Solidarität mit den ukrainischen Bürgern

So überwältigend ist die Anteilnahme und Hilfe in Deutschland

Irakli Kemertelidze ist Georgier und lebt in Berlin. Dort betreibt er ein Restaurant. Die Bilder aus der Ukraine, das viele Leid, die Ausweglosigkeit vieler Menschen. All das, kann der Wahlberliner nicht tatenlos mitansehen und startet vor 28 Stunden einen Aufruf auf Facebook. Was dann folgt, ist eine riesige Welle der Solidarität, die den Wirten selbst sprachlos gemacht hat.
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In Berlin: 70 Tonnen Hilfsgüter in 28 Stunden gesammelt

Berliner Wirt sammelt Spenden.
Wahlberliner Irakli Kemertelidze startet Aufruf auf Facebook für Ukrainer in Not und löst Welle der Solidarität aus.
TV News Kontor

Im Rheingauviertel in Berlin betreibt Irakli Kemertelidze eigentlich ein georgisches Restaurant. Seine Freunde nennen ihn „Herkules“ und mit seinem Spitznamen hält er auch, was er verspricht. Denn als Krieg in der Ukraine ausbricht und sich die Lage für die Zivilisten dramatisch zuspitzt, entscheidet er sich kurzerhand, seinen Laden zur Verfügung zu stellen, um dort Hilfsgüter für geflüchtete ukrainische Bürger zu sammeln. Er postet diese Idee in den sozialen Netzwerken und kann sich danach vor lauter Unterstützung kaum retten.

„Ich wollte die Spenden eigentlich in mein Auto packen und die Sachen dann selbst hinfahren. Aber es haben sich so viele gemeldet, dass wir innerhalb von sieben Stunden drei volle LKW geladen haben. Dann am Abend nochmal drei LKW und heute im Laufe des Tages nochmal einen 20 Tonner. Das heißt, wir haben 70 Tonnen Hilfsgüter nur aus Berlin-Mitte gesammelt. Geholfen haben Deutsche, Russen, Ukrainer. Alle“, erzählt Irakli Kemertelidze.

Friedensdemos in ganz Deutschland - Hunderttausende Menschen auf der Straße

Friedensbotschaft: "Lasst uns Brücken bauen."
Ukraine-Konflikt: Künstlergruppe setzt Zeichen für Frieden auf stillgelegter Autobahnbrücke 45 bei Lüdenscheid.
Youtube Willi&Söhne

Diese riesige Welle der Unterstützung spiegelt sich in ganz Deutschland wider. Hunderttausende Menschen, die ihre Solidariät auf Friedensdemos im ganzen Land bekunden.

Außerdem fanden auch einzelne „ganz große“ Aktionen statt. Wie beispielsweise in Neumünster, wo 170 Einsatzkräfte am Abend zur Schweigeminute in der Innenstadt auf der Straße waren. Oder auch das wunderbare Zeichen, das eine Künstlergruppe auf der stillgelegten Brücke der Autobahn 45 bei Lüdenscheid setzte. Sie malten mit drei Tonnen weißer Farbe den Schriftzug: „Lasst uns Brücken bauen.“

Beeindruckend ist aber auch die Spendenbereitschaft der Deutschen. Allein beim RTL-Spendenmarathon sind bisher bereits 2.482.020 Euro zusammengekommen (Stand 28.02.2022, 13 Uhr). Eine unglaubliche Summe.

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„Wenn jemand mit mir fahren will, nehme ich auch Leute mit zurück."

Solidarität mit den ukrainischen Bürgern: Zeichen des Friedens kommen aus ganz Deutschland.
Schweigeminute von 170 Einsatzkräften in Neumünster.
RTL

Für seine ganz eigene Hilfsaktion hat Irakli Kemertelidze eigene LKW beladen und noch weitere gemietet. Um alle Hilfsgüter auch transportieren zu können. Der Wahlberliner zählt auf, was bisher gesammelt wurde: "Wir haben Medikamente, Kindersachen, Essen, wir haben alles da, was jetzt nötig sein könnte. Natürlich auch Schlafsäcke, was sehr wichtig ist.“

Viele haben ihm auch Geld mitgegeben, für alles, was noch benötigt wird. Für Menschen vor Ort beispielsweise, die kein Geld mehr haben für Sprit, Tickets oder sonstiges.

Weiter erzählt der Restaurantbetreiber, er habe einen ukrainischen Freund, der habe seine Mutter aus dem Kriegsgebiet nach Berlin geholt. Von ihm wisse er, dass die Notunterkünfte überfüllt seien, Frauen und Kinder teilweise im Stehen dort ausharren müssten.

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Die EU-Kommission erwartet die größte humanitäre Krise in Europa seit vielen Jahren. "Was die humanitäre Lage insgesamt angeht, so wird derzeit mit über sieben Millionen Vertriebenen in der Ukraine gerechnet", sagt der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenmanagement, Janez Lenarcic gegenüber der dpa.

Für den Rückweg hat Irakli Kemertelidze sich deswegen vorgenommen: „Wenn jemand mit mir fahren will, nehme ich auch Leute mit zurück." (mca)

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