Ex-Mitglied drang in das Gebäude ein und schoss um sich
Acht Tote bei Zeugen-Jehovas-Blutbad: Amokläufer Philipp F. trug Pistole mit 29 Magazinen
Diese Tat versetzt Hamburg in eine Schockstarre. Am Donnerstagabend fielen plötzlich Schüsse in einem Gemeindehaus der Zeugen Jehovas. Später wurde klar: Es war wohl ein Amoklauf. Dabei wurden acht Menschen getötet. Hinter dem schrecklichen Angriff soll Philipp F. (35) stecken. Den Namen bestätigte Thomas Radszuweit, Leiter des Staatsschutzes, in einer Pressekonferenz. Bei dem mit einer Heckler & Koch P30 bewaffneten Sportschützen hätten die Ermittler neun leere Magazine und 20 weitere – mit je 15 Schuss Munition – in einem Rucksack gefunden.
Im Video: Polizei rettete sehr wahrscheinlich Menschenleben
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Veranstaltung der Zeugen Jehovas wird zum Blutbad
Am Donnerstag kurz vor 21.00 Uhr fallen in einem Gebäude der Zeugen Jehovas plötzlich Schüsse. Augenzeuge Gregor Miebach spricht im Interview mit RTL davon, dass der Schütze 25 mal abgedrückt haben soll. Die Polizei wird über die Schießerei durch zahlreiche Anrufe informiert.
Einsatzkräfte sind schnell am Tatort, darunter auch eine Unterstützungseinheit für besondere Einsatzlagen, die zufällig in der Nähe war. Die Beamten hören in einem oberen Geschoss des Gebäudes noch einen Schuss, finden dort kurz darauf eine leblose Person. Laut den Ermittlern soll sich der Amokschütze selbst erschossen haben.
Die Wohnung von Philipp F. wurde kurz nach Mitternacht durchsucht, wie Staatsanwalt Ralf Anders erklärte. Dort fanden die Ermittler 15 Magazine mit 15 Schuss Munition - zusätzlich 200 Patronen. Als Sportschütze besaß er die als Tatwaffe identifizierte Pistole legal, nach offiziellen Angaben seit Dezember 2022.

Zeugen Jehovas erschossen: Schütze soll Gemeinde im Streit verlassen haben
Bei dem Mann soll es sich um Phillip F. handeln, das berichteten zuerst „Bild“ und der „Spiegel“. Der 35-Jährige war ein ehemaliges Mitglied der Gemeinschaft, die er vor anderthalb Jahren im Streit verlassen haben soll. Der mutmaßliche Täter war bei der Polizei bisher nicht aktenkundig, wie Ralf Martin Meyer, Polizeipräsident Hamburg, erklärte.
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Auf seiner Internetseite schreibt Philipp F., er sei in Memmingen geboren und in Kempten in einem streng evangelischen Haushalt aufgewachsen. Danach habe er eine Ausbildung zum Bankkaufmann in München gemacht. Während seines BWL-Studiums sei er herumgekommen, habe sich dann aber in Hamburg niedergelassen.
Auf seiner Website gibt F. auch seine Honorarvorstellungen für seine Dienste an: Satte 250.000 Euro am Tag, zuzüglich der Mehrwertsteuer von 19 Prozent. Die Begründung: Durch seine Beratung würde er seinen Kunden einen Gewinn von mindestens 2,5 Millionen Euro verschaffen. In Hamburg war er nach RTL-Informationen Kunde eines Büroraum-Vermieters.
Philipp F. besaß die Tatwaffe legal
Philipp F. hat die Tatwaffe nach offiziellen Angaben legal besessen. Die Behörden bestätigten, dass sie vor der Tat anonyme Hinweise zu einer möglichen psychischen Erkrankung des Verdächtigen erhalten hätten. F. habe laut dem Schreiben eine besondere Wut auf religiöse Anhänger, besonders gegen die Zeugen Jehovas und auf seinen ehemaligen Arbeitgeber gehegt. Inwieweit das mit der Tat zu tun haben könnte, wird noch ermittelt.
Die Beamten der Waffenbehörde hätten nach dem Hinweis recherchiert und Anfang Februar unangekündigt aufgesucht. Dies sei eine Standardkontrolle gewesen, bei der sich F. kooperativ zeigte. Es habe keine relevanten Beanstandungen gegeben. Die rechtlichen Möglichkeiten seien damit ausgeschöpft gewesen.
Im Video: Nachbar filmte Horror-Tat in Gemeinderäumen der Zeugen Jehovas
Hamburg Alsterdorf: Tote und Verletzte nach Amoklauf bei Zeugen Jehovas
Nach Polizeiangaben vom Freitagmorgen sind acht Menschen getötet worden, darunter offenbar auch der mutmaßliche Täter. Acht weitere Menschen wurden verletzt.
Die Polizei ermittelt weiter unter Hochdruck. Die Ermittler haben ein digitales Hinweisportal eingerichtet, auf das Zeugen Foto- und Videomaterial zur Tat oder relevanten Ereignissen in diesem Zusammenhang hochladen können. (dky)