Pollenzeit oder Erkältungszeit leiden viele Menschen an einer permanent verstopften Nase. Hochziehen oder putzen? Was ist besser?
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von Alexandra Dietel

Taschentuch bereit?
Klar: Allergien und Schnupfen machen uns das Leben mitunter schwer. Was war das schön, als die eigene Nase noch frei war und man ganz normal Luft bekommen hat. Läuft jedoch bei Krankheit oder in sonstigen Situationen die Nase, bleibt uns nichts anderes übrig, als sie zu putzen. Oder doch nicht? Viele ziehen den Schleim hoch. Aber ist DAS gesund? Wir klären auf!

Schon gewusst? Zu starkes Nase putzen kann gefährlich werden

Gefährlich wird zu starkes Naseputzen laut HNO-Arzt Rainer Weber, wenn man einen eitrigen Schnupfen hat. Denn bei zu starkem Druck transportiert man das eitrige Sekret in Richtung Nasennebenhöhle oder Mittelohr, wodurch zum Beispiel Entzündungen entstehen können, die es so vorher nicht gegeben hat. „Häufig passiert das zwar nicht. Aber gut fühlt man sich meistens nicht, wenn man die Nase zu heftig putzt”, sagt Weber, Leiter der Sektion Nasennebenhöhlen- und Schädelbasischirurgie im Klinikum Karlsruhe.

Ein weiterer typischer Fehler ist laut Weber zudem das Reiben der Nase nach dem Putzen. „Dieses Nachreiben in der Nase ist nicht gut, da es zu kleinen Verletzungen in der Nase führen kann.”

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Hochziehen ist tatsächlich gesünder – klappt nur nicht immer

Wenn also Nase putzen nicht unbedingt gesund ist, wohin dann mit dem ganzen Schleim? „Hochziehen ist die günstige und empfohlene Variante des Nase-Reinigens. Wenn ich die Nase putze, erzeuge ich in der Nase einen Überdruck, der kann erheblich sein. Da bringe ich das Sekret, was ich loswerden möchte, in Richtung Nasennebenhöhlen und in Richtung Mittelohr”, erklärt Weber. „Man merkt ja, wenn es Plopp macht, dass sich das Trommelfell dann bewegt. Dieser Weg ist eigentlich nicht gut.”

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Besser also: Schleim hochziehen. Klingt zwar eklig, ist dem Mediziner zufolge jedoch etwas ganz Natürliches. Denn hochziehen heißt in Wirklichkeit: Man atmet ein. Dabei wird ein Unterdruck in der Lunge erzeugt, der einen Sog über Lunge, Rachen und Nase produziert. Man beschleunigt also den normalen Schleim-Abtransport nach hinten. „Das ist der natürliche Weg des Nase-Reinigens - der klappt halt nur nicht immer”, sagt Weber.

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Einfach herunterschlucken? Wieso das „biologische Recycling” nicht gefährlich ist

Doch nur Hochziehen reicht oft nicht – man muss den Schleim dann meist auch herunterschlucken. Für manche klingt das nicht nur unappetitlich, sondern auch bedenklich.

Denn ähnlich wie in Popeln sammeln sich im Schleim Bakterien. Aber keine Sorge: Gefährlich ist laut dem Mediziner weder das Schlucken von Schleim noch von Popeln. „Wenn man das herunterschluckt, könnte man es quasi biologisches Recycling nennen. Wir nehmen also das, was wir vorher im Körper hatten, wieder auf und das wird abgebaut zu normalen Bestandteilen. Schädlich ist das also nicht.”

Warum Popeln Verletzungen verursacht

Zu gesundheitlichen Schäden kann hingegen das Bohren in der Nase führen – auch Popeln genannt. Der umgangssprachliche Begriff „Popel” bezeichnet schlicht Krusten oder eingedicktes Nasensekret, das sich im Naseneingang bildet. Am häufigsten entstehen diese Krusten durch Reiben vorn in der Nase oder das Bohren in der Nase, auch mit Wattestäbchen. Der Körper bildet die Krusten als eine Art Schutzreaktion auf die Verletzungen, die durch das Nase-Bohren oder Reiben entstehen. Auch wenn die Nasenschleimhaut beispielsweise aufgrund von Entzündungen vermehrt Schleim bildet, kann dieser am Naseneingang eintrocknen.

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Nasebohren: Nasenscheidewand wird ausgedünnt

Das Nasenbohren setzt eine Art Teufelskreis in Gang, bei dem es immer wieder zu neuer Krustenbildung kommt. „Die Kruste in der Nase stört uns, wir entfernen sie, lädieren damit diese Stelle der Schleimhaut wieder und es bildet sich wieder als Schutz eine Kruste. Und so geht das immer weiter.” Neben der Krustenbildung kann das Nasenbohren auch die Nasenatmung beeinträchtigen. Auf lange Sicht kann es in Extremfällen laut Weber sogar zu Schäden führen. Denn intensives und lang anhaltendes Bohren kann die Nasenscheidewand ausdünnen und im schlimmsten Fall sogar durchbohren.

Das hilft gegen Dauer-Popeln!

Wie entkommt man diesem Kreislauf? „Das verlangt Disziplin, das ist nicht leicht. Ich muss die Finger weglassen”, meint Weber. Wem das schwerfällt, dem empfiehlt der Arzt darüber hinaus das Aufweichen der Kruste mit einer speziellen Nasensalbe. Wichtig sei dabei, sie in den freien Nasenraum zu drücken und die Nasenflügel dann zwei- bis dreimal leicht zusammenzudrücken. Danach sollte man die Nase einfach in Ruhe lassen - nur so könne sich ein leichter Salbenfilm bilden. Ist die Wunde abgeheilt, kann sich die vorhandene Kruste sanft ablösen.