Moneybloggerin Ljubow Chaikevitch: So verhandelst du DEIN Gehalt besser!"Arbeitszeit ist Lebenszeit - deshalb sollten wir das Beste für uns rausholen!"

von Laura Maria Weber

Oh Gott – das nächste Mitarbeitergespräch steht an! Soll ich da nochmal das Thema Gehalt und mehr Geld für meine Arbeit ansprechen? Für Verhandlungsexpertin Ljubow Chaikevitch ein ganz eindeutiges: JA! Doch das eigene Gehalt zu verhandeln und am Ende mehr auf dem Gehaltscheck stehen zu haben – das wäre der Idealfall. Für viele sind solche Verhandlungen allerdings oft mit Hemmschwellen und unangenehmen Gefühlen verbunden. Doch das muss nicht sein. Im Gegenteil! Wie vor allem Frauen mehr aus ihrem Gehalt rausholen können mit wenigen Tipps – das erklärt Moneybloggerin Ljubow Chaikevitch im RTL-Interview. Die Verhandlungsexpertin berät Frauen unter anderem auf ihrem Blog „frauverhandelt“ und macht klar, warum es sich DEFINITIV lohnt, sich zu überwinden! Das ganze Interview im Video.
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Den eigenen Marktwert ermitteln und sein Gehalt nicht dem Zufall überlassen!

Ljubow Chaikevitch
Ljubow Chaikevitch: Gehaltsverhandlungen sind gerade auch für Frauen so wichtig!
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Wie erkenne ich ganz konkret, wie viel Gehalt ich für meine Arbeit verlangen kann? Moneybloggerin und Verhandlungsexpertin Ljubow Chaikevitch empfiehlt dafür drei Schritte:

  1. Online-Recherche bei Plattformen wie zum Beispiel Gehalt.de, Kununu,etc. – „da kann man wirklich das Unternehmen, die Stadt und die Tätigkeit eingeben“, erklärt die Verhandlungsexpertin und zeigt auf, wie man auf diesen Plattformen das eigene Gehalt vergleichen kann.

  2. Tarifverträge und Unternehmensrichtlinien genau lesen! Es gelte wirklich zu schauen, ob das Unternehmen tariforientiert ist, ob es interne Richtlinien gibt – und da sei es extrem wichtig, diese Richtlinien oder den Tarifvertrag wirklich durchzulesen, auch wenn dieser mal 80 bis 100 Seiten beinhalten könne. „Das ist extrem wichtig, um sich selbst auch einzuordnen und zu schauen, wo bin ich richtig aufgehoben und das nicht dem Zufall zu überlassen“, so Chaikevitch.

  3. Gehaltsvorbilder raussuchen! „Also Menschen, die schon einen Schritt weiter sind, die in der gleichen Branche sind und als eine Art Mentorin oder Mentor da sein können und die man auch fragen kann: Was ist denn eigentlich ein angemessenes Gehalt?“

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Warum sind Gehaltsverhandlungen gerade auch für Frauen so wichtig?

Die Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern seien immer noch enorm, erklärt Moneybloggerin Chaikevitch. Das Problem sei, dass „Frauen und Männer bei absolut identischer Tätigkeit und Qualifikation durchschnittlich unterschiedlich bezahlt werden“. Die Unterschiede lägen immer noch bei rund sechs Prozent in Deutschland. Der Handlungsbedarf ist deshalb groß. Doch gerade bei Gehaltsverhandlungen seien Frauen da noch zu zögerlich. Der Grund, so Chaikevitch: „Ich erlebe in meiner Community häufig, dass Frauen die Sorge haben, unverschämt oder dreist zu wirken, sich die Beziehung mit dem Gegenüber zu verschlechtern und so häufig dieses unbequeme Gespräch der Gehaltsverhandlungen immer weiter rauszögern“. Wichtig sei es, sich aber trotzdem zu trauen!

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Was, wenn die Chefin oder der Chef nicht mehr Gehalt zahlen will oder kann?

