Ein Jahr danachZugunglück von Garmisch: RTL-Mitarbeiter Stephan Lieb blickt auf die Katastrophe zurück

Erst ruckelt es ein bisschen, dann ruckelt es stark – kurz darauf ist Stephan Lieb klar: Der Zug, in dem er sitzt, ist gerade entgleist. Der RTL-Mitarbeiter kann die am 3. Juni verunglückte Regionalbahn ohne ernste Verletzungen verlassen. Doch fünf Menschen verlieren ihr Leben. Ein Jahr später erzählt Stephan Lieb, was heute in ihm vorgeht, wenn er an die schockierenden Minuten denkt.
"Das hätte mein Ende sein können"
Ein Zugunglück mir fünf Toten. Ein Erlebnis, das niemand so schnell wieder vergisst. Stephan Lieb saß in der Regionalbahn, die am 3. Juni 2022 entgleiste. Im Interview mit RTL erinnert er sich daran, dass er Stunden nach dem Unfall endlich weg vom Ort des Geschehens wollte. Seine Eltern waren bereits auf dem Weg zu ihm. Doch das Gebiet war weiträumig abgesperrt. Dann endlich: Vater und Mutter können Stephan in die Arme schließen. Sie hatten in der Gegend Urlaub gemacht und fuhren zurück zum Hotel.
Auf der Fahrt erreichen Stephan immer mehr Updates von Nachrichtendiensten. Ein Toter, zwei Tote, einige werden noch vermisst. Am Ende sterben insgesamt fünf Menschen bei der Katastrophe. Stephan wird zunehmend klar: „Das hätte mein Ende sein können.“ Sie fahren an einem Supermarkt vorbei. Er bittet seine Eltern anzuhalten und sagte zu ihnen: „Ich kaufe jetzt hier eine Flasche Champagner. Die trinken wir heute Abend. Darauf, dass wir das noch gemeinsam können.“
Seitdem überwiegen bei Stephan Erleichterung und Dankbarkeit. Bis heute. Er erklärt, dass „...wenn man so auf sein Leben zurückblickt, man verdammt viel hat, auf das man stolz sein kann. Dass man viel hat, für das man wahnsinnig dankbar ist.“ Doch die Frage nach dem Warum ist auch ein Jahr nach dem Unglück noch nicht abschließend geklärt.
Zwischenbericht zum Zugunglück von Garmisch: Beschädigte Betonschwellen waren Hauptursache
Zwei Tage vor dem Jahrestag hat die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) ihren lang erwarteten Zwischenbericht zum tödlichen Zugunglück vorgelegt. Nach derzeitigem Ermittlungsstand waren beschädigte Betonschwellen die Hauptursache dafür, dass der Regionalzug nach München bei Garmisch-Partenkirchen entgleiste. 78 Menschen wurden verletzt, 16 von ihnen schwer.
"Mangel am Oberbau" der Bahnstrecke seien die primäre Ursache für das Entgleisen des Regionalzugs, erklären die Ermittler in dem Bericht. Die am Unglücksort verlegten Spannbetonschwellen hätten Schäden aufgewiesen, die dazu geführt hätten, dass die sogenannten Schienenauflager als Bindeglieder zwischen Schiene und Beton wegbrachen. "Die Ermittlungen zur Unfallursache sind aber deutlich umfangreicher und dauern an", sagte ein BEU-Sprecher am Donnerstag.
Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt weiter gegen vier beschuldigte Bahnmitarbeiter wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Ob der Zwischenbericht Auswirkungen auf die Ermittlungen der Justiz hat, könne noch nicht beurteilt werden, erklärte die Staatsanwaltschaft. (bst, she)






























































