Überlebende und Politiker besuchen Gedenkstätte
75 Jahre nach der Befreiung des KZ Auschwitz: Niemals vergessen
Sie wurden vergast, zu Tode geprügelt oder erschossen – weil sie für die Nazis die falsche Religion, Herkunft oder Weltanschauung hatten. Mindestens 1,1 Millionen Menschen starben im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Die meisten von ihnen Juden. Wie viele es genau sind, wird sich vermutlich niemals klären lassen. Tausende wurden von den unzähligen Deportationszügen direkt in die Gaskammern geschickt, bekamen nicht einmal eine Lagernummer. Darunter viele Schwangere, alte und kranke Menschen. Vor genau 75 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Lager von Soldaten der roten Armee befreit.
Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945
7.500 Menschen befanden sich zum Zeitpunkt der Befreiung noch im Lager in Auschwitz. Die Zustände, die die Soldaten vorfanden, übersteigen die menschliche Vorstellungskraft. Leichenberge, Tausende halb verhungerte und verwahrloste Menschen. Alles wurde gefilmt und dokumentiert. Die ganze Welt soll sehen, was hier geschehen ist. Denn etwas wie in Auschwitz darf nie wieder passieren. "Unseren Augen bot sich ein schreckliches Bild: eine riesige Anzahl von Baracken … auf den Pritschen lagen Menschen … Skelette schon, mit Haut überzogen und abwesendem Blick. Es war schwer, sie ins Leben zurückzuholen", erinnert sich der russische Kameramann Alexander Woronzow, der die Befreiung von Auschwitz filmisch dokumentierte.
Kurz vor dem Vorrücken der Roten Armee hatten die Nationalsozialisten große Teile des Lagers selbst zerstört – um ihre Taten zu vertuschen. Außerdem wurden knapp 60.000 Menschen noch auf den sogenannten Todesmarsch geschickt. Wer dabei nicht starb, wurde wenig später in Konzentrationslager nach Deutschland gebracht.
Befreiung von Auschwitz: "Die Welt darf niemals vergessen"

"Die Welt darf niemals vergessen, dass, als wir Opfer waren, die ganze Welt genau wusste, was passierte, uns aber alle den Rücken zukehrten und es geschehen ließen. Denn das ohrenbetäubende Schweigen, das die Welt an den Tag gelegt hatte, führte zum Holocaust", warnt ein Holocaust-Überlebender, als er anlässlich des Gedenktags noch mal durch das Tor mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“ geht. Wie sich die Überlebenden am Ort des Schreckens erinnern – im Video.
Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag in Auschwitz
Niemals vergessen: Das ist die wichtigste Botschaft der Holocaust-Überlebenden. Am Montag findet anlässlich des 75. Jahrestags der Befreiung in Auschwitz eine Gedenkveranstaltung statt. Zu der Veranstaltung werden Delegationen aus etwa 50 Staaten und etwa 200 Überlebende in dem Ort in Südpolen erwartet. Auch Bundespräsident Steinmeier wird vor Ort sein. Im Dezember hatte bereits Bundeskanzlerin Merkel das ehemalige Lager besucht und gesagt: "Wir dürfen niemals vergessen, einen Schlussstrich kann es nicht geben und auch keine Relativierung."
Anlässlich des Gedenktags warnte Polens Oberrabbiner Michael Schudrich vor zunehmendem Antisemitismus in der Gesellschaft. Er forderte, heute jeden Ansatz von Judenhass konsequent zu bekämpfen. Auch Bundespräsident Steinmeier hatte bei seinem Besuch in der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel deutliche Worte gefunden. Er räumte ein, dass es in Deutschland wieder Übergriffe auf Juden und einen "kruden Antisemitismus" gebe. Der Bundespräsident betonte, es dürfe kein Schlussstrich unter das Erinnern an den Holocaust gezogen werden.
Im Video: Auschwitz-Überlebende erzählt
Es gibt nicht mehr viele, die Augenzeugen der Gräueltaten in Auschwitz wurden. Dem Holocaust-Überlebenden David Lewin versagt die Stimme, als er darüber spricht. „Ich muss die Tränen runterschlucken“, sagt der 94-Jährige leise. „Die Schmerzen, die man mir damals zugefügt hat, die tun mir heute noch weh.“ Auch diejenigen, die Auschwitz als Kinder überlebten, sind für ihr Leben traumatisiert. In unserem Video erzählt Eva Umlauf, die als Kleinkind nach Auschwitz kam, über ihr Leben nach dem Lager.