Der Geruch gab ihr das Gefühl der Entspannung
Herzstillstand! Giorgia (14) starb an einer Überdosis Deo
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von Anna Kriller
Weil sich Giorgia Almira Green aus Derby in England mit dem Geruch ruhiger und entspannter fühlte, besprühte die 14-Jährige regelmäßig ihre Decke mit dem Deodorant, das ihre Mutter benutzte, und wickelte sich anschließend darin ein. Bis es im Mai 2022 offenbar zu viel war. Ihre Familie fand Giorgia bewusstlos in ihrem Schlafzimmer – Herzstillstand! Wie kann das sein? Und wie können Eltern ihre Kinder schützen?
"Wenn sie sich in irgendeiner Weise ein wenig ängstlich fühlte, sprühte sie dieses Spray auf"
Giorgia Green war ihren Eltern zufolge „ein kerngesundes, fittes Kind, das nie ernsthaft krank war“, wie sie auf ihrer Crowdfunding-Seite berichten. Doch als es am 11. Mai 2022 Zeit für den Trommelunterricht der 14-Jährigen war, war sie plötzlich nicht mehr ansprechbar. Der Grund: Das Mädchen hatte in einem Deodorant enthaltene Aerosole eingeatmet.
Wie ihr Vater Paul Green im BBC-Interview erzählt, war Giorgia Autistin und sehr empfänglich für Gerüche. „Wenn sie sich in irgendeiner Weise ein wenig ängstlich fühlte, sprühte sie dieses Spray auf und es gab ihr ein Gefühl der Beruhigung, weil es ein Deodorant war, das meine Frau benutzte. [...] Der Geruch gab ihr ein gewisses Gefühl der Entspannung“, so Green.
Das Problem: Giorgia sprühte das Deo nicht nur ein wenig in den Raum, sondern auf ihre gesamte Decke. Anschließend wickelte sie sich darin ein. In dieser Menge und Konzentration liegt vermutlich auch der Grund für den tödlichen Ausgang, vermutet Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht im Interview mit RTL.
Tod durch Überdosis Deo: Ist der Fall eine Ausnahme oder ist das Risiko tatsächlich hoch?
Medizinisch erinnere dieser Fall an den sogenannten „Sniffing Death“, erklärt Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht im Interview mit RTL. „Das Problem haben wir immer wieder.“
Beim „Sniffing Death“ schnüffeln Menschen absichtlich an den Gasen einer Dose, weil die Stoffe darin geeignet sind, das Bewusstsein zu verändern und einen Rauschzustand auszulösen, so Specht. Dieser müsse nicht immer nur angenehm sein. Hier komme es dem Mediziner zufolge immer wieder zu Todesfällen. In Amerika gehe man von 100-150 Toten pro Jahr aus, die Dunkelziffer sei vermutlich aber viel höher.
Dass es bei einem indirekten Einatmen wie bei Giorgia Green zum Herzstillstand gekommen sei, sei aber eher ein extremer Ausnahmefall. „Sie muss schon eine ganze Menge in die Decke gesprüht haben und sie muss das auch isoliert eingeatmet haben“, erklärt Specht. Ob bei der 14-Jährigen möglicherweise eine unerkannte Herzrhythmusstörung hinzukam, ist unklar, sei aber durchaus denkbar.
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Was genau ist hier medizinisch passiert?
Was in einem solchen Fall im Körper passiere, wisse man nicht genau. Sehr wahrscheinlich hat sie das Einatmen der Aerosole auf das Herz ausgewirkt – im Sinne eines Kammerflimmerns, vermutet Specht. Das Herz pumpe dann plötzlich ganz ganz schnell, aber ineffektiv. Was dann letztendlich zum Herzstillstand führe. Man vermute, dass das im Deodorant enthaltene Butan dies auslöse, genau wisse man es aber nicht, so der Mediziner weiter.
Wie können Eltern Ihre Kinder schützen?
Für Giorgias Eltern kommt jede Hilfe zu spät. Dennoch wollen sie andere Eltern warnen und mithilfe ihrer Crowdfunding-Seite für mehr Aufklärung sorgen. „Unser größter Wunsch ist, dass der Tod der geliebten Giorgia nicht umsonst war“, heißt es dort. „Bitte helfen Sie uns, die Nachricht zu verbreiten, dass giftige Chemikalien und Gase in Spraydosen tödlich sind!“
Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht rät Eltern, ihre Kinder bewusst über die Gefahren aufzuklären. Gerade weil Kindern und Jugendlichen heutzutage viel mehr über TikTok & Co. zugänglich ist, sollten Eltern Trends, Challenges und Gefahren einordnen. Dies könne nicht allein den Schulen oder anderen staatlichen Stellen überlassen werden, so der Experte.
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Giorgias Eltern fordern mehr Warnhinweise auf Sprühflaschen
Giorgia fordern nun, dass die Warnhinweise auf Aerosoldeodorants verstärkt werden, bisher seien diese nur sehr klein und nicht deutlich genug auf den Sprühflaschen vertreten.
Der britische Verband der Aerosolhersteller (BAMA) erklärte in einer Stellungnahme: „Der BAMA nimmt jeden Vorfall im Zusammenhang mit Aerosolprodukten sehr ernst, und wir waren zutiefst betrübt, als wir von dem Tod eines so jungen Menschen erfuhren. [...] Wir empfehlen, eine Reihe zusätzlicher Warnhinweise und Gebrauchsanweisungen anzubringen, die über die gesetzlich vorgeschriebenen hinausgehen, und werden diese weiterhin überprüfen, um die sichere Verwendung von Aerosolen zu fördern.“