Hängebusen an der Wand

Wie eine Künstlerin die Vielfalt von Körpern sichtbar machen will

Mit einer Keramikfeile raut Laura Solar den Ton an bevor sie den Henkel an der Uterus-Vase befestigt.
Mit einer Keramikfeile raut Laura Solar den Ton an bevor sie den Henkel an der Uterus-Vase befestigt.
RTL Nord

Vasen, die aussehen wie ein Uterus oder ein Gefäß mit Brüsten zum an die Wand hängen!
Es sind Formen von weiblichen und vor allem realistischen Körpern, die sich in vielen Arbeiten in Laura Solars Atelier in der Bremer Neustadt wiederfinden. Busen, Uterus oder Eileiter werden aus Ton zu Kunstobjekten gebrannt. Damit will die 34-Jährige ihre Kunden zum Schmunzeln bringen – und die Vielfalt und Tabus von Körpern sichtbar machen.
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Künstlerin: „Da ist Schmerz, da ist Leben, da ist Liebe drin"

Zentral in der Keramik-Sammlung sind die Uterus-Vasen.
Zentral in der Keramik-Sammlung sind die Uterus-Vasen.
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Die geschwungenen Henkel stellen die Eileiter dar, mit einem Werkzeug arbeitet Laura Solar ein Dreieck auf die Vorderseite der Vase – den Geburtskanal. Für die Künstlerin steckt eine ganz persönliche Bedeutung hinter ihren Uterus-Vasen. Die 34-Jährige leidet an Endometriose, einer unheilbaren Krankheit. Für betroffene Frauen ist diese oft mit enormen Schmerzen verbunden, ausgelöst durch Gewebe, das außerhalb der Gebärmutter wächst.

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Die Erkrankung ist für die 34-Jährige allgegenwärtig: So bleibt das Keramik-Geschäft an bist zu vier Tagen im Monat wegen den Endometriose-Schmerzen geschlossen. Den Umgang mit ihrem Körper und ihr Leben mit der Krankheit verarbeitet die Künstlerin im Ton: „Da ist Schmerz, da ist Leben, da ist Liebe drin – da sind ganz viele Aspekte meines Lebens drinnen. Und ich glaube, ganz viele Leute können sich damit identifizieren."

Im Video: Wie diese Promis mit Endometriose leben

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Laura Solar: „So gehen wir mit den Menschen mit Uterus in unserer Welt eigentlich auch um"

Während der Coronapandemie lernte die Künstlerin die Arbeit mit Keramik kennen und lieben. Sie probierte aus, schaute online Videos und holte sich Tipps von Kolleginnen und Kollegen – bis es endlich zum eigenen Laden reicht. Im Umgang mit ihrem Material bemerkt Solar viele parallel zum Leben: Eine ihrer Uterus-Vasen hat nach dem Brennen einen kleinen Riss. Solar habe überlegt, die Vase einfach wegzuwerfen. Doch dann fällt ihr auf: „Krass, wie man so denkt: wenn was nicht perfekt ist, dann schmeiße ich es halt weg. Und so gehen wir mit den Menschen mit Uterus in unserer Welt eigentlich auch um.“ Schließlich arbeitet sie die Vase um, macht aus dem vermeintlichen Makel etwas besonderes.

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Künstlerin fertigt Einzelstücke und Auftragsarbeiten

Ein Konzept, das aufgeht: Mit ihren sogenannten „Hängebusen“ bildet Laura Solar ab, wie vielfältig Körper seien können. "Ich hab welche mit amputierter Brust, ich habe welche mit ganzheitlicher Mastektomie – für Geschlechtsangleichung, ich habe Brüste mit Milch – die sind sehr beliebt.“ So kommen Frauen mit Brustkrebserkrankungen in ihren Laden, mit und ohne Brüste, Frauen, die stillen oder Frauen mit nur einem Eileiter – suchen nach Keramik und finden oft auch einen geschützen Raum für Gespräche.

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"Ich hab viele schöne Begegnungen, die ich in einem Schatzkästchen in meinem Herzen mit mir trage, weil man einfach merkt, dass die Leute sich so gesehen fühlen." Und so steht die Tür im Keramik-Laden von Laura Solar für alle offen, die mehr als einfach nur Keramik suchen.