Darauf solltet ihr achtenGefährliche Abzocke! Verbraucherzentrale warnt vor Detox-Lüge
Sind wir gesünder, wenn wir ab und zu entgiften?
Das vermitteln zumindest eine Reihe von sogenannten Detox-Produkten. Kapseln und Pulver aus Heilerde, Kräutern oder Beeren sollen unseren Körper entschlacken, Kopfschmerzen verschwinden und uns zudem noch ein paar Kilos abspecken lassen. Doch jetzt warnt die Verbraucherzentrale, dass es keinerlei Beweise für diese Wirkungen gibt – und schlimmstenfalls gefährdet man sogar seine Gesundheit. Was dahintersteckt: ein Überblick.
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Im Video: Warum sich die Verbraucherzentrale NRW jetzt gegen Detox-Mittel ausspricht
Detox-Versprechungen sind nicht wissenschaftlich erwiesen
Gerade zum Jahresbeginn wollen sich viele Menschen gesünder ernähren, was eignet sich da also besser eine Detox-Kur? Auf diesen Trend springt offenbar auch die Lebensmittelindustrie auf. Sie bewirbt viele Produkte mit dem Begriff Detox, kurz für Detoxifikation.
Detox-Produkte sollen Leber, Niere und Darm reinigen, sogenannte Schlacken, also schädliche Ablagerungen, beseitigen und uns so entgiften. Die erhoffte Folge: Vermeintliche Giftstoffe werden aus dem Körper befördert, unser Immunsystem und unser Wohlbefinden gestärkt und wenn es gut läuft, nehmen wir dadurch auch noch ab.
Doch es gibt ein Problem. Solche Aussagen sind wissenschaftlich gar nicht bewiesen. Das erklärt die Verbraucherzentrale NRW auf ihrer Internetseite. „In der Regel wurden weder die Nahrungsergänzungsmittel selbst mit ihren jeweiligen Zusammensetzungen in seriösen Studien auf eine mögliche Entgiftungswirkung untersucht, noch die einzelnen Zutaten.“
Sogenannte Schlacken, also eine Ansammlung an Giftstoffen, ließen sich im Körper von gesunden Menschen gar nicht nachweisen, heißt es auch von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Leber und Niere arbeiten stattdessen als Hauptentgiftungsorgane des Körpers zuverlässig allein – ohne dass schädliche Stoffe zurückbleiben. Nicht verwertbare Stoffe werden über Darm und Nieren ausgeschieden. Warum also zusätzlich noch entgiften?
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Detox-Produkte können uns sogar schaden
Laut Verbraucherzentrale ist das gar nicht nötig und kann auf Dauer sogar schädlich wirken: So enthalten viele Detox-Produkte Bestandteile, die einfach nur entwässernd, aber nicht entgiftend wirken (wie Wacholderbeeren, Brennnessel, Schachtelhalm, grüner Hafer, Löwenzahn usw.). „Die ständige Verwendung solcher Mittel in hoher Dosierung kann zur erhöhten Ausscheidung bestimmter Mineralstoffe führen und die Wirkung von Medikamenten abschwächen.“
Auch zu der Frage, ob man mit Detox langfristig abnehmen kann, gibt es offenbar keine wirkliche Studie. Die wenigen veröffentlichten Studien hätten methodische Mängel, heißt es bei der Verbraucherzentrale. Dass man kurzfristig abnehme, wenn man weniger esse, dürfe man zudem nicht mit einem Detox-Erfolg verwechseln.
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Warum Hersteller trotz mangelnder Beweise für eine entsprechende Wirkung trotzdem gerne „Detox“ auf ihre Produkte schreiben, scheint daran zu liegen, dass sich diese dann offenbar besser verkaufen. „Käuferinnen und Käufer versprechen sich einen Nutzen für ihre Gesundheit und sind bereit, dafür oft viel Geld zu bezahlen“, vermutet die Verbraucherzentrale.
Übrigens: Der Begriff Detox ist der Verbraucherzentrale zufolge gesetzlich nicht definiert, sodass die Hersteller diesen Begriff nach eigener Auslegung auf ihre Produktverpackungen drucken. Weil Verbraucher aber hinter Detox-Prdukten eher eine entschlackende oder entgiftende Wirkung sehen als einen reinen Wellness- oder Lifestyle-Effekt, ist die Verwendung eigentlich nicht zulässig. Einige Hersteller nutzen darum eine Lücke und nennen ihre Produkte „minus Tox“, „antitox“, „d-tox“, „freetox“ oder „de-tox“.
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Vorsicht bei Detox-Produkten auf Aktivkohle- oder Zeolithbasis
Vorsichtig sollten Verbraucher vor allem bei Detox-Produkten auf Aktivkohle- oder Zeolithbasis sein. Aktivkohle kann zwar Stoffe im Magen-Darm-Trakt binden, allerdings nicht zwischen gut und böse unterscheiden. Die mögliche Folge: Auch Mikronährstoffe wie Mineralstoffe oder Vitamine werden gebunden, eine längerfristige Nutzung kann dementsprechend zu einer Mangelversorgung beitragen. Des Weiteren kann Kohle die Wirkung von Medikamenten wie der Antibabypille oder Schmerzmitteln beeinträchtigen.
Detox-Produkte auf Zeolithbasis können aufgrund der Beschaffenheit ihrer Oberfläche Schwermetalle abfangen. Allerdings stehen sie im Verdacht, auch Mineralstoffe aus der Nahrung abzufangen, die für den menschlichen Organismus notwendig sind. Zudem können sie sogar selbst giftige Schwermetalle wie Blei enthalten.
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Das ist besser als Detox
Was ist besser als Detox? Vorbeugen!
Und zwar, indem man die Aufnahme von potenziell schädlichen Stoffen möglichst gering hält, rät die Verbraucherzentrale. Konkret bedeutet das:
Auf Nikotin und Alkohol verzichten.
Wenig Fleisch, aber viel Gemüse und Obst essen.
Saisonale und regionale Produkte kaufen.
Öko-Lebensmittel (ohne Pestizide) kaufen.
Gemüse und Obst immer gründlich waschen oder schälen.
Bei Blattgemüse die äußeren Blätter und den Strunk (zum Schutz vor Schwermetallen) entfernen.
Innereien und Waldpilze nur gelegentlich verzehren (Schwermetalle, radioaktive Belastung).
Reis mit viel Wasser kochen und das Wasser abschütten (zum Schutz vor Arsen-Belastung).
Beim Backen, Rösten und Toasten: Vergolden statt verkohlen (zum Schutz vor Acrylamid).
Raubfische wie Haie, Schwert- und Thunfisch sind stärker mit Schwermetallen wie Quecksilber belastet als z.B. Scholle, Seelachs und Hering.
Auf hygienische Zubereitung im Haushalt achten.
Ausreichend trinken.
Wasserleitung und Warmwasserbereiter regelmäßig warten lassen.
Übergewicht vermeiden.
Sich regelmäßig (an der frischen Luft) bewegen.