„Die Halsschlagader sah so aus, als würde sie platzen“Blutige Details im Narkosearzt-Prozess! Familie trauert um verstorbene Emilia (†4)

Sie wollten Emilia Schmerzen ersparen - jetzt ist die 4-Jährige tot!
Eine Frau bringt ihre Tochter zusammen mit der Großmutter des Kindes zum Zahnarzt. Sie besuchen einen Spezialisten, weil die Kleine so große Angst hat. Doch dann wird ihr Karies für Emilia zum Todesurteil. Denn der Narkose-Arzt Dr. W. (67) soll die Betäubung nicht fachgerecht zubereitet haben, heißt es im Prozess. Am zweiten Tag erinnern sich Mutter und Großmutter des Mädchens an den Tag, an dem sie Emilia für immer verlieren.
Viel Schmerz und wenig Erinnerung
Mit gesenktem Kopf betritt die Mutter von Emilia P. am Donnerstagmorgen den Gerichtssaal im Frankfurter Landgericht. Dass sie dieser Gang sehr viel Kraft kostet, spürt jeder im Raum. In der Vernehmung antwortet sie mit zittriger Stimme. Gleichzeitig wirkt sie gefasst.
Lese-Tipp: Emilia (4) stirbt nach Narkose beim Zahnarzt – was dem Pfusch-Arzt noch vorgeworfen wird
Durch das Internet sei sie auf die Praxis aufmerksam geworden, erklärt Emilias Mutter vor Gericht. Auch ihre beiden Söhne habe sie dort schon behandeln lassen. Als die Richterin ihr vorliest, was sie damals im Polizeiverhör gesagt hat, gibt Jennifer P. an, sich nicht zu erinnern. Vieles habe sie verdrängt.
„Der Arzt wird wissen, was er macht”
Eigentlich soll es keine große Sache sein. Wegen Karies betritt Jennifer P. mit ihrer Tochter und der Großmutter des Mädchens das Wartezimmer der Zahnarztpraxis von Dr. B. in Kronberg. Hier ist man auf junge Angstpatienten spezialisiert. Emilia soll für die OP eine Narkose bekommen. Im Behandlungszimmer bemerkt die Mutter eine Spritze, die sie als milchig beschreibt. Gegen 16 Uhr beginnt die Operation. Mutter und Oma warten und warten. Gegen 19:30 Uhr will die 39-Jährige nach ihrer Tochter sehen. „Die Halsschlagader sah so aus, als würde sie platzen“, erklärt sie vor Gericht.
Lese-Tipp: 7-Jährige nach Zahn-OP schwerstbehindert: Narkosearzt erhält Geldbuße
Die Mutter beschleicht ein erstes mulmiges Gefühl. Aber sie geht davon aus, dass sich der Zustand ihrer Tochter bald verbessert, sagt sie. „Der Arzt wird wissen, was er macht.” Der 67-jährige Angeklagte habe erklärt, es sei eine lange Operation gewesen und deshalb sei Emilia schwach. Getragen habe der Angeklagte Dr. W. eine Jeans, ein graues Hemd und Birkenstocks. Handschuhe: Fehlanzeige.
Mutter schildert dramatische Szenen
„Irgendwann hat der Arzt gesagt, er würde sie gerne in die Klinik einweisen“, erklärt sie. Eine Zahnärztin will den Krankenwagen rufen. Der Angeklagte verneint das. Stattdessen versetzt er Emilia erneut in Narkose, versucht sie zu reanimieren. „Und da kam dann das ganze Blut raus“, erinnert sich die Mutter.
Lese-Tipp: Kardiologe gesteht: Zwei Patientinnen beim Blutdruckmessen vergewaltigt
„Sie ist blau angelaufen, ich bin dann runtergelaufen und habe geschaut ob der Krankenwagen kommt. Der kam dann und dann durfte ich nicht mehr hoch.“ Als die Mutter ihre Tochter das nächste Mal sieht, ist die Vierjährige tot.