Ganz wichtig sei es an dem Punkt, eigene Grenzen zu setzen und für sich klar zu machen, wann man den Arbeitgeber wechselt, wenn langfristig nicht mehr Gehalt dabei rausspringt, macht Chaikevitch deutlich. Daneben gebe es aber zunächst noch viele andere Optionen:

  • Urlaubstage verhandeln,

  • Reduzierung der Arbeitszeit bei gleichem Gehalt,

  • Weiterbildungen und vieles mehr.

„Wichtig ist es vor einem Gehaltsgespräch für sich vorher auszuarbeiten, was einem persönlich wichtig ist und was man sich auch wünscht“. Insbesondere auch Mütter und Frauen nach der Elternzeit möchte die Moneybloggerin motivieren, für mehr Gehalt einzustehen und sich selbst nicht die Grenze in den Kopf zu setzen und zu sagen: „Ich bin jetzt Mama, ich arbeite in Teilzeit, jetzt muss ich alles annehmen, was mir angeboten wird. Nein!“

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Chaikevitch: Diese Fehler sollte jede Frau bei ihrer Gehaltsverhandlung vermeiden!

Im Interview mit RTL erklärt Ljubow Chaikevitch, was vor allem Frauen in ihrem Gehaltsgespräch vermeiden sollten. „Ich erlebe es, dass Frauen mit privaten Punkten argumentieren, sowas wie: wir bauen jetzt ein Haus, wir heiraten oder was auch immer – und deshalb brauche ich jetzt mehr Gehalt“, das interessiere den Arbeitgeber gehaltstechnisch überhaupt nicht. Deshalb gelte es zu beachten:

  • Keine privaten Gründe für eine Gehaltserhöhung vorbringen!

  • Bei der Gehaltsverhandlung geht es immer darum, was für einen Mehrwert der Mitarbeiter für das Unternehmen leistet!

  • Keine Drohungen! „Sowas wie: ‘Ich bekomme morgen 30.000 Euro mehr Gehalt oder ich kündige’ auf jeden Fall vermeiden, das kann die Beziehung zum Arbeitgeber verschlechtern!“

  • Nicht unvorbereitet in das Gespräch gehen!

„Der schlimmste Punkt ist, wenn Frauen das Gespräch nicht suchen, sondern erwarten oder denken, sie müssten jetzt noch ein Projekt mehr erfolgreich abschließen, noch mehr Überstunden machen – und irgendwann sieht das dann schon der Chef oder die Chefin und irgendwann fällt das auf und dann kommt die Person auf sie zu und erhöht das Geld – DAS WIRD NICHT PASSIEREN“, macht die Moneybloggerin klar. Es sei deshalb umso wichtiger, selbst proaktiv und gut vorbereitet das Gespräch zu suchen und nicht auf den anderen zu warten!

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Gibt es durch den Fachkräftemangel mehr Chancen, ein besseres Gehalt zu verhandeln?

Der Fachkräftemangel in Deutschland verschärft sich in vielen Bereichen und Berufsfeldern immer mehr. Doch inwieweit kann das auch Einfluss auf mein Gehalt nehmen? Wer die richtigen Qualifikationen mitbringt, könne auch mehr rausholen, erklärt Ljubow Chaikevitch:

„Grundsätzlich ist es so, dass wenn man wirklich eine Vorerfahrung mitbringt und sich in einem Bereich bewirbt, wo es Fachkräftemangel gibt, erlebe ich viele Arbeitgeber, die auf jeden Fall bereit sind, am Gehalt zu drehen“, so die Verhandlungsexpertin. Klar sei aber auch, dass man Erfahrung mitbringen müsse und auch Erfahrungen aufbaut.

„Wenn ich was Besonderes kann, was der Arbeitgeber gerade braucht und was besonders selten ist, dann ist es natürlich leichter ein höheres Gehalt zu verhandeln. Das gleiche Thema haben wir zum Beispiel auch im öffentlichen Dienst. Dort haben wir die Regelung, dass, wenn eine Arbeitskraft so schwer zu kriegen ist und eine besondere Fähigkeit hat, diese Person auch höher einstufen darf.“ Anders sehe es natürlich bei Stellen aus, wo es viele Bewerber, die qualifiziert sind, für eine Stelle gebe, erklärt Chaikevitch.

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