Offener Drogenhandel - Lehrer machtlos
Freundin von toter Finja (13): „Drogen auf dem Schulhof sind Alltag“
Wie schlimm ist die Drogenlage auf unseren Schulhöfen? Diese Frage stellen sich viele Menschen, seit bekannt wurde, dass zwei Mädchen - 13 und 15 Jahre alt – starben, weil sie wohl die hochgefährliche Ecstasy-Variante „Blue Punisher“ nahmen. Eine Freundin der toten Finja aus Altentreptow erzählt, wie leicht die Kinder an Drogen kommen.
„Es gibt sehr viele Drogendealer in unserer Schule, die auf dem Schulhof Drogen verkaufen“
Finja ging in die 7 Klasse einer Schule in Altentreptow. Eigentlich ein geschützter Raum aber laut ihrer Freundin sind Drogen hier Alltag. „Da rauchen auch die meisten, die saufen“, sagt sie. Und: „Es gibt sehr viele Drogendealer in unserer Schule, die auf dem Schulhof Drogen verkaufen.“ Finjas Freundin nimmt laut eigener Aussage selbst keine Drogen. Sie erzählt aber, dass ihre Mitschüler regelmäßig konsumieren.
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Auf die Frage, ob die Lehrer das wüssten und etwas dagegen täten, sagt sie: „Die Lehrer dürfen ja nicht unsere Sachen durchsuchen.“ Wenn die Lehrer etwas beobachten, würden die Schüler ins Sekretariat geschickt, dann die Eltern informiert. „Dann wird geguckt, welche Drogen man dabei hat. Und wenn das schlimme Drogen sind, dann wird die Polizei auch eingeschaltet."
Polizei: Drogen werden verschenkt, um Kinder heranzuführen
Besonders alarmierend: Die Dealer scheinen keinerlei Skrupel zu kennen. Das bestätigt Claudia Tupeit vom Polizeipräsidium Neubrandenburg. „Im Moment haben wir das Gefühl, dass die Droge tatsächlich auch teilweise verschenkt wurde. Wahrscheinlich um einfach Kinder und Jugendliche an diese Droge erst einmal heranzuführen.“
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Wenn Kinder dann Kunden würden, bekämen sie die Drogen für vergleichsweise wenig Geld. „Kinder und Jugendliche haben ja nicht so oft so viel Geld bei sich. Wenn dann Drogen verkauft werden, gehen wir davon aus, dass es für zwei, drei, vier Euro ist, so dass sich Kinder oder Jugendliche das im Prinzip leisten können."
Altentreptow: Schulleiter wehrt sich gegen Vorwürfe
Der Direktor der Schule, Dirk–Michael Brüllke, wehrt sich in einem Interview mit der Tageszeitung Nordkurier gegen Vorwürfe. „Es tut uns allen in der Seele sehr weh, was mit der Schülerin passiert ist. Aber von unserer Seite wurde nie etwas verschwiegen oder unter den Teppich gekehrt. Das sind haltlose Vorwürfe.“
Der „oft verharmlosende Umgang mit Drogen“ sei „ein gesamtgesellschaftliches Problem, das sich nicht nur auf unsere Schule bezieht“, sagt der Schulleiter weiter.
BKA: Ecstasy-Variante „Blue Punisher“ weit verbreitet
Die hoch dosierte Ecstasy-Variante „Blue Punisher“ ist laut Bundeskriminalamt (BKA) keine separate Droge, sondern ein Logo beziehungsweise ein Motiv einer Ecstasy-Tablette. Diese Variante ist in einigen Teilen Deutschlands seit längerem verbreitet.
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Sie ist besonders unter Jugendlichen beliebt. Weil die Dosierung der Wirkstoffe schwankt, halten Experten die Droge für besonders gefährlich. (rtl/dpa)