Soziale Schieflage spitzt sich weiter zu
Jeder Vierte unter 26 Jahren von Armut betroffen

„Armut ist das Ergebnis politischer Entscheidungen!”
So drastisch beschreibt die Landesarmutskonferenz die Lage in Niedersachsen. Auch in Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen ist die Situation alarmierend. Besonders betroffen: junge Erwachsene und Menschen mit Migrationshintergrund.
Neue Zahlen zeigen das ganze Ausmaß
Heute hat die Landesarmutskonferenz in Hannover alarmierende Zahlen vorgestellt: Mehr als 1,3 Millionen Menschen in Niedersachsen leben am Rand der Armut – das ist jeder Sechste.
Armutsgefährdet ist offiziell, wer weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommens hat. Für einen Single bedeutet das: weniger als 1.284 Euro im Monat. Besonders dramatisch ist die Lage für junge Erwachsene: Jeder Vierte zwischen 18 und 25 Jahren ist betroffen. Menschen mit Migrationshintergrund trifft es noch härter: Fast jeder Dritte lebt unter dieser Schwelle.
Lese- Tipp: Das Geld fehlt! So viele Menschen können sich keine Woche Urlaub leisten
Im Video: Vanessa bekommt kein Geld vom Jobcenter
Bremen ist Armuts-Hotspot in Deutschland
In Bremen ist die Lage noch drastischer: Laut Paritätischem Armutsbericht stieg die Armutsgefährdungsquote 2024 um 4,4 Prozent auf 25,9 Prozent. Damit bleibt Bremen trauriger Spitzenreiter unter den Bundesländern. Hier wachsen zwei von fünf Kindern und Jugendlichen in Familien auf, die mit sehr wenig Geld auskommen müssen. Mit 19,4 % ist Hamburg dagegen noch nicht ganz so schlecht dran. Besonders brutal hier ist allerdings die Armutsgefährdungsquote bei Alleinerziehenden: Die lag, laut Statistikamt Nord, im Jahr 2023 bei mehr als 43 %. Schleswig- Holstein liegt mit 16,6 % ein Prozent über dem bundesdeutschen Durchschnitt. Die Quote steigt in allen drei Bundesländern weiter an und trifft immer mehr Menschen quer durch alle Bevölkerungsgruppen.
Lese- Tipp: Superreich und supermächtig – so beeinflussen Milliardäre unser Leben
Armut ist „Ergebnis politischer Entscheidungen”
Jede sechste Person in Deutschland ist armutsgefährdet. Dass Kinder hungrig zur Schule gehen oder Rentner ihre Medikamente nicht bezahlen können, sei schlicht untragbar, sagt die Landesarmutskonferenz. „Armut ist kein Schicksal, sondern das Ergebnis politischer Entscheidungen – und damit veränderbar“, so Geschäftsführer Fabian Steenken. Deshalb fordert der Zusammenschluss von Verbänden und Initiativen unter anderem eine Abgabe für „Überreiche“, mehr Sozialwohnungen, kostenlosen Nahverkehr und bessere Betreuung für Kinder aus armen Familien. (ypr mit dpa)