Erstes TV-Interview nach seiner Flucht

Entführter Alex Batty bittet: „Steckt meine Mutter nicht ins Gefängnis“

Alex Batty in der englischen TV-Show "Good Morning Britain"
Alex Batty in der englischen TV-Show „Good Morning Britain” (Foto: Reuters)

Sie hat ihn entführt und ist jahrelang mit dem Jungen umhergezogen, doch Alex Batty wünscht sich, dass seine Mutter nicht ins Gefängnis muss.
Batty erzählt jetzt im englischen Fernsehen erstmals öffentlich über das Verhältnis zu seiner Mutter Melanie und das Leben an ständig wechselnden Orten. Der 17-Jährige war 2017 entführt worden, im vergangenen Dezember setzte er sich ab und kehrte in die Freiheit zurück. Dass er so lange damit wartete, hat einen guten Grund, sagt er in der Show „Good Morning Britain“ (GMB).
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Darum flieht Alex Batty nicht eher: „Ich habe mir Sorgen gemacht, dass sie eingesperrt werden“

Seine Mutter, die nicht das Sorgerecht für ihn hatte, entführte zusammen mit dem Großvater den damals elfjährigen Jungen während eines gemeinsamen Urlaubs in Spanien. Sechs Jahre lang lebten sie an wechselnden Orten, zuletzt in Frankreich. Dort zog Alex Batty einen Schlussstrich und flüchtete.

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Das hätte er viel früher tun sollen, sagt er rückblickend, er habe auch oft daran gedacht. Aber er wollte nicht, dass seine Mutter und sein Opa Schwierigkeiten bekommen. „Deshalb bin ich nicht früher nach Hause gekommen. Ich habe mir Sorgen gemacht, dass sie eingesperrt werden“, erklärt er in dem GMB-Interview.

Video: Kurierfahrer findet den vermissten Alex Batty (17)

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Anfangs habe er das Vagabundenleben mit Mutter Melanie (43) und dem 63-jährigen David Batty spannend gefunden, doch der Reiz des Abenteuers sei schnell vergangen.

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Alex Batty über die Zeit bei seiner Mutter: „Es war langweilig. Ich war isoliert“

A view shows the D16 road where Alex Batty, an adolescent from Britain, who disappeared six years ago in Spain was picked up by Fabien Accidini in Chalabre, France, December 15, 2023. REUTERS/Stephane Mahe
Mitte Dezember fand ein Kurierfahrer den Teenager in Südfrankreich, als dieser bei strömendem Regen eine Straße entlang ging.
SM, REUTERS, STEPHANE MAHE

Sie lebten an abgelegenen Orten, kaum Kontakt mit anderen Kindern und Jugendlichen, fast immer nur mit Erwachsenen. „Es war langweilig. Ich war isoliert“, so David. Er habe viel gelesen. Zur Schule ging er während der sechs Jahre nicht.

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Im vergangenen Dezember hat er genug von diesem Leben. „Eines Tages dachte ich einfach, okay, ich kann das nicht mehr ertragen.“ Kurz entschlossen packt er seine Sachen. Nachdem er noch Essen für alle vorbereitet hatte, legte er einen Zettel auf den Tisch und geht. Er habe ihnen geschrieben, dass er sie liebe, aber ab jetzt auf sich selbst aufpassen könne, erzählt Alex. Zwei Tage später wurde er von einem Kurierfahrer mitgenommen, der Alex zur Polizei brachte.

Alex Batty: „Ich werde die beiden wahrscheinlich nie wiedersehen.“

Alex Batty mit seiner Großmutter Susan Caruana in der englischen TV-Show "Good Morning Britain"
Alex Batty mit seiner Großmutter Susan Caruana in der englischen TV-Show „Good Morning Britain” (Foto: Reuters)

Inzwischen ist der 17-Jährige zurück in seiner englischen Heimat, in Oldham bei Manchester. Er lebt bei seiner Großmutter Susan Caruana, die noch das Sorgerecht hat. Im Februar wird Alex 18, seinen Geburtstag möchte er mit Freunden von früher, aus der Zeit vor der Entführung feiern, sagte er bei GMB.

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Melanie und David Batty sind untergetaucht. Medien berichten, sie hätten sich nach Spanien abgesetzt. Laut der französischen Polizei sei Melanie Batty allein nach Finnland geflohen. Alex ist das vermutlich egal, er meint: „Ich werde die beiden wahrscheinlich nie wiedersehen.“ Wichtig ist ihm etwas anders: „Aber ich möchte nicht, dass sie ins Gefängnis müssen.“