Expedition in vier Kilometer Tiefe Titanic-U-Boot implodiert: Das ist mit den fünf Passagieren passiert

Drama in den Tiefen des Atlantiks!
Inzwischen herrscht traurige Gewissheit darüber, dass die fünf Passagiere des U-Boots tot sind. Das Tauchboot soll bereits am Sonntag implodiert sein. Ein Experte erklärt nun, ob die Angehörigen noch auf eine Bergung der Leichen hoffen können.

Was passiert bei einer Implosion?

June 22, 2023, Boston, Massachusetts, USA: A handout photo taken on June 21, 2023 and made available June 22, 2023 by the US Coast Guard shows a Coast Guard Air Station Elizabeth City, North Carolina HC-130 Hercules airplane flies over the French research vessel, L Atalante approximately 900 miles East of Cape Cod during the search for the 21-foot submersible, Titan. Five people who were on a sub that went missing during a voyage to the wreckage of the Titanic are believed to be dead, the company that planned the trip said. The announcement was made after a deep-sea robot found a debris field while searching for the sub, the U.S. Coast Guard said Thursday. Boston USA - ZUMA 20230622_new_z03_031 Copyright: xPettyxOfficerx1stxClassxAmber/USxCoastxGuardx
Flugzeuge und Boote suchten nach dem vermissten U-Boot. Ein Tauchroboter konnte die Trümmerteile am Donnerstag aufspüren.
www.imago-images.de, IMAGO/ZUMA Wire, IMAGO/Petty Officer 1st Class Amber/US Coast Guard

Die US-Küstenwache bestätigte am Donnerstagabend, dass Trümmerteile des „Titan“-U-Boots gefunden worden sind. Diese Teile lassen darauf schließen, dass das Tauchboot bereits am Sonntag – nachdem das Signal verloren ging – implodiert ist. Die Insassen sollen laut Ex-Marineoffizierin Aileen Marty einen „schmerzlosen Tod“ gehabt haben. Doch was genau passiert bei einer Implosion?

Eine Implosion passiert dann, wenn der Außendruck größer ist als der Innendruck. Das Wrack der Titanic liegt auf einer Tiefe von 3.800 Metern. Dort herrscht ein Druck von circa 380 bar. Zum Vergleich: ein gut gefüllter Autoreifen misst circa 2 bis 3 bar.

Das U-Boot hat also dem Druck offenbar nicht standgehalten – sehr zur Verwunderung von Experte Jürgen Weber. Der ehemalige U-Boot-Kommandant und Geschäftsführer des deutschen U-Boot-Verbands sagt im Interview mit ntv: „Ich habe persönlich nicht mit einer Implosion gerechnet. Dieses Boot ist mehrfach abgetaucht, müsste also druckfest gewesen sein. Wieso das U-Boot dem Druck jetzt doch nicht standhalten konnte, kann ich nicht sagen. Das muss eine Untersuchung ergeben“.

Lese-Tipp: Ehefrau des „Titan“-Piloten stammt von berühmten Titanic-Paar ab

Ist das U-Boot zu schnell abgetaucht?

Iskender Sahin
Iskender Sahin vermutet, dass das U-Boot zu stark aufgeschlagen ist und so eine Implosion ausgelöst hat.
Reuters

Ein anderer Experte hat eine weitere Theorie wie es zur Implosion gekommen sein könnte. Iskender Sahin ist Professor für Maschinenbau und Luft- und Raumfahrttechnik. Er vermutet folgendes: „Zuerst haben sie die Kommunikation verloren, also war die Funkverbindung schlecht. Dann begann es offensichtlich schneller zu sinken. Das bedeutet, dass die Antriebe nicht funktionierten. Also funktionierten die Triebwerke, die es auf und ab bewegen, nicht. Ich gehe also davon aus, dass es sich zu diesem Zeitpunkt nicht nur um den klaren Abstieg handelte, sondern dass es sich tatsächlich nur um ein Abtauchen auf den Grund handelte. Dieser Aufprall könnte also diese Katastrophe verursacht haben“, sagt er im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Was ist bei der Implosion mit den fünf Passagieren passiert?

Die Familien und Angehörigen der fünf Abenteurer müssen nun Abschied nehmen. Besonders schwer muss die Tatsache sein, dass die Rettungscrew die Leichen vermutlich nicht bergen kann. Implodiert ein U-Boot, dann zieht es sich im Bruchteil einer Millisekunde wie eine Coladose zusammen – und mit ihnen die Passagiere. Laut Marty sollen sie von dieser Katastrophe gar nichts mitbekommen haben. „Das ganze Ding ist kollabiert, bevor die Menschen darin überhaupt bemerken konnten, dass es ein Problem gab“, sagt sie.

+++ Alle aktuellen Entwicklungen zu dem verunglückten U-Boot in unserem Liveticker auf RTL.de +++

„Bei einer Implosion mit etwa 300 bar von außen an Überdruck, da dürfte außer dem Metall nicht mehr viel erhalten bleiben“, sagt Jürgen Weber auf die Frage hin, ob die Leichen noch geborgen werden könnten.

Die fünf Passagiere haben laut Weber ihr Leben leichtfertig aufs Spiel gesetzt, denn das U-Boot war nicht zertifiziert. Wieso das erlaubt ist? „Es taucht auf hoher See auf freiem Seegebiet, außerhalb jeder Rechtsprechung“, erklärt der Geschäftsführer des U-Boot-Verbands. Anscheinend könne man dort machen, was man will. (amp)

Lese-Tipp: Oceangate wurde vor möglichen „katastrophalen“ Problemen mit der Titanic-Mission gewarnt