U-Boot-Experte erklärt

Darum finden sie Trümmer, aber nicht die Titan-Toten!

Vom einstigen Traum sind nur noch Trümmer übrig!
Es sind Bilder, die berühren. Die Küstenwache zieht die geborgenen Trümmerteile der „Titan“ aus dem Atlantik. Das U-Boot, das mit den fünf Insassen auf dem Weg zur Titanic war, ist implodiert. Doch warum können dann noch so große Teile des Wracks geborgen werden – Menschen jedoch nicht?

U-Boot-Experte: „Die Teile sind nicht weiter komprimierbar“

Philippe Epelbaum
Philippe Epelbaum betreibt in der Schweiz ein U-Boot-Unternehmen und bietet selbst Touren an.
Philippe Epelbaum

Fakt sei: Dass das U-Boot auf dem Weg zur Titanic bei etwa 2.000 Meter Tiefe implodiert sein muss. Das Begleitschiff verlor nach etwa anderthalb Stunden plötzlich die Kommunikation und das Signal zur „Titan“. Auch U-Boot-Experte Philippe Epelbaum bestätigt im RTL-Interview die Implosion, sagt: „Hätte es sich um ein Leck gehandelt, wäre das U-Boot vollgelaufen. Die Insassen hätten die Möglichkeit gehabt einen Notruf zu senden. Das wäre in dieser Zeit noch möglich gewesen.“

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Stattdessen ging alles sehr schnell, denn eine Implosion passiert in Millisekunden. „Bei einer Implosion drückt der Druck von außen nach innen. Das heißt die Hohlräume werden eingedrückt. Wenn das passiert, ist auf jedem Teil derselbe Druck“, erklärt Epelbaum, der selbst U-Boot-Touren in der Schweiz anbietet. „Dann sind die Teile nicht weiter komprimierbar“, führt der Experte weiter aus. Aus diesem Grund konnte die Küstenwache so große Teile aus dem Ozean bergen.

Wieso können keine menschlichen Überreste geborgen werden?

Problem: Im Gegensatz zu den U-Boot-Teilen können Menschen in keinerlei Hinsicht so großem Druck standhalten. „Wir Menschen haben ebenfalls Hohlräume, wie die Nase, den Hals oder die Ohren“, sagt Philippe Epelbaum. Das heißt, wir implodieren ebenfalls.

Auch in unseren Knochen befindet sich Luft. Diese werden bereits bei einer Tiefe von 1.000 Meter eingedrückt, erklärt Epelbaum. „Wenn dann plötzlich der gesamte Druck auf unseren Körper einwirkt, werden wir komplett zerdrückt“, so der Experte. Der passionierte U-Boot-Fahrer stellt außerdem klar, dass nicht das U-Boot die Menschen zerdrückt hat, sondern die enorme Wasserkraft. Hoffnung, dass Leichen geborgen werden können, ist also auszuschließen. „Die Insassen werden nur noch über Kleidung und DNA-Spuren identifizierbar sein“, sagt der Experte.

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Bergung von großen U-Boot-Teilen: Experte Jürgen Weber ist überrascht

„Als ich die großen U-Boot-Teile gesehen habe, war ich überrascht“, sagt Jürgen Weber im RTL-Interview. Der ehemalige U-Boot-Kommandant und Geschäftsführer des deutschen U-Boot-Verbands geht aber ebenfalls davon aus, dass die „Titan“ implodiert ist. Für ihn liegt die Erklärung der großen Teile zunächst in den verschiedenen Materialen des U-Boots. „Denkbar ist, dass sich Implosionen bei Druckkörpern mit verschiedenen Materialeigenschaften (Rumpf aus Kohlefasermaterialien, Bug- und Heckverschluss aus Titan) sehr viel anders auswirken als die Druckkörper aus einer einzigen Metalllegierung oder Stahlart“, sagt Weber.

Jürgen Weber geht also davon aus, dass die „Titan“ an ihren Verbindungsstellen eingedrückt worden und somit implodiert ist. Danach folgt die Erklärung von Epelbaum: Ist erstmal auf beiden Seiten derselbe Druck, passiert nichts mehr weiter mit den Teilen, aber der Mensch habe keine Chance.

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