Horror in Wermelskirchen
Nach Urteil im Missbrauchskomplex - Mutter von Opfer weint, weil sie ihren Kindern nicht helfen konnte
Krank. Anders kann man die Taten von Marcus R. (45) nicht beschrieben. Der IT-Experte hat mehrere Kinder auf schlimmste Art und Weise missbraucht. So schlimm, dass wir an dieser Stelle davon absehen, auf Details einzugehen. Dafür verurteilte ihn das Landgericht Köln am Dienstag zu 14 Jahren und sechs Monaten Haft. Außerdem ordnete das Gericht eine anschließende Sicherungsverwahrung an. Auch die Kinder von Christina T. fielen ihm zum Opfer. Die Mutter wurde im Internet auf den Mann aufmerksam und buchte ihn nichtsahnend als Babysitter.
Opfer-Mutter: "Es hat mir fast das Herz herausgerissen"
Zum Urteil sagt sie: „Das erste Gefühl war sofort Erleichterung. Es kommt zu einem Abschluss und wir können jetzt endlich zur Ruhe kommen.“ Insofern ist das Urteil für Christina T. und die anderen Eltern der Opfer eine Erleichterung. Marcus R. wird wohl nie mehr Kindern weh tun können.
Christina T. trat während des Prozesses als Nebenklägerin auf. Sie heißt eigentlich anders und möchte zum Schutz ihrer Familie nicht erkannt werden. Ihre beiden Kinder wurden jahrelang von Marcus R. missbraucht. "So was hören zu müssen, das war das Schlimmste, dass ich meine Kinder davor nicht schützen konnte", sagt sie unter Tränen im RTL-Interview. „Es hat mir fast das Herz herausgerissen.“
Wermelskirchen: 45-Jähriger missbrauchte mehrere Kinder
Im Rahmen des Prozesses hat der 45-jährige Marcus R. seine Taten bereits gestanden. Er bezeichnete sie selbst als „abscheulich“. Sandra Buhr, Anwältin der Nebenklage, kann dem nur beipflichten: "Wenn man 26 Stunden Bildmaterial hat, dann sind ganz viele Momente dabei, wo man wegrennen möchte."
Der Mann suchte online Kontakt zu ahnungslosen Eltern. Dann soll er als Babysitter auf deren Kinder aufgepasst und sie sexuell missbraucht haben.
Der Richter wies darauf hin, dass der Mann zwei Seiten in sich trage. „Neben dem perfekten und hellen Bereich in Ihrem Leben gibt es auch einen dunklen Bereich“, sagte er an den Angeklagten gerichtet. Besonders schockierend: "Sie suchen sich Opfer aus, die aufgrund ihres Alters oder einer Behinderung eine Windel tragen und die nicht petzen können.“
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Außerdem wollte der Richter das Geständnis des Sexualstraftäters nicht überbewerten. „Wir hatten alles live und in Farbe. Und man muss sehen, dass Sie bei der Polizei taktiert haben. Bei der Polizei haben Sie beim Thema Betäubungsmittel gelogen. Eine schonungslose Offenheit war das nicht von Ihnen“, sagte er.
Im Video: Mann missbraucht Stieftochter über Jahre
Als Marcus R. verhaftet wurde, war er mit Kollegen in Videokonferenz
Dem Deutschen wurden mehr als 120 Fälle sexueller Gewalt gegen 13 Kinder vorgeworfen. Überwiegend geht es dabei um sexuellen Missbrauch, andere Fälle drehen sich um Beihilfe sowie den Besitz von Kinderpornografie. Laut Anklage wurden die Taten zwischen 2005 und 2019 begangen. Seine Taten hielt der IT-Experte auch auf Video fest.
Marcus R. war im Dezember 2021 in einem Haus, das er zusammen mit seiner Frau bewohnte, von Spezialkräften der Polizei festgenommen worden. Ein Polizeibeamter hatte während des Prozesses im Zeugenstand berichtet, man habe den Angeklagten damals am „offenen Computer“ verhaften wollen, um so Zugriff auf die Videos von den Taten und auf die Sammlung von weiterer Kinderpornografie zu erlangen. Während des Zugriffs hatte sich der Mann gerade in einer Videokonferenz mit Arbeitskollegen befunden.
NRW-Innenminister Reul entsetzt von Missbrauchskomplex Wermelskirchen

"Wir können jetzt schon sagen, dass dieser Missbrauchskomplex in vielerlei Hinsicht eine neue, entsetzliche Dimension hat, die mich tief erschüttert", sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) zu dem Fall. "Wie oft habe ich das schon gesagt: eine neue Dimension, die mich erschüttert. Und dann kommt eine, die ist noch schlimmer. Wir haben es diesmal mit einer unfassbaren Brutalität zu tun. Die Täter haben sich in barbarischster Art und Weise an Babys, an Kleinkindern vergangen, sie missbraucht, sie vergewaltigt, gequält – und ihr Handeln dann auch noch gefilmt. Die Videos dauern sehr lang, zum Teil über 30, 40 Minuten. Und entsprechend lang ist das Leiden der Kinder." (dky)