Jugendlicher bezahlt 10-Stunden-OP mit seinem LebenDominik A. (18) stirbt nach Zahn-OP - Arzt vor Gericht: „Ich habe versagt"

War es Fahrlässigkeit oder tatsächlich nur ein folgenschwerer Irrtum der Ärzte?
War es Fahrlässigkeit oder tatsächlich nur ein folgenschwerer Irrtum der Ärzte?
RTL Nord

Diese Geschichte ist an Tragik kaum zu übertreffen!
Er wollte eine Wurzelbehandlung, Füllungen und Kronen – zehn Stunden später ist der 18-jährige Dominik A. tot. Acht Jahre später müssen sich die beiden behandelnden Ärzte aus einer Praxis in Hamburg-Altona vor Gericht verantworten. Zahnärztin M. entschuldigt sich unter Tränen bei Dominiks Eltern: „Es tut mir unendlich leid.“

Mysteriöser Tod auf dem Zahnarztstuhl: Wieso dauerte die OP so lange?

Man merkt ihnen die Verzweiflung an, als die beiden Ärzte heute den Gerichtssaal betreten. Bei M. fließen ab der ersten Sekunde die Tränen: „Es tut mir unendlich leid. Ich weiß, dass keine Erklärung der Familie ihren Schmerz nehmen kann,“ entschuldigt sie sich gleich zu Beginn. Sie sei der festen Überzeugung gewesen, ihre Sorgfaltspflicht nicht verletzt zu haben. Ihr gegenüber sitzen Dominiks Eltern. Sie werden voraussichtlich am Montag aussagen.

Lese-Tipps: 7-Jährige nach Zahn-OP schwerstbehindert: Narkosearzt erhält Geldbuße

Es war offenbar Dominik selbst, der sich 2016 eine Vollnarkose gewünscht hat, behauptet die Ärztin. Weil er schreckliche Angst vorm Zahnarzt hatte, habe er Einzeltermine abgelehnt. Deshalb wurde er am 27. Mai zehn Stunden lang operiert. Allein das sei schon ziemlich unüblich. Normalerweise dauern Operationen dieser Art drei bis vier Stunden, so ein Experte im Gespräch mit RTL.

Im Video: Entstellt nach illegaler Nasenlochkorrektur beim Zahnarzt

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Der Arzt gesteht die Tat sofort

Die Ärzte sollen den 18-Jährigen nicht ordnungsgemäß über alle Risiken und die Art der Narkose-Überwachung aufgeklärt haben, so die Anklage. Während der OP erleidet Dominik ein Herz-Kreislauf-Versagen. Viel zu spät soll der Arzt den Notdienst gerufen haben.

Lese-Tipp: Mädchen (4) stirbt nach Zahnarzt-Narkose – jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft

Der 18-Jährige stirbt wenig später im Krankenhaus. „Ich hatte keinerlei Bedenken bei einem so jungen Patienten so eine lange Narkose durchzuführen. Ich schäme mich dafür und es tut mir sehr leid, dass ich als Arzt versagt habe“, sagt der Anästhesist A. am Donnerstag vor Gericht. Er gesteht die Tat direkt zu Beginn des Prozesses.

Gutachten verzögern den Prozess um acht Jahre

Ob die beiden Ärzte tatsächlich zu der vorgeworfenen gemeinschaftlichen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt werden, werden die nächsten Verhandlungstage zeigen. Ihnen drohen zwischen drei und 15 Jahren Haft.

Lese-Tipp: Hartmut F. muss lebenslang ins Gefängnis

Warum es erst acht Jahre nach der Tat zum Prozess kommt, ist noch unklar. Gerichtssprecher Kai Wantzen verrät im Gespräch mit RTL, dass es sich um ein sehr aufwendiges Verfahren handelt und es lange gedauert hat, alle Gutachten zu erstellen. „Weil es eben abgesehen von der rechtlichen Bewertung ja maßgeblich auf medizinische Fragen ankommt“, so Wantzen weiter. Ein Urteil fällt frühestens Ende Juni. (jjä)