Sägewerke profitieren vom Boom

Holzpreise explodieren – aber im Wald kommt nichts davon an

Holzpreise
Wegen Hitze, Stürmen und Borkenkäfern mussten massenhaft Fichten geschlagen werden. Das drückt den Preis.
deutsche presse agentur

Die Nachfrage nach Holz ist groß, trotzdem sehen sich die hessischen Waldbesitzer im Nachteil. Preissteigerungen für den weltweit gefragten Baustoff kommen bei ihnen nicht an: Diese betreffen das Schnittholz der Sägeindustrie, nicht das Rundholz beziehungsweise Rohholz aus dem Forst, wie Christian Raupach sagt.

Hitze, Stürme und Borkenkäfer: Geschädigte Bäume drücken den Preis

ARCHIV - 11.09.2019, Sachsen-Anhalt, Wernigerode: Wanderer gehen im Nationalpark Harz an abgestorbenen Fichten vorbei. Die Nadelbäume fielen dem Borkenkäfer zum Opfer. (zu dpa-Text «Forstbetrieb: Gefahren im Wald nicht unterschätzen») Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/zb/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Wo der Borkenkäfer wütet, sind die Bäume meist nicht mehr zu retten.
kdg jat dna, dpa, Klaus-Dietmar Gabbert

Raupach ist geschäftsführender Direktor des hessischen Waldbesitzerverbandes, der private und kommunale Eigentümer vertritt. "Es ist ein gespaltener Markt." Der Rohholzpreis sei seit 2015 kontinuierlich gesunken. "Tiefpunkt war Oktober 2020." Und der Landesbetrieb Hessen-Forst stellt fest: "Die Waldbesitzenden, die das Rohholz zur Verfügung stellen, profitieren noch nicht in dem Maße wie Holzhändler und Sägewerker vom Verkauf der Schnittholzware.“

Hitze, Stürme und Borkenkäfer haben in den zurückliegenden Jahren große Waldareale auch in Hessen schwer geschädigt. Bäume, insbesondere Fichten, mussten massenhaft geschlagen werden und füllten den Markt. "Das Schadholz ist die Ursache dafür, dass die Preise so gedrückt wurden", sagt Raupach.

Rohstoffmangel: Schreiner hamstern Holz wie Klopapier

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Deutschland exportiert Rekordmengen an Holz

Im vergangenen Jahr exportierte Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die Rekordmenge von 12,7 Millionen Kubikmeter Rohholz. 2020 wurden demnach so viele Bäume geschlagen wie noch nie seit der deutschen Wiedervereinigung - rund 80,4 Millionen Kubikmeter Holz. Schlecht für die Waldbesitzer: Das sogenannte Schadholz machte dabei weit mehr als die Hälfte aus. Für "Käferholz" gibt es beim Händler deutlich weniger Geld.

Hessens Wälder: Mehr als nur Holz-Produzenten

28.04.2021, Hessen, Stockstadt: Andrea Fuest (r), Natur-Resilienz-Trainerin, und Ulrike Messerer von der Volkshochschule Kreis Groß-Gerau (KVHS) sitzen im Naturschutzgebiet Auwald Kühkopf bei Stockstadt unter einer Eiche. Ein Spaziergang im Wald ist für viele Menschen gerade in der Corona-Pandemie eine willkommene Abwechslung. Intensiver kann man seine Umwelt aber beim Waldbaden erleben. Fuest bietet in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Groß-Gerau Kurse an. Es dient dem Stressabbau und ist Burnout-Prävention. (zu dpa "Am Baum ruhen und den Wald genießen - Waldbaden als Gesundheitsschutz") Foto: Arne Dedert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Erholung in der Natur: Hessens Wälder sind mehr als ein Holz-Markt.
ade htf, dpa, Arne Dedert

Nicht nur die Preise machen den Waldbesitzern Sorgen. Hinzu kommen Kosten für die Wiederaufforstung. Manche Eigentümer in Hessen hätten durch Hitze und Käfer ein Drittel ihres Waldes verloren, der neu gepflanzt werden müsse, berichtet Raupach. Pro Hektar, der aufgeforstet wird, fallen demnach bis zu 30.000 Euro an. Die wirtschaftliche Situation der Forstbetriebe bezeichnete er insgesamt als "historisch katastrophal". In manchen Teilen Deutschlands stocken sogar Bauvorhaben, weil Material fehlt und die Preise für Rohstoffe durch die Decke gehen.

Den Waldbesitzern würde nicht nur eine "angemessene Steigerung" des Rohholzpreises helfen, sagt Verbandsdirektor Raupach. Da tue sich auch etwas, und die Sägeindustrie reagiere allmählich. Es gehe auch um die anderen Leistungen des Waldes, die etwa über den Energie- und Klimafonds bezahlt werden sollten. "Wald leistet deutlich mehr als nur Produktion von Holz", sagt Raupach und verweist auf dessen Klimaschutz- und Erholungsfunktion. (dpa/fge)