Ergebnisse der US-Forscher in der Kritik

Lockdown-Maßnahmen retteten kaum Leben? Experten nennen Studie unwissenschaftlich

Sind die Corona-Maßnahmen in Deutschland noch notwendig? Ernüchternde Studie
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Ernüchternde Studie
Sind die Corona-Maßnahmen in Deutschland noch notwendig?

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Auf Lockdowns wurde in der Pandemie sehr viel Hoffnung gelegt, um die Corona-Verbreitung zu bremsen. Am Mittwoch folgte die ernüchternde Erkenntnis einer Studie von Wissenschaftlern der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore: Die strikten Maßnahmen sollten in den USA und in Europa keine Leben gerettet haben. Jetzt kritisieren deutsche Wissenschaftler scharf: Diese Studie sei unwissenschaftlich. Im Video erklärt Virologe Prof. Dr. Klaus Stöhr, warum es schwierig ist, die aktuellen Corona-Regeln in Deutschland zu rechtfertigen.

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Studien-Ergebnisse "nicht haltbar"

Die Kernaussage der amerikanischen Studie, Lockdowns verhinderten keine oder kaum Todesfälle, ist aus Sicht des Leiters des Instituts für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie an der Universität Marburg, Max Geraedts, „nicht haltbar“. Geraedts macht darauf aufmerksam, dass die Studie absichtlich nicht die Ergebnisse anderer hochwertiger Studien berücksichtigt habe.

Auch Ökonom Andreas Backhaus von der Ludwig-Maximilians-Universität München zweifelt die Studie aus den USA an. Ihm zufolge seien die grundlegenden herangezogenen Studien „nicht übermäßig überzeugend“, bekamen aber jedoch am meisten Gewicht.

Im Video: Timo Ullrichs kritisiert US-Studie zu Lockdowns - und gibt Lockerungsperspektiven

Zudem merken deutsche Wissenschaftler an, dass die Studie der Nichtigkeit des Lockdowns in keinem wissenschaftlichen Journal herausgegeben wurde. Stattdessen wird sie auf einer Webseite veröffentlicht, was „unüblich und unwissenschaftlich“ sei.

Virologe Friedemann Weber von der Universität Gießen weist darauf hin: „Dadurch umgehen die Autoren die Begutachtung durch Fachleute, eine der wichtigsten Maßnahmen zur Qualitätssicherung in der Wissenschaft. Studien im Eigenverlag herausgeben ist absolut unüblich und unwissenschaftlich.“ In seinen Augen ist die Studie der Johns-Hopkins-Universität also offenbar mehr Stimmungsmache als Wissenschaft.

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Aber was genau sagt die fragwürdige Studie überhaupt? Die Forscher aus den USA wollen mehr als 18.000 weltweite Studien zu den Pandemiefolgen, , die sich mit der Übersterblichkeit seit Anbeginn der Pandemie beschäftigt haben, untersucht und diese genauer analysiert haben.

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