Baerbock: "Putins hemmungslose Gewalt kennt keine Grenzen"
Horrorberichte von mutmaßlichen russischen Kriegsverbrechen in Butscha mit hunderten Leichen
Dutzende Leichen auf den Straßen, in Autos, in Häusern - nach dem Rückzug der russischen Truppen aus der ukrainischen Stadt Butscha bietet sich ein Bild des Grauens. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko wirft den russischen Truppen genau deswegen Kriegsverbrechen vor.
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Butscha nach dem Abzug der russischen Truppen ein Bild des Grauens
Überall liegen Leichen. Manche sind mit einer Decke verhüllt. Andere wurden liegen gelassen, neben ihrem Fahrrad oder irgendwo im Straßengraben. In der ukrainischen Stadt Butscha, 25 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kiew, bietet sich nach dem Rückzug der russischen Armee ein Bild des Grauens.
Auf einer Straße der Kleinstadt mit einst 27.000 Einwohnern sind alle paar Meter leblose Körper zu sehen. Ein Geländewagen, in dem ukrainische Soldaten sitzen, muss den Leichen ständig ausweichen, wie Videos zeigen. RTL hat sich ganz bewusst dagegen entschieden, dieses Video und vor allem die Bilder der Toten zu zeigen. Bei ihnen soll es sich nach ukrainischen Quellen vor allem um Zivilisten handeln.
Viele von ihnen sollen laut dem ukrainischen Präsidentenberater Mychajlo Podoljak von russischen Soldaten erschossen worden sein. „Sie waren nicht beim Militär, sie hatten keine Waffen, sie stellten keine Bedrohung dar“, schrieb er. „Wie viele derartige Fälle ereignen sich gerade in den besetzten Gebieten?“ Auf einem Foto, das Podoljak in seinem Tweet teilte, waren erschossene Männer zu sehen, bei einem von ihnen waren die Hände auf dem Rücken gefesselt.
280 Menschen in Massengrab in Butscha beigesetzt
Die Echtheit des Bildes konnte nicht unabhängig geprüft werden. Auch weitere Berichte ukrainischer Medien über vermeintliche Gräueltaten russischer Soldaten konnten nicht unabhängig bestätigt werden.
Nach einem Bericht von „ntv“ töteten russische Soldaten systematisch alle im Ort verbliebenen ukrainischen Männer. Augenzeugen zufolge schoss das Militär wahllos auf alle, die versuchten, den Ort zu verlassen. In einigen Häusern lägen noch tote Familien. Auch in zerstörten Fahrzeugen, mit denen Bewohner offenbar fliehen wollten, befinden sich Berichten zufolge noch zahlreiche Leichen. In einem Massengrab wurden etwa 280 Todesopfer bestattet, die während der Angriffe nicht beigesetzt werden konnten.
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Außenministerin Baerbock zeigt sich entsetzt, Kiews Bürgermeister Klitschko spricht von Völkermord
International lösten die Bilder großes Entsetzen aus. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock äußert sich empört über das Vorgehen der russischen Truppen in der Ukraine: "Die Bilder aus Butscha sind unerträglich. Putins hemmungslose Gewalt löscht unschuldige Familien aus und kennt keine Grenzen", twittert sie.
Die Verantwortlichen für diese Kriegsverbrechen müssten zur Rechenschaft gezogen werden: "Wir werden die Sanktionen gegen Russland verschärfen und die Ukraine noch stärker bei ihrer Verteidigung unterstützen." Bundeskanzler Olaf Scholz verlangt Aufklärung über das Geschehen in Butscha. In Berlin macht Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Moskau direkt für schwere Kriegsverbrechen verantwortlich. „Die Bilder aus Butscha erschüttern mich“, sagt er.
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko wirft russischen Truppen sogar Kriegsverbrechen vor. "Das, was in Butscha und anderen Vororten von Kiew passiert ist, kann man nur als Völkermord bezeichnen", sagte er der "Bild"-Zeitung. Es seien grausame Kriegsverbrechen, die der russische Präsident Wladimir Putin zu verantworten habe. Es seien Zivilisten mit verbundenen Händen erschossen worden.
Russland dementiert Massenmord an Zivilisten in Butscha
Das russische Verteidigungsministerium dementiert einem Agenturbericht zufolge einen Massenmord an Zivilisten in Butscha. Jegliches von der Ukraine veröffentlichte Bild- und Filmmaterial in diesem Zusammenhang stelle eine Provokation dar, berichtet RIA unter Berufung auf das Ministerium. Alle russischen Einheiten hätten Butscha am 30. März verlassen, meldete Interfax. (dpa/jmu)
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