Schon das zweite Gerichtsverfahren

Wegen Kriegs-Protest im Live-TV: Neues Verfahren gegen die mutige Journalistin Marina Owssjannikowa

Nach ihrem mutigen Protest im russischen Staatsfernsehen wurde die Journalistin Marina Ovsyannikova als Heldin gefeiert. Nun muss sie sich erneut vor Gericht verantworten: Wegen ihrer Aktion im Live-TV wurde ein neues Verfahren gegen sie eröffnet. Der Ex-TV-Redakteurin drohen bis zu 50.000 Rubel (rund 465 Euro) Geldstrafe, so die Agentur Interfax am Freitag unter Berufung auf das zuständige Gericht in Moskau.
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Neues Verfahren gegen Owssjannikowa - wegen Protest in Russlands TV

 MOSCOW, RUSSIA  MARCH 15, 2022: Channel One editor Marina Ovsyannikova 2nd R is surrounded by journalists as she leaves the building of Moscow s Ostankino District Court. On 14 March, Ovsyannikova ran onto live TV news with a sign and shouted slogans in protest against Russia s special military operation in Ukraine. The court found Ovsyannikova guilty of making calls for unsanctioned protests and sentenced her to a 30,000 rouble fine. Mikhail Japaridze/TASS PUBLICATIONxINxGERxAUTxONLY TS127E1B
Marina Ovsyannikova muss wieder vor Gericht. (Archivbild)
www.imago-images.de, IMAGO/ITAR-TASS, IMAGO/Mikhail Japaridze

Vor etwa zwei Wochen wurde es Marina Ovsyannikova zu viel – zu viel russische Propaganda im Staatsfernsehen. Sie fasste all ihren Mut zusammen und hielt während einer Live-Nachrichtensendung ein Plakat in die Kamera.

„Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen“, lautete ihr Appell an die russischen Bürger. Das Fatale: In Russland ist es Medien offiziell verboten, von „Krieg“, „Invasion“ oder „Einmarsch“ in der Ukraine zu sprechen. Der Kreml spricht hingehen von einer „militärischen Spezialoperation“. Anschließend wurde sie mehr als 14 Stunden lang verhört.

In Russland könnte ihr die mutige Aktion nun zum Verhängnis werden. Schon kurz nach ihrem Protest war sie bereits zum ersten Mal vor Gericht – allerdings wegen eines anderen Videos. Nun folgt Gerichtsprozess Nummer zwei.

Aktivistin Marina spricht über ihren Anti-Kriegs-Protest

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Russische Aktivistin Marina Owssjannikowa muss wegen neuem Mediengesetz vor Gericht

Nach einem neuen Mediengesetz droht Owssjannikowa eine weitere Geldstrafe – bis zu 50.000 Rubel (rund 465 Euro). Damit hätte sie wohl noch Glück: Denn das Gesetz sieht für angebliche Falschinformationen über Russlands Streitkräfte maximal 15 Jahre Lagerhaft vor. Deshalb wurde bereits befürchtet, dass Owssjannikowa eine deutlich härtere Haftstrafe drohen könnte.

Und der Vorwurf? „Öffentliche Handlungen zur Diskreditierung des Einsatzes der Streitkräfte der Russischen Föderation“, heißt es. Ob sich die Aktivistin weiteren Prozessen stellen muss, ist unklar. (jaw/dpa)