Kurz nach diesen Worten ist Finja (13) tot. Ihr Killer: Die Ecstasy-Pille Blue Punisher
„Tschüss Mama, wir sehen uns später!“
„Tschüss Mama, wir sehen uns später!“ Das was das Letzte, was die Eltern der 13 Jahre alten Finja von ihrer Tochter hören.
Wenig später sehen Lucienne (42) und Tilo Knapp (44) ihre Tochter auf der Intensivstation in Neubrandenburg. Es sieht nicht gut aus. „Ihr Gehirn ist ganz schnell angeschwollen. Wie so ein Schwamm, der sich immer weiter ausdehnt“, berichtet Finjas Mutter. Immer wieder nehmen sich Lucienne und Tilo an die Hand. Bestärken sich. Sie wollen von ihrer Tochter erzählen.
Finja hat eine Ecstasy-Pille geschluckt. Ihr Name: Blue Punisher – auf Deutsch: blauer Bestrafer. Finja stirbt. Zurück bleiben Eltern, die gegen den Schmerz kämpfen. Exklusiv bei stern tv am Sonntag wenden sie sich mit einer emotionalen Botschaft an uns alle.
Das ausführliche Interview finden Sie ab Montagmorgen (3. Juli) auf RTL+.
Ihre Tochter starb an der Partydroge Ecstasy: "Finja war bunt"

„Man steht vor einem tiefen Loch. Man funktioniert nur noch und fragt sich die ganze Zeit nur, warum?“ Finjas Mutter Lucienne (42) ist eine starke Frau. Sie möchte dieses Interview geben. Gemeinsam mit ihrem Mann Tilo (44). Der Fassadenmonteur: „Zerstört ist unser Leben eigentlich.“
Wir treffen das Ehepaar zu Hause in Altentreptow. Ein kleiner Ort in Mecklenburg-Vorpommern. 6.000 Einwohner. Lucienne und Tilo Knapp erzählen von ihrer Tochter Finja. Finja, das Mädchen, das seit einer Woche ganz Deutschland kennt.
Papa Tilo erinnert sich an die 13 wunderschönen Jahre mit seiner Tochter: „Finja war bunt. Für Finja war die Welt immer bunt. Sie war ein fröhliches Mädchen. Wir haben viel für sie gemacht. Alles eigentlich, was man tun konnte.“
Doch Ende Juni passiert etwas...
Finjas Freundin bricht nach dem Einwurf von Ecstasy zusammen. Aber Finja gibt ihren Eltern ein Versprechen

Nur wenige Tage vor ihrem Tod wendet sich Finja vertrauensvoll an ihre Eltern. Die 13-Jährige ist aufgelöst und verängstigt. Eine Freundin sei vom Rettungsdienst abgeholt worden, nachdem sie eine Ecstasy-Pille geschluckt habe. Detailliert erzählt Finja, was passiert ist. Mama Lucienne Knapp: Die Freundin „hat Krampfanfälle bekommen. Da hat Finja probiert ihr den Kopf festgehalten, bis der Notarzt kam, damit sie sich nicht weiter verletzt. Sie hatte richtig Angst davor gehabt.“
Finjas Eltern sind geschockt, warnen ihre Tochter. Mama Lucienne Knapp redet ihrem Kind ins Gewissen: „Ich habe gesagt: ‘Nimm so einen Scheiß nicht.’ Sie soll Abstand nehmen von Leuten, die sich da immer mit reinziehen lassen. Ich hab’ gesagt: ‘Du hast gesehen, was bei [deiner Freundin/ die Redaktion] passiert ist. Ich möchte nicht, dass dir auch so etwas passiert.’ Sie hat gesagt, sie macht sowas nicht.“
Die Eltern glauben ihrer Tochter. Doch Finja macht es. Wenige Tage später.
Finja "fing an sich zusammenzukrümmen" - dann reagierte sie auf nichts mehr

Samstag vergangener Woche (24. Juni) verabschiedet sich Finja von ihren Eltern. Sie hat sich mit Freunden an einem beliebten Jugendtreffpunkt verabredet.
Lucienne Knapp: „Nach dem Mittag ist sie los. ‘Ich bin unterwegs und um 18 Uhr wieder da wegen Abendbrot.’ Und dann rief irgendwann der Rettungswagen an: ‘Wir haben Ihre Tochter, aber keine Panik, wird nur die Hitze sein.’“
Doch es war nicht die Hitze. Aus noch ungeklärten Gründen hat Finja eine Pille der Ecstasy-Droge Blue Punisher genommen. Eine extrem gefährliche – weil starke – Variante von Ecstasy. Die 13-Jährige kommt mit dem Rettungswagen in die Klinik. Die Eltern fahren zu ihr ins Krankenhaus. Die Ärzte rätseln noch, was mit dem Mädchen los ist. Finjas Mutter: „Sie fing an, sich zusammenzukrümmen und ich sagte: ‘Mäuschen, musst du spucken?’ Und von da an war sie so, dass sie auf nichts mehr reagieren konnte in dem Moment.“ Da fällt Finjas Mutter ein, was ihre Tochter wenige Tage zuvor erzählt hatte. Da war doch Finjas Freundin, die Ecstasy genommen hatte. „Daraufhin haben sie Finja komplett auf den Kopf gestellt. Dann kam auch raus, dass es diese gefährliche Pille ist“, erzählt Lucienne Knapp. Doch es ist zu spät. Die Ärzte können Finja nicht mehr retten. Knapp 48 Stunden nach dem Konsum der Pille ist Finja tot. Es ist Montag, der 26. Juni. Finja wird nur 13 Jahre alt.
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Finjas Eltern sind sich sicher: Unsere Tochter hat die Ecstasy-Pille nicht freiwillig genommen
Für Finjas Eltern ist all das unbegreiflich. Dass ihr Mädchen die gefährliche Pille freiwillig geschluckt hat, nachdem ihre Freundin das nur ein paar Tage zuvor fast das Leben gekostet hatte – unvorstellbar. Finjas Mutter Lucienne: „Definitiv hat sie das nicht freiwillig gemacht.“ Ihr Papa Tilo: „Im Leben nicht. Wir können uns das nicht erklären, dass das beabsichtigt war.“
Finjas Eltern richten einen dramatischen Appell an uns alle

Finjas Eltern geben dieses Interview auch, weil sie eine Botschaft an uns alle haben. Lucienne und Tilo Knapp wollen, dass keine andere Familie durchmachen muss, was sie gerade durchmachen: „Die sollen Angst haben. Die sollen solche Pillen, egal in welcher Form, wie bunt, diese nicht annehmen, nichts anfassen. Das darf nicht noch mal passieren, dass da jemand wegen dem Zeug generell stirbt. Das darf nicht. Das geht nicht.“
Am 28. Juli werden Lucienne und Tilo ihre Tochter beerdigen.
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37-Jähriger mutmaßlicher Drogendealer in Untersuchungshaft

Nach dem Tod von Finja hat die Polizei schnell mehrere Verdächtige festgenommen. Ein 37 Jahre alter Mann sitzt weiterhin in Untersuchungshaft. In seiner Wohnung waren laut Polizei Blue Punisher-Pillen und unter anderem 2000 Euro in szenetypischer Stückelung gefunden worden. Zwei 16 und 17 Jahre alte Tatverdächtige sind inzwischen wieder auf freiem Fuß.
Der 37-Jährige war der Polizei in der Vergangenheit im Umfeld der Neubrandenburger Disco „Colosseum“ aufgefallen. Eine Polizeisprecherin bestätigte, dass er zu später Stunde beziehungsweise frühmorgens Jugendliche mit dem Auto von oder zu der Disco gebracht habe. Er sei mehrmals kontrolliert worden, ohne dass etwa Drogen oder Ähnliches festgestellt worden seien. Er sei immer „nett, freundlich und höflich“ gewesen und habe angegeben, die Jugendlichen zu fahren, damit diese nicht selbst - etwa unter Alkoholeinfluss - fahren. Dem Mann wird nun „leichtfertige Verursachung des Todes eines Anderen durch Abgabe von Betäubungsmitteln“ vorgeworfen.