Rasse Cavalier King Charles Spaniel in Norwegen bald verboten - ein Kommentar
„Ich wünsche mir ein Zuchtverbot für Hunde wie meine Luna“
Zuchtverbot für die Rasse meines Hundes? Unbedingt!
Meine Hündin Luna, ein Cavalier King Charles Spaniel, ist mein größtes Glück. Ich liebe sie über alles. Gleichzeitig weiß ich aber, wie viele Hunde ihrer Rasse leiden müssen. In Norwegen wurde ein Zuchtverbot durchgesetzt. Absolut zurecht, wie ich finde. Ein Kommentar.
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Mein Hund ist ein Traum - aber ich mache mir jeden Tag Sorgen
Wenn man sich im Internet durchliest, was Hunde der Rasse Cavalier King Charles Spaniel ausmacht, meint man, den perfekten Hund gefunden zu haben. Sie gelten als verspielt, kinder- und tierlieb, gehen gerne raus, aber brauchen nicht unbändig viel Auslauf. Sie sind keine Kläffer und haben keinen ausgeprägten Jagd- oder Hütetrieb. Außerdem sind sie gelehrig und lernfreudig.
Auch meine Hündin Luna ist all das – ein absoluter Bilderbuchhund, bei dem ich kaum Erziehungsarbeit leisten muss. Doch jeden Tag mache ich mir Sorgen um sie. Denn weil Luna ein Cavalier King Charles Spaniel ist, wird sie vermutlich irgendwann Herzprobleme bekommen. Die Rasse ist sehr anfällig für Herzprobleme, vor allem Mitralklappeninsuffizienz.
Damit hört die lange Liste der Gesundheitsprobleme bei Cavalier King Charles Spaniel aber nicht auf. Außerdem neigen sie zu
Augenproblemen (u.a. Bindehautenzündungen, Dry-Eye-Snydrom)
Gelenkproblemen (u.a. Patellaluxation, Hüftdysplasie)
neurologischen Erkrankungen, weil der Schädel der Tiere zu klein ist (Syringomyelie und Chari-ähnliche Malformation).
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Im Video: Warum Rassemerkmale oftmals Missbildungen sind
Warum Cavalier King Charles Spaniel so viele Vorerkrankungen haben
Der Grund für diese diversen Vorerkrankungen ist zum einen, dass die Tiere so gezüchtet wurden, dass sie möglichst „süß“ aussehen. Sie erfüllen das Kindchen-Schema: Große Augen, kleiner Kopf, große Puschelpfötchen und lange Ohren. Tatsächlich höre ich sehr oft, wie „niedlich“ mein Hund aussieht. Kleine Kinder denken oft, es handele sich um die reale Version von „Susi“ aus dem Disney-Klassiker „Susi und Strolch“.
Doch das niedliche Aussehen des Hundes ist Ursache für viele Krankheiten. Die Augenkrankheiten sind auf die viel zu großen Augen zurückzuführen, die oft trocken werden. Der zu klein gezüchtete Schädel bedingt neurologische Krankheiten. Und der lange Körper führt zu den Gelenk- und Rückenproblemen.
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Die Herzkrankheiten vieler Cavalier King Charles Spaniel gehen hingegen auf die Zucht an sich zurück. Weil über Jahrhunderte hinweg immer wieder mit sehr wenigen Tieren gezüchtet wurde, ist der Genpool heute sehr begrenzt. Deshalb haben so viele Hunde die gleichen Herzprobleme. Einer Studie der Universität Uppsala zufolge tragen Cavalier King Charles Spaniels sogar mehr krankheitsverursachende Genmutationen in sich als alle andere Hunderassen!
Eure Meinung zählt!
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Ich wünsche mir überall ein Zuchtverbot wie in Norwegen!
Kein Wunder also, dass Tierschützer seit Jahren dafür kämpfen, dass Cavalier King Charles Spaniel als Qualzucht anerkannt werden. So auch der norwegische Tierschutzverein Dyrebeskyttelsen Norge. Nachdem ein Gericht in Oslo schon im vergangenen Jahr sich für ein Verbot ausgesprochen hatte (RTL berichtete), gab dem nun auch der norwegische Oberste Gerichtshof recht. In ganz Norwegen ist die Zucht jetzt verboten.
Der Schritt erscheint drastisch, ist aus meiner Sicht aber der einzig richtige. Auch, um zu verhindern, dass auf dem Rücken der Tiere Profit gemacht wird. Dabei weiß ich genau, wovon ich spreche. Ich habe meine Luna nämlich aus dem Tierschutz.
Sie stammt von einem sogenannten „Vermehrer“. Bei solchen Menschen werden die Hunde auf engstem Raum gehalten und dienen lediglich als Gebärmaschinen. Bringen sie keinen Profit mehr oder werden zu krank, kommen sie ins Tierheim. In der Regel sind sie nicht stubenrein, schon älter und haben auch Vorerkrankungen. Oft bekommen sie keine zweite Chance mehr.
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Ich schreibe diesen Text, während Luna friedlich neben mir schläft. Heute geht es ihr gut. Ich versuche, ihr ein möglichst schönes und langes Leben zu ermöglichen. Und dennoch hoffe ich, dass es in ein paar Jahren – auch im Tierschutz – keine Cavaliers mehr gibt. Denn kein Tier sollte leiden müssen, nur, weil Menschen es so besonders niedlich finden.
Anmerkung: Dieser Artikel erschien erstmals im Oktober 2023 auf RTL.de