Tierheim rettet die verletzte Hündin

„Erlöse mich von meinen Schmerzen“: Herzlose Besitzer setzen schwerkranke Molly zum Sterben aus

Nach der Not-OP muss Molly eine Halskrause tragen. Die Hündin ist auf dem Weg der Besserung.
Nach der Not-OP muss Molly eine Halskrause tragen. Die Hündin ist auf dem Weg der Besserung.
Tierheim Roggendorf
von Johanna Kroke und Jessica Sander

Ihre Besitzerin wollte, dass die Hündin stirbt!
Alleine ihrem Schicksal ausgeliefert ist Molly an einer Straßenlaterne angebunden. Bei sich hat das schwerkranke Tier einen Brief: Molly will von ihrem Leid erlöst werden, schreibt die Besitzerin darin. Doch Dank eines Anwohners kommt es zum Glück anders. Molly lebt!

Tierärztin stellt fest: Hündin muss seit Wochen Schmerzen haben

"Guten Morgen liebes Tierheim," diesen Brief aus Mollys Perspektive lassen die Besitzer bei der ausgesetzten Hündin zurück.
"Guten Morgen liebes Tierheim," diesen Brief aus Mollys Perspektive lassen die Besitzer bei der ausgesetzten Hündin zurück.
Tierheim Roggendorf

Wie lange die Hündin dort gesessen hat, ist völlig unklar. Sicher ist nur, sie muss schon seit Wochen starke Schmerzen gehabt haben. „Das wird schon erheblich gewesen sein und das verläuft auch nicht selten tödlich“, erzählt Meike Jaworkski, Leiterin des Tierheims Roggendorf, im Gespräch mit RTL. Denn Molly hatte eine Gebärmuttervereiterung, die zwingend behandelt werden musste. „Die Gebärmutter war zehnmal so groß, wie sie eigentlich sein müsste,“ so die 39-jährige Tierpflegerin.

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Ein aufmerksamer Anwohner entdeckt Molly bei einem Spaziergang. Ihr Frauchen hatte sie an ein Straßenschild zwischen Ratzeburg in Schleswig-Holstein und Gadebusch in Mecklenburg-Vorpommern angebunden. Mit dabei hat die Hündin einen Brief. Darin schreib die Besitzerin aus der Perspektive der Hundedame: „Ich bin Molly, 12 Jahre alt. Ich bin sehr krank, spuke Blut….Mein Frauchen weiß nicht weiter. Bitte erlöse mich von meinen Schmerzen und lasst mich über die Regenbogenbrücke gehen.“

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Not-OP rettet der Hündin das Leben

Durch die Polizei kommt Molly ins Tierheim Roggendorf. Der erste Eindruck – eigentlich ganz postiv. „Erstmal wirkte die Hündin gar nicht verletzt“, erinnert sich die Leiterin, die auch als Tierpflegerin arbeitet. Erst als die Hündin beginnt sich zu putzen, wird Meike Jaworski der Ernst der Lage bewusst. „Dann hat sie plötzlich einen riesen Schwall Eiter und Blut ausgeschieden.“ Das sei auch für die Tierärztin ein totales Alarmzeichen gewesen, erinnert sich die 39-Jährige. Vom Tierheim geht es direkt in die Praxis. Als letzte Rettung kommt nur noch eine Not-OP infrage.

Zum Glück geht alles gut. „Wir sind alle glücklich, sie so fröhlich zu sehen“, atmet die Leiterin des Tierheims auf. Inzwischen ist Molly auf dem Weg der Besserung. Anstatt den Tod als Erlösung, wie ihr ehemaliges Frauchen sich das gewünscht hat, hat Molly ein neues Leben geschenkt bekommen.

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Was Besitzer in Notsituationen tun können

Für Meike Jaworkski sei das herzlose Verhalten der Besitzerin nur schwer nachvollziehbar. „Offensichtlich war Molly zwölf Jahre ein geliebtes Familienmitglied und jetzt, wo sie alt und krank ist, wird sie abgeschoben.“ Das sei keine Art und Weise, mit der Verantwortung umzugehen, die Besitzer gegenüber ihrem Tier haben. Der einzig richtige Weg sei es, sich um das Tier zu kümmern, einen Tierarzt aufzusuchen und das Leid des Tiers zu behandeln.

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„Es gibt Notlagen, aber da gibt es eben noch Zwischenstufen,“ so die 39-Jährige. Besitzer können sich immer Rat bei einem Tierarzt holen. Auch wenn es um die Behandlungskosten gehe. Viele Ärzte würde eine Zahlung in Raten akzeptieren, erklärt Jaworkski. „Einfach die Verantwortung wegzuschieben, ist der denkbar schlechteste Weg.“

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Der Tierheimleiterin geht es nicht darum, jemanden zu verurteilen, im Gegenteil. Molly wurde offenbar in dem Wissen ausgesetzt, dass jemand sie ins Tierheim bringen würden. „Wir wollen auch bewusst die Atmosphäre so halten, dass auch Menschen, die in Not geraten, das Gefühl haben, dass sie sich an uns wenden können,“ wünscht sich Jaworkski. Sie könne zwar nicht alle Probleme lösen, aber das Tierheim sei immer bereit, gemeinsam eine Lösung für das Tier zu finden.

So können Sie helfen

Für Molly hat sich alles zum Guten gewendet. Die Hündin lebt jetzt bei einer Pflegefamilie, wo sie erst mal zur Ruhe kommen soll. Wie es für Molly weiter geht, soll im Verlauf der Heilung entschieden werden. Mit der Zeit schwindet bei Meike Jaworkski aber die Hoffnung, dass sich die ehemaligen Besitzer des Tiers noch beim Tierheim melden. „Sucht das Gespräch, meldet euch. Wir finden eine gemeinsame Lösung,“ Worte, die die Leiterin dennoch an Mollys alte Familie richtet.

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Das Tierheim Roggendorf ist wie viele andere Tierheime auch auf Spenden angewiesen. Nur so kann Findel-Tieren wie Molly geholfen werden. Die Operation der Hündin und die Nachbehandlungen kosten etwas 2.500 Euro – doch die seien jeden Cent wert.