Heftige Vorwürfe gegen Tiefsee-Unternehmen
Oceangate wurde vor möglichen „katastrophalen“ Problemen mit der Titanic-Mission gewarnt
Hätte die Tragödie um die Titanic-Mission verhindert werden können?
Bereits vor fünf Jahren warnten Experten das Unternehmen Oceangate vor möglichen Gefahren, berichtet die New York Times. Passiert sei jedoch nichts.
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Experten warnten schon 2018 vor Sicherheitsmängeln bei Tauchboot "Titan"
Etwa 100 Jahre nachdem die Titanic sank, fühlt sich das Unternehmen Oceangate berufen, Trips für reiche Touristen zum Wrack in über 3.800 Meter Tiefe zu organisieren. Doch bereits im Jahr 2018, bei der Übergabe der „Titan“ an eine neue Besatzung, soll ein Expertenteam Alarm geschlagen haben.
Die BBC berichtet unter Berufung auf US-Gerichtsdokumente, der ehemalige Oceangate-Mitarbeiter David Lochridge habe 2018 vor potenziellen Sicherheitsproblemen gewarnt. Mängel im Karbonrumpf des Boots könnten ohne strengere Tests unentdeckt bleiben, hieß es da vom damaligen Direktor für maritime Angelegenheiten bei Oceangate.
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Nur zwei Monate später sollen sich laut New York Times auch Forschende aus Tiefseeforschern, Ozeanographen und Branchenkollegen in einem Brief an Oceangate-Gründer Stockton Rush gewandt haben. Darin kritisieren sie, dass wichtige Industriestandards für die Schiffssicherheit nicht erfüllt worden seien, etwa bei Sichtfenster, die nur bis zu einem Druck von 1.300 Meter zugelassen waren – obwohl Oceangate vorhatte, Passagiere bis zu 4.000 Meter Tiefe mitzunehmen. Die Forschenden warnten vor „möglichen Katastrophen“, schreibt die New York Times.
Doch statt die Bedenken Ernst zu nehmen und das Schiff anzupassen, entschied sich Oceangate für das Gegenteil: Sie feuern den eigenen Experten David Lochridge.

Oceangate-Chef Rush: "Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, stehen Sie am besten nicht auf"
Die Zweifel an der Sicherheit der „Titan“ wurden auch durch Oceangate-Chef Rush befeuert. In einem Podcast des CBS-Reporters David Pogue, der 2022 mit der „Titan“ mitgefahren war, sagte Rush: „Wissen Sie, irgendwann ist Sicherheit reine Verschwendung. Ich meine, wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, stehen Sie am besten nicht auf. Steigen Sie nicht in Ihr Auto. Tun Sie gar nichts.“ Ironie des Schicksals: Unter den fünf Vermissten an Bord der verschollenen „Titan“ ist auch der Oceangate-Gründer Rush.
Oceangate-Sprecher: Kein Kommentar
Wie die New York Times weiter berichtet, lehnt es ein Sprecher von Oceangate ab, sich zu der fünf Jahre alten Kritik zu äußern.
Rush, der Oceangate im Jahr 2009 gründete, verlangt bis zu 250.000 Dollar pro Person für die Möglichkeit, das Wrack der Titanic zu besichtigen. (kra)