Umfragen, Wahlprogramm, Skandale
So läuft der Wahlkampf der Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock

Annalena Baerbock ist die erste Kanzlerkandidatin der Grünen. Am 26. September will sie bei der Bundestagswahl möglichst viele Stimmen für sich und ihre Partei sammeln. Sie tritt dabei gegen Olaf Scholz (SPD) und Armin Laschet (CDU) an. Wie sich Baerbock bisher im Wahlkampf geschlagen hat und was noch auf sie zukommt, lesen Sie hier.
+++ LIVESTREAM: Annalena Baerbock mit Olaf Scholz und Armin Laschet im Wahltriell am 29.08. um 20:08 Uhr +++
Baerbock als erste Grüne Kanzlerin? Höhenflug im Frühjahr
Als Annalena Baerbock am 19. April zur ersten Grünen Kanzlerkandidatin überhaupt ernannt wurde, erlebte ihre Partei in den Umfragen einen Höhenflug. Kurzzeitig waren die Grünen sogar stärkste Partei. Doch Wirbel rund um Nebeneinkünfte und Plagiatsvorwürfe bremsten die Grünen-Politikerin in ihrer Beliebtheit. Die will sie auf ihrer aktuellen Wahlkampftour, die noch bis 24. September geht, wiederaufbauen.
Erste Baerbock-Krise: Nebeneinkünfte nicht gemeldet
Den ersten kleinen Skandal um die Kanzlerkandidatin gab’s im Frühjahr 2021. Es stellt sich heraus, dass Baerbock Nebeneinkünfte von rund 50.000 Euro nicht bei der Bundestagsverwaltung gemeldet hatte – ein Verstoß gegen das Abgeordnetengesetz. Im RTL-Interview klärte Baerbock die Sache auf: "Ich bekomme kein reguläres Einkommen meiner Partei, sondern das Weihnachtsgeld einmal im Jahr ausgezahlt. Das habe ich korrekt beim Finanzamt versteuert, aber in dem Moment leider nicht geschaltet, dass ich es auch dem Bundestagspräsidenten hätte melden müssen.“
Annalena Baerbock und die Sache mit dem Lebenslauf
Die eigene Website sollte man stets aktuell halten – das weiß jetzt auch Annalena Baerbock! Denn Anfang Juni deckte ein Journalist der FAZ bei Twitter auf: „Vier von zehn angeblichen Mitgliedschaften in ihrem CV erweisen sich als falsch“. Der Lebenslauf der Kanzlerkandidatin wurde daraufhin „präzisiert“ und „korrigiert“, twitterte der Grünen-Wahlkampfsprecher Andreas Kappler.
Plagiatsvorwürfe: Deutschland diskutiert über Baerbock-Buch
Bei Baerbocks nächstem Faux-Pas ließ sich das Geschriebene nicht so einfach „präzisieren“. Ende Juni veröffentlichte die Grünen-Kanzlerkandidatin nämlich ihr Buch „Jetzt. Wie wir unser Land erneuern“. Kurze Zeit später meldet sich ein Plagiatsjäger aus Österreich mit der Behauptung, Baerbock habe an einigen Stellen in ihrem Buch abgeschrieben. Für mehrere Wochen Dauerthema in Deutschland.
Baerbock räumte schlussendlich Fehler bei der eigenen Arbeit ein. "Rückblickend wäre es sicherlich besser gewesen, wenn ich doch mit einem Quellenverzeichnis gearbeitet hätte", sagte sie. Das soll in der nächsten Auflage des Buches kommen.
Afghanistan, Klima und Wirtschaft: Baerbock auf Wahlkampftournee mit aktuellen Themen
Aus den Fehlern der ersten Wahlkampfmonate lernen und sich ganz auf Politik konzentrieren – dazu hat Annalena Baerbock auf ihrer Wahlkampftour nun die Chance. Noch bis 24.9. ist sie in ganz Deutschland unterwegs. In der ersten Woche ging es unter anderem nach Bochum, Hamburg, Hannover und Bremen. Vor Ort will Baerbock mit den Menschen über Themen sprechen, die sie bewegen. Traf sich mit jungen Gründern, um über die Wirtschaft von morgen zu diskutieren oder schaute sich den strukturellen Wandel im Ruhrgebiet an. „Wenn in Duisburg klimaneutraler Stahl entsteht, dann schaffen wir auch als Bundesregierung das Pariser Klimaziel einzuhalten“, gab sie sich auf Instagram optimistisch.
Mit dem ehemaligen Außenminister Joschka Fischer sprach Baerbock in ihrem Wahlkampfbus außerdem über die Lage in Afghanistan und kritisierte die Bundesregierung diesbezüglich scharf: „Schon im April haben wir Grünen im Bundestag eine frühzeitige Evakuierung der Ortskräfte beantragt. Noch im Juni haben Union und SPD diesen Antrag abgelehnt – ihr Nichthandeln war verantwortungslos.“
Annalena Baerbock und die Grünen: Diese Themen stehen im Fokus des Wahlkampfes
„Ich möchte eine Politik anbieten, die vorausschaut, was Neues wagt, die den Menschen zuhört und ihnen was zutraut”, versprach Annalena Baerbock bei ihrer Vorstellung als Grünen-Kanzlerkandidatin im April 2021. Neu soll natürlich vor allem der Fokus auf das Thema Klima sein. Konkret haben Robert Habeck und Annalena Baerbock darum das „Klimaschutz-Sofortprogramm“ ihrer Partei vorgestellt, das sie umsetzen wollen, sollten sie an der neuen Regierung beteiligt sein. Darin machen sie Vorschläge, wie beispielsweise eine Energie- und Verkehrswende in Deutschland gelingen kann oder wie sich Wirtschaft und Industrie klimaneutral neu ausrichten lassen.
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Annalena Baerbock: So war ihr Auftritt beim RTL-Triell
Am 29. August trat Annalena Baerbock mit Armin Laschet (CDU) und Olaf Scholz (SPD) zum ersten Kanzler-Triell bei RTL an. Konnte sie die Zuschauer überzeugen? Eine Blitz-Forsa kurz nach der Sendung ergab: Gewinner des Triells ist eindeutig Olaf Scholz (36 Prozent). Annalena Baerbock landete auf Platz 2 mit 30 Prozent Zustimmung, Armin Laschet abgeschlagen auf Platz 3 mit 25 Prozent. Die wichtigsten Aussagen der Sendung finden Sie hier noch einmal zusammengefasst.
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Im zweiten TV-Triell von ARD und ZDF konfrontierte Baerbock ihre Mitkonkurrenten Laschet und Scholz erneut mit Fehlern, die CDU und SPD in den vergangenen Jahren in der Regierung gemacht haben. Im Gesamtfazit landete Baerbock dann allerdings auf Platz 3, knapp hinter Armin Laschet. Immerhin: In Sachen Sympathie konnte die Grünen-Kandidatin punkten – die Zuschauer hielten Baerbock im Vergleich zu den beiden anderen am sympathischsten.
(kmo)