352.991 Neuinfektionen in 24 StundenCorona-Mutante in Indien außer Kontrolle: Was bedeutet B.1.617 für Deutschland?
In Indien hat es den fünften Tag in Folge einen weltweiten Rekord bei den Corona-Neuinfektionen gegeben: Es wurden 352.991 Fälle in den vergangenen 24 Stunden gemeldet. Die Dunkelziffern dürften in dem Land deutlich höher liegen. Die Lage in Indien verschärft sich, weil in vielen Krankenhäusern der medizinische Sauerstoff ausgeht. Hat die Krise dort auch Auswirkungen auf uns?
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Indische Corona-Variante eine „Gefahr für die ganze Welt.“
Nach Ansicht der Londoner Zeitung „Independent“ bedeutet „die sich rapide verschlechternde Situation in Indien, dass die Pandemie noch längst nicht vorbei ist und eine verheerende globale dritte Corona-Welle eine reale Möglichkeit ist.“ Die Zeitung kommentiert: „Wenn eine Nation mit 1,4 Milliarden Menschen zu einem großen globalen Ausgangspunkt für Corona-Infektionen, Ausbreitung und -Mutationen wird, ist das eine Gefahr nicht nur für den Subkontinent, sondern für die ganze Welt.“
Es gibt strenge Reisebeschränkungen zwischen Indien und Deutschland, aber dass die neue Corona-Mutation nach Deutschland kommt, hält RTL-Medizinexperte Dr. Specht für hochwahrscheinlich. Bisher sind bereits vereinzelte Fälle in Deutschland bekanntgeworden.
Wirken die Impfstoffe gegen die indische Corona-Mutante?
Nicht eindeutig geklärt ist bisher, ob die neue Mutation gegen Impfstoffe resistent ist. Der Virologe Dr. Martin Stürmer ist optimistisch, dass die vorhandenen Impfstoffe auch gegen B.1.617 wirken. "Es ist relativ wahrscheinlich, dass auch dieses eine Mutante mit einem leichten Immun-Escape ist", meint auch Dr. Christian Drosten. Das heißt, die Mutante kann den Antikörpern des Immunsystems zum Teil entgehen – die Impfstoffe wirken nicht so gut, wie bei der Ursprungsvariante des Virus.
Beunruhigt ist Drosten deswegen aber noch nicht. Es bestehe immer noch die Möglichkeit, die vorhandenen Impfstoffe zu verbessern – und im Herbst Risikopatienten nachzuimmunisieren.
Angela Merkel und Heiko Maas stellen Indien Hilfe in Aussicht
Wegen der großen Not der Corona-Pandemie in Indien haben Deutschland sowie Großbritannien und die USA Hilfe in Aussicht gestellt. Außenminister Heiko Maas sagte der Zeitung „Rheinischen Post“, dass innerhalb der Bundesregierung und im Gespräch mit Unternehmen alle Hebel in Bewegung gesetzt würden, um schnellstmöglich, etwa mit Sauerstoff und Medikamenten, helfen zu können.
Bereits am Sonntag hat Bundeskanzlerin Angela Merkel Indien Hilfe angeboten. „Der Kampf gegen die Pandemie ist unser gemeinsamer Kampf“, erklärte sie dem Regierungssprecher zufolge. „Deutschland steht Seite an Seite in Solidarität mit Indien. Wir bereiten so schnell wie möglich eine Unterstützungsmission vor.“

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Indische Corona-Mutation B.1.617 ist nicht der einzige Grund für die Katastrophe
In absoluten Zahlen hat Indien mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern mehr als 17 Millionen Infektionen erfasst. Das Land ist damit hinter den USA am Härtesten von der Pandemie betroffen.
Neben B.1.617 dürfte auch eine länger verbreitete Sorglosigkeit Grund der schnellen Verbreitung der Seuche sein. Es gab lange Massenveranstaltungen für anstehende Regionalwahlen und religiöse Feste, bei denen Menschen weder Masken trugen noch Abstand hielten.
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