„Alles gut, nur diese Worte kamen aus seinem Mund raus“
Auch die Oma von Emilia ist an jenem Tag dabei, weil die Vierjährige ihr vertraut. Luisa S. erklärt, Emilia sei für sie wie eine Tochter gewesen. Während der gesamten Vernehmung hält die 58-Jährige ein Bild von ihrer verstorbenen Enkelin in der Hand. Sie weint und schluchzt, redet laut und aufgeregt, als sie vor dem Landgericht aussagt.
Lese-Tipp: Mann lockt Mädchen (6) mit Süßigkeiten und missbraucht es
Auch Luisa S. erinnert sich an die milchige Spritze, stundenlanges Warten und Beschwichtigungen von den Ärzten. Als Emilia endlich zu sich kommt, habe die Vierjährige Atemprobleme bekommen. Der Angeklagte habe gesagt, Emilia müsse ins Krankenhaus zur Kontrolle, aber es sei nicht schlimm. „Alles gut, nur diese Worte kamen aus seinem Mund raus“, erklärt sie. Man habe sich dann darauf geeinigt, noch etwas zu warten. Jennifer P. und Luisa S. hätten dann gebeten, den Krankenwagen zu rufen. Weder die Zahnärztin noch der Narkose-Arzt seien darauf eingegangen. Als der Angeklagte Emilia noch einmal eine Narkose verabreicht, wird sie nicht mehr wach, erzählt Luisa S.
Zahnärztinnen packen aus
Alexa L. war eine der Zahnärztinnen, die Emilia an jenem Tag operiert haben. Sie erzählt, dass der Angeklagte der Vierjährigen zunächst Beruhigungsmittel gegeben und dann versucht hat, das Kind zu beatmen. Daraufhin habe sich Emilia erbrochen und es sei hektisch geworden. Schließlich habe sie den Notarzt angerufen. Dr. W. sei einverstanden gewesen und habe versucht, eine Herzdruckmassage zu machen.
Lese-Tipp: In dieser Märchen-Praxis fühlt eine Prinzessin den Kids auf den Zahn
Eine weitere Zahnärztin wird im Zeugenstand vernommen. Alexa L. erzählt, dass sie den Angeklagten am Tag nach der Operation angerufen habe, weil auch andere Kinder nach der von ihm verabreichten Narkose im Krankenhaus gelandet sind. Er habe gesagt, man solle nicht immer so eine Welle machen. Seine Reaktion habe sie erschüttert
„Wir können ohne Emilia nicht leben”
Im Laufe des zweiten Prozesstages will sich der Angeklagte bei der Mutter entschuldigen. Die Richterin fragt die Frau, ob das für sie okay ist. Jennifer P. will davon aber nichts hören.
Lese-Tipp: Wie kann eine Mutter den Verlust all ihrer Kinder verarbeiten?
Auch bei Luisa S. will sich der Angeklagte Dr. W. entschuldigen. Ein Zuschauer schreit, er solle sich schämen. Der Mann aus dem Publikum kann sich nicht mehr beruhigen und wird raus geschickt. Emilias Großmutter entschuldigt sich für sein Verhalten und erklärt: „In dieser Familie ist nichts mehr normal seitdem. Wir können ohne Emilia nicht leben.”
Langer Prozess voraus
Anästhesist Dr. W. (67) steht seit dem 19. August vor dem Frankfurter Landgericht. Angeklagt ist er in sechs Fällen wegen Körperverletzung. Bei Emilia geht es um Körperverletzung mit Todesfolge. Der Angeklagte wird von Zahnärzten normalerweise für ambulante Betäubungen gebucht. So auch am 28. September 2021 von einem Arzt aus Kronberg.
Lese-Tipp: Vater findet schwangere Mia (16) tot im Wald
Der Prozess könnte sich lange hinziehen, denn schon am ersten Verhandlungstag wurde deutlich: Der Arzt hat offenbar nicht das erste Mal schlampig gearbeitet und Menschenleben gefährdet. Am ersten Verhandlungstag waren vier Zeugen zur Verhandlung vor Gericht geladen. Alles Eltern geschädigter Kinder.