Entlastungen für Pellet- und ÖlheizungskundenZu viel Bürokratie: Wann kommt das Geld, Herr Habeck?

 Ein Stempel aus Holz liegt auf einem Dokument. Deutsche Aufschrift: Heizkosten McPBBO McPBBO
Auch Besitzer von Öl- und Pelletheizungen sollen wegen der hohen Energiepreise von der Bundesregierung entlastet werden. Doch das Geld lässt auf sich warten.
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Die hohen Energiepreise machen so einigen Verbraucherinnen und Verbrauchern zu schaffen. Damit der Preisschock nicht all zu groß wird, hat die Bundesregierung verschiedene Entlastungspakete geschaffen. Vor allem für Gas- und Fernwärmekunden, aber auch für Nutzer von Pellet- und Ölheizungen. Doch bei letzterem lässt die Auszahlung auf sich warten. Schuld ist – wie so oft – die deutsche Bürokratie. Andere machen aber auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck direkt verantwortlich.
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Ein Fünftel der Haushalte heizt mit Öl

Ein Großteil der Haushalte in Deutschland heizt nach wie vor mit fossilen Energieträgern (71 Prozent). Daten des Statistischen Bundesamtes aus dem Dezember zeigen: Am häufigsten genutzt werden:

  • Gasheizungen (51 Prozent)

  • Ölheizungen (20 Prozent)

  • Fernwärme (18 Prozent)

  • Strom (4 Prozent)

  • Holz oder Holzpellets (4 Prozent)

  • erneuerbare Energien (3 Prozent)

  • Kohle (0,5 Prozent).

Nach der Strom- und Gaspreisbremse will der Staat bald auch Heizöl- und Pelletkunden mit einem Härtefallfonds entlasten. Das Problem: Der Prozess zum letztendlichen Geld ist deutlich komplizierter. Betroffene müssen selbst aktiv werden und Anträge stellen. Jedenfalls in der Theorie.

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Bis zu 2.000 Euro für Besitzer von Öl- und Pelletheizungen möglich

In der Theorie sollen laut Verbraucherzentrale Haushalte, die mit Brennstoffen wie Heizöl, Pellets oder Flüssiggas heizen, unter bestimmten Voraussetzungen rückwirkend zum 1. Januar 2022 bis zum 1. Dezember 2022 finanziell entlastet werden. Bis zu 2.000 Euro sollen so an Entlastungen möglich sein. Verbraucher müssen dafür eine Rechnung aus dem Jahr 2022 vorlegen. Voraussetzung ist, dass mindestens das Doppelte eines früher üblichen Preises gezahlt wurde.

So die Theorie: Denn noch steht genannter Härtefallfonds sowie die genauen Details zum Antragsverfahren noch nicht. Zuständig dafür ist das Bundesministerium für Wirtschaft.

Es fehlt noch eine Vereinbarung zwischen Bund und Ländern, denn diese müssen das Geld letztendlich an die Betroffenen auszahlen. Doch diese Verwaltungsvereinbarung lässt auf sich warten und damit auch die versprochenen Hilfsgelder für Verbraucherinnen und Verbraucher.

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SPD kritisiert Habeck

Einige Politikerinnen und Politiker sehen nicht nur die schleppende Bürokratie als Problem. Sie kritisieren auch Wirtschaftsminister Robert Habeck und sein Ministerium direkt. Sie werfen diesen Untätigkeit vor. „Die betroffenen Bürgerinnen und Bürger erwarten ein rasches Handeln und Klarheit“, sagte SPD-Wirtschaftspolitiker Esra Limbacher gegenüber dem Spiegel. „Wir dürfen jetzt keine weitere Zeit mehr verlieren, Robert Habeck muss seine Hausaufgaben machen.“

Auch der Magdeburger SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Kröber hatte mehr Tempo gefordert. Es dauere zu lange, bis die Menschen die Hilfszahlungen bekämen, sagte er der dpa. „Gerade bei uns im Flächenland Sachsen-Anhalt heizen viele Bürgerinnen und Bürger mit Öl oder Pellets und sind darum auf diese Entlastungen angewiesen.“

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Bundesländer fordern klare Antworten vom Bund

Doch nicht nur Bürgerinnen und Bürger warten auf klare Antworten, auch die Bundesländer haben noch viele unbeantwortete Fragen und sind sauer. Der rheinland-pfälzische Arbeits- und Sozialminister Alexander Schweitzer hatte sich laut dem „Trierischen Volksfreund“ bereits in einem Brief mit Forderungen an Robert Habeck gewandt. In diesem berichtet Schweitzer, dass sich bereits „eine Vielzahl von betroffenen Bürgerinnen und Bürgern auf die rheinland-pfälzische Landesregierung mit Nachfragen zu dem dort skizzierten Entlastungsprogramm zugekommen“ sei. Doch könne „diesen Menschen keine befriedigende Auskunft oder auch nur zeitlich Prognose über das weitere Vorgehen gegeben werden“, schrieb Schweitzer an Habeck.

Schweitzer fordert „schnellstmögliche Klarheit über die Zuständigkeiten im Bund uns das weitere Antragsverfahren.“ Er gehe von einer halben Million Haushalte aus, die von dem Härtefallfonds profitieren könnten.

Das sagt die Bundesregierung!

Kritik also von vielen Seiten für das Bundeswirtschaftsministerium. Auf Anfrage von RTL zum aktuellen Stand der Einführung der Härtefallfonds antwortet eine Sprecherin des Ministeriums: „Die Bundesregierung arbeitet derzeit mit den Ländern an einer Verwaltungsvereinbarung. Der Bund hat den Ländern für Härtefalllösungen Mittel zur Verfügung gestellt. Die Ausgestaltung der Programme erfolgt dann durch die Länder. Einzelne Länder haben mit Landesmitteln bereits eigene Landesprogramme aufgestellt, die dann durch Bundesmittel ergänzt oder angepasst werden können.“

Außerdem beruft sich das Ministerium auf Entlastungen für Heizmittel wie Öl oder Pellets in Form vom Bürgergeld. Im Grundsicherungssystem gebe es laut dem Ministerium also schon einen Anspruch auf Übernahme von Heizkosten, auch für Menschen, die mit Öl oder Pellets heizen.

(khe/mit dpa)

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