Brasilien stoppt Zulassung
Schlamperei bei Sputnik V? Aktive Viren in Impfstoff gefunden
Corona-Impfstoff könnte Menschen mit anderem Virus infizieren
Er soll vor dem Corona-Virus schützen, dafür könnten Patienten aber mit einem Erkältungsvirus infiziert werden. Die Rede ist vom russischen Corona-Impfstoff Sputnik V. Brasilien hat jetzt die Zulassung gestoppt, weil aktive Viren im Vakzin gefunden wurden. Die Verantwortlichen reagieren auf eine ganz eigene Art.
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Das ist Sputnik V
Sputnik V ist ein sogenannter Vektor-Impfstoff, also wie die von AstraZeneca und Johnson & Johnson. Vektorimpfstoffe brauchen als Grundlage ein Virus, um Informationen in den Körper zu schleusen, sogenannte Trägerviren („Vektoren“). Die werden genetisch so verändert, dass sie die Informationen für das Oberflächeneiweiß des Coronavirus enthalten. In den Körperzellen erkennt das Immunsystem die Viren als Fremdkörper und bildet Antikörper.
Vermehrungsfähiges Virus in Impfstoff
Der russische Impfstoff unterscheidet sich etwas von den anderen Vektor-Impfstoffen, sagt Dr. Christian Zinn, Direktor des Hygienezentrums Bioscientia, vor einigen Wochen:
In der zweiten Impfung hat die brasilianische Arzneimittelbehörde Anvisa aber ein vermehrungsfähiges Virus gefunden. Das Trägervirus „Adenovirus 5“ sei nicht inaktiv und könne sich somit vervielfältigen. Damit entspreche der Impfstoff nicht der Zulassung, so Immunologe Carsten Watzl auf Twitter. Das Virus könne dann nur in Zellen vermehrt werden, die das E1 Gen haben. „Dabei kann es aber vorkommen, dass sich ein Virus das E1 Gen von den Zellen ‚klaut‘. Solche vermehrungsfähige Viren würden normalerweise bei der Qualitätskontrolle entdeckt“, so Watzl.
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Spritze könnte schwere Erkältung auslösen
Vor allem für immunschwache Menschen könnte eine Impfung mit Sputnik V also gefährlich werden. Man bekommt schließlich einen Krankheitserreger gespritzt, der eine schwere Erkältung auslösen kann. Die amerikanische Virologin Angela Rasmussen twittert dazu, man habe offenbar versäumt, das Gen E1 zu löschen, „so dass dieser Impfstoff bedeutet, mit dem lebenden Adenovirus 5 infiziert zu werden.“ Die Entscheidung der brasilianischen Behörden sei folglich richtig.
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Verantwortliche: "Fake News"
Nun könnte man meinen, ein Hersteller eines Corona-Impfstoffs würde auf solche Untersuchungen professionell reagieren, sagen, man würde das noch einmal genauer untersuchen und dann notwendige Schritte einleiten. So oder so ähnlich könnte ein Statement aussehen. Die Verantwortlichen für Sputnik V reagieren da etwas anders. Sie betiteln die Untersuchungen via Twitter als „Fake News“ und sprechen von einem „ungenauen Anvisa-Bericht“, der in Umlauf gebracht wurde. Das Gamaleya-Institut habe bestätigt, dass E1 bei Sputnik V gelöscht wurde. Wie die Tagesschau berichtet, bereite man in Russland nun eine Verleumdungsklage vor.
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Nicht der erste Streit um Sputnik V
Brasilien ist nicht das erste Land, mit dem sich die Russen wegen des Impfstoffs anlegen. In der Slowakei hatte das staatliche Institut für Arzneimittelkontrolle SUKL kürzlich einen kritischen Bericht über den russischen Impfstoff Sputnik V veröffentlicht - und damit Russland verärgert. Der Vorwurf der Slowakei: Der gelieferte Impfstoff sei nicht in allen Details identisch mit dem Sputnik V gewesen, der sonst überall verimpft würde. Russland forderte die gelieferten Dosen daraufhin zurück.
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