Seine Schwester schenkte ihm noch Lebenszeit

Er hat gekämpft wie ein Löwe! Ben (2) ist „über die Regenbogenbrücke gegangen”

Er hat alles gegeben! Und doch sollte es am Ende nicht reichen. Der kleine Ben Wever aus Gangelt-Breberen hat am 15. Juli 2024 den Kampf gegen eine höchst aggressive Form von Leukämie verloren.
Er hat alles gegeben! Und doch sollte es am Ende nicht reichen. Der kleine Ben Wever aus Gangelt-Breberen hat am 15. Juli 2024 den Kampf gegen eine höchst aggressive Form von Leukämie verloren.
Familie Wever / privat
von Vera Dünnwald

Ein weiterer kleiner Engel ist im Himmel angekommen.
Lange hat Ben Wever (2) durchgehalten und gekämpft. Aber: Im Juli verliert er endgültig den Kampf gegen den Krebs. Auch wenn seine Geschichte so endet, wie sich niemand gewünscht hat, ist seine Familie dankbar. Dankbar für die zusätzliche Zeit, dankbar für die unfassbare Anteilnahme von Fremden und Freunden.

Der kleine Ben Wever erkrankt 2023 an Leukämie – und kämpft wie ein Löwe

Mit nur einem Jahr wird dem Jungen aus Gangelt-Breberen im März 2023 Blutkrebs diagnostiziert. Das Problem: Ben hat eine sehr seltene und sehr aggressive Form von Leukämie. Weltweit sind nur rund 20 bis 30 Kinder an der akuten myeloischen Leukämie (AML), genauer gesagt an dem Subtyp CBFA2T3::GLIS2, erkrankt. Dabei handelt es sich um eine genetische Fusion der Leukämiezellen. Betroffen sind in der Regel nur Kinder unter zwei Jahren.

Lese-Tipp: Familie kämpft um krebskranken Ben (1) - wann hört dieser Albtraum endlich auf?

Monatelang gibt Ben alles, kämpft um sein Leben, lässt unter anderem mehrere Blöcke Chemotherapie über sich ergehen. Doch nicht nur er kämpft. Auch seine große Schwester tut alles, damit es ihrem kleinen Bruder hoffentlich schnell besser geht. Denn die damals sechsjährige Lia kommt tatsächlich als Stammzellspenderin infrage – und zögert keine Sekunde: „Sie war sofort bereit, ihrem Bruder das Leben zu retten”, so Vater Stefan Wever. Dank ihr soll Ben am Ende ein Jahr mehr Lebenszeit erhalten.

Der Schock lässt jedoch nicht lange auf sich warten: Im Dezember 2023 kehrt die Leukämie zurück. Die Ärzte raten der Familie, bestehend außerdem aus Mama Katharina und Schwester Marie, so viel Zeit wie möglich mit ihrem Sohn und Bruder zu verbringen.

Einziger Ausweg: eine neuartige Antikörpertherapie des Project Stella aus den USA, die in Bezug auf diese spezielle Zellfusion bereits Erfolge erzielen konnte, in Europa aber noch nicht zulässig ist.

Papa Stefan richtet im Februar 2024 eine Spendenkampagne via GoFundMe ein, um die Behandlungsmethode zu finanzieren – und ist überwältigt von der hohen Spendenbereitschaft.

Im Video: Verein für krebskranke Kinder unterstützt Familien

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Der Alptraum wird wahr: Ben verliert den Kampf gegen den Blutkrebs am 15. Juli 2024

Die Antikörper bekommt er über Wochen regelmäßig verabreicht. Bis das Kind nicht mehr kann.

In einem emotionalen Nachruf der Aachener Zeitung heißt es, dass Bens Körper vor drei Monaten eindeutige Signale sendet. Er sei apathisch und kraftlos gewesen, habe nur geschlafen und nach Hause gewollt. Und auch den Ärzten ist zu dem Zeitpunkt klar, dass sie nichts mehr tun können.

Bens Papa schreibt zudem in einem GoFundMe-Update von Ende Mai: „Unser schlimmster Alptraum wird leider Wirklichkeit! Die Leukämie hat Bens Knochenmark eingenommen. Wir werden ihn morgen vom Krankenhaus mit nach Hause nehmen und hoffentlich noch ein paar Tage, vielleicht eine Woche bei uns haben.” Man mag sich kaum ausmalen, was die Familie durchmacht.

Lese-Tipp: So könnt ihr ganz leicht Stammzellspender werden

Stefan Wever weiter: „Ben ist sehr schlapp. Essen oder Trinken fällt ihm schwer. Ich kann nicht beschreiben, was wir fühlen. Unter Tränen verfasse ich diesen Text. Wir hoffen, dass er noch einige Tage tapfer und schmerzlos in unserem Familienkreis verbringen darf. Wir möchten gerne nochmal die Dinge tun, die er am liebsten macht. Dazu gehört Treckerfahren, auf dem Trampolin springen und mit seinen großen Schwestern spielen. [...] Nun beginnen die schwersten Tage unseres Lebens!”

Sechs Wochen hält Ben durch, sechs Wochen zusätzliche Zeit bekommen die Wevers mit ihrem Kind geschenkt. Am 15. Juli stirbt Ben in den Armen seiner Familie.

„Wir haben mehr von ihm gelernt, als er von uns”

Der kleine Ben an seinem zweiten Geburtstag im März 2024. Dass er diesen Tag aufgrund seiner Diagnose erleben durfte, glich einem Wunder – und verdankte er unter anderem seiner älteren Schwester und einer neuartigen Antikörpertherapie.
Der kleine Ben an seinem zweiten Geburtstag im März 2024. Dass er diesen Tag aufgrund seiner Diagnose erleben durfte, glich einem Wunder – und verdankte er unter anderem seiner älteren Schwester und einer neuartigen Antikörpertherapie.
Familie Wever / privat

„Unser kleiner Kämpfer ist heute über die Regenbogenbrücke gegangen”, so schreibt Wever in einem weiteren Update der Kampagne. „In der viel zu kurzen Zeit seines Lebens hat er uns mehr gegeben, als wir uns je hätten vorstellen können. Wir haben mehr von ihm gelernt, als er von uns. Nur durch seine bedingungslose Liebe sowie seiner unverwechselbaren Ausstrahlung und Lebensfreude konnten wir den unvorstellbaren Schmerz der letzten Wochen ertragen.”

Familie Wever ist jetzt nur noch zu viert. Sie alle vermissen Ben, mit seiner Energie, Lebensfreude, seinen zerzausten blonden Haaren und dem ansteckenden Lächeln, schrecklich. Doch der Junge ist nun von seiner Krankheit erlöst, muss nicht mehr kämpfen.

Und die Wevers möchten weitermachen, müssen das Geschehene und die Trauer jedoch erst verarbeiten. Zudem allen Menschen für ihre Hilfe und „für ihre lieben Worte” danken, die hohe Spendensumme von über 130.000 Euro fair verteilen, unter anderem an das Project Stella, den Förderverein für krebskranke Kinder Aachen und die ambulante Hospizbewegung Camino, die die Familie laut Aachener Zeitung in der letzten Zeit eng begleitet hat. Und auf den seltenen Leukämie-Subtyp aufmerksam machen.

Obwohl der kleine Junge nur zwei Jahre alt werden durfte, hat er trotzdem etwas ganz Großes geschafft: dass sich unzählige, größtenteils fremde Menschen für einen guten Zweck zusammentun und zusammenhalten.