Am 22. März 2020 trat der erste bundesweite Lockdown in KraftFünf Jahre danach – was haben wir aus den Corona-Fehlern gelernt?

Eine Frau steigt mit FFP2-Maske in eine Trambahn ein
Daran erinnert sich keiner gerne: Ständig die FFP2-Maske auf der Nase, sobald das Haus verlassen wurde.
dpa-Bildfunk

Fünf Jahre ist es her, dass Corona Deutschland erreichte. Fünf Jahre, in denen viel passiert ist.
Am 27. Januar 2020 wurde der erste Corona-Fall in Deutschland registriert: Ein Mitarbeiter des Autozulieferers Webasto hatte sich bei einer Kollegin aus China mit dem Virus Sars-CoV-2 angesteckt. Was im Reich der Mitte als regionales Problem begonnen hatte, entwickelte sich schnell zur weltweiten Pandemie: Am 22. März trat in Deutschland der erste Lockdown in Kraft – Kontaktverbote, Schulschließungen, Quarantäne-Vorschriften.

Stimmt ab: War das harte Vorgehen der Politik während Corona richtig?

„Wir werden einander viel verzeihen müssen”

Millionen Menschen erkrankten, Hunderttausende überlebten die Infektion nicht. In Deutschland infizierten sich laut WHO über 38 Millionen Menschen, über 186.700 starben. Und heute? Es gibt bis heute viel Streit darüber, was damals richtig und vor allem falsch lief. Bei Ausbruch war Jens Spahn (CDU) amtierender Gesundheitsminister, er ahnte schon im April 2020: „Wir werden in ein paar Monaten wahrscheinlich viel einander verzeihen müssen.” Doch was waren die größten Fehler? Unsere Recherche deckt sieben Punkte auf, die bis heute vielfach diskutiert werden.

1. Katastrophale Vorbereitung?
Deutschland hatte zwar einen Pandemieplan aus dem Jahr 2005, aktualisiert 2007 und 2017, aber Kritiker sagen: Es fehlte an allem! Masken, medizinisches Material, Personal – Fehlanzeige! „Der Plan war eine Grundlage”, heißt es oft. Aber reichte das?

2. Schulschließungen: Pro und Contra
Die Schließung von Schulen und Kitas traf Familien hart. Homeschooling, keine Betreuung – viele Eltern waren am Limit. „Notwendig, um das Virus zu stoppen”, sagten die einen. „Ein großer Fehler”, räumte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im März 2024 im „Spiegel” ein. Zu streng, zu lange – so das Fazit.

3. Ausgangssperren: sinnlos?
Nächtliche Ausgangssperren – brachten die überhaupt was? „Kaum Wirkung”, gestand der damalige Innenminister Horst Seehofer (CSU) im März 2023 ebenfalls im „Spiegel”. Andere meinten, sie hätten nächtliche Zusammenkünfte und Partys verhindert. Eine kontroverse Maßnahme.

4. Die unglückliche Rolle der Gesundheitsämter
Die Gesundheitsämter sollten die Infektionsketten nachverfolgen, doch sie waren völlig überlastet. Mangelnde Digitalisierung, verstaubte Technik – die Arbeit war eine Katastrophe. „Zu viel Aufwand, zu wenig Personal”, so die Kritik.

5. Kommunikationspannen in der Krise
Die Regierung sorgte mit ihren widersprüchlichen Aussagen für Verwirrung. Mal hieß es so, mal so – prominentes Beispiel: Masken nützen nichts – dann wiederum werden FFP2-Masken zum Maß aller Dinge. „Widersprüchlich und schwer verständlich”, beschwerte sich die Bevölkerung. „Das war das größte Problem”, kritisierte der Frankfurter Virologe Dr. Martin Stürmer im Februar 2023 gegenüber RTL. Auch der Epidemiologe Dr. Klaus Stöhr bemängelte an gleicher Stelle: „Ohne funktionsfähiges Krisenmanagement keine vertrauenswürdige Krisenkommunikation!“

6. Impf-Versprechen wurde nicht eingehalten
Anfangs hieß es, die Impfungen würden die Pandemie sofort beenden. Doch das Versprechen konnte so nicht eingehalten werden. Die Regierung habe die Wirkmächtigkeit der Impfstoffe anfangs zu hoch eingeschätzt, gab Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) im März 2023 zu. Auch die Kommunikation zum AstraZeneca-Impfstoff war ein Desaster. Eine Analyse der Medienagentur pressrelations vom September 2021 zeigte: Das Image des eigentlich wirksamen ersten Impfstoffs war schnell ruiniert.

7. Ungeimpfte wurden ausgegrenzt
Ungeimpfte wurden von vielen Aktivitäten ausgeschlossen. 2G-Regel, kein Restaurantbesuch, keine Konzerte. „Diskriminierend”, sagten Kritiker. „Notwendig zum Schutz der Bevölkerung”, argumentierten andere. „Zu viel Stigmatisierung”, kritisierte Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, im August 2024 in der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Lese-Tipp: Medienbericht: BND glaubt an Unfall im Labor als Auslöser für Corona-Pandemie

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Was ist das bei euch?

Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ.

Was sollten wir aus der Pandemie lernen?

Corona hat Deutschland durch- und wachgerüttelt, so viel steht fest. Die Pandemie hat gezeigt, wo es hapert: bei der Krisenvorsorge, im Gesundheitswesen, bei der Kommunikation. Was muss sich ändern?

Die Politik sagt: Wir wollen die Pandemievorsorge verbessern! Nie wieder sollen Masken, Schutzkleidung und Medikamente fehlen. Deswegen soll die Produktion im Inland gestärkt, die Lager aufgestockt werden. Auch die Gesundheitsämter müssen besser ausgestattet werden: mehr Personal und vor allem effizientere digitale Technik. Und die Informationsstrategie der Regierung? Die muss klarer und verständlicher sein, damit die Bevölkerung nicht verunsichert wird.

Experten fordern zudem eine stärkere Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachgebieten. Mediziner, Soziologen, Psychologen – alle sollen an einem Strang ziehen. Politische Entscheidungen sollen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren, die Forschung muss stärker gefördert werden. Auch ethische Fragen müssen erörtert werden: Wie können wir die Freiheitsrechte der Bürger mit dem Schutz der öffentlichen Gesundheit in Einklang bringen?

Aber auch wenn