Alles umsonst?
Milliarden-Projekte in Afghanistan vor dem Aus
Fast 20 Jahre hat sich Deutschland in Afghanistan engagiert, über 16 Milliarden Euro hat der Einsatz der Bundeswehr und die Entwicklungshilfe gekostet. Innerhalb weniger Wochen ist das ganze System zusammengebrochen, die Taliban haben in einem Blitzfeldzug fast kampflos das Land übernommen. Wurden die ganzen Steuergelder umsonst eingesetzt?
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Mindestens 16 Milliarden Euro für Frieden am Hindukusch
Fest steht: Allein der Bundeswehreinsatz in Afghanistan hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio rund 12,5 Milliarden Euro in den knapp 20 Jahren gekostet.
Hinzu kommen laut Handelsblatt rund 3,5 Milliarden Euro an Entwicklungshilfe, die für das Land bereitgestellt wurden. Um die 1000 Beschäftigte der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) arbeiteten noch Ende 2020 an Entwicklungsprojekten. Außenminister Heiko Maas hat die Taliban bereits davor gewarnt, ein Kalifat in dem umkämpften Land zu errichten. Dann werde es "keinen Cent" an deutscher Entwicklungshilfe mehr geben, so Maas.
Außerdem gab es noch weitere Hilfsgelder für wichtige Infrastrukturprojekte wie den Ausbau des Flughafens oder des Stromnetzes.
Siemens Energy soll Stromversorgung in Afghanistan verbessern
Siemens Energy soll eigentlich die Stromversorgung in Afghanistan verbessern. Dafür hatten Vertreter der islamischen Republik und des Unternehmens Mitte November 2020 eine Vereinbarung unterzeichnet. Auch die Stromerzeugung durch erneuerbare Energien sollte vorangetrieben werden. „Wir werden ein Afghanistan aufbauen, in dem sich die Bürger auf zuverlässige Energie freuen können“, sagte Afghanistans Präsident Aschraf Ghani während der virtuellen Abkommensunterzeichnung.
Man wolle Afghanistan zur „Energie-Drehscheibe“ in Zentralasien entwickeln, hieß es damals. Afghanistan bezieht einen Großteil der Energie aus den Nachbarländern Usbekistan, Turkmenistan und Iran. Immer wieder gibt es Stromausfälle in der afghanischen Hauptstadt Kabul, nur etwa ein Drittel der Landesbewohner hat Zugang zu Strom. Dem wohl wichtigsten deutsch-afghanischen Projekt droht nach Machtübernahme der Taliban jetzt sogar das Aus. (dpa/aze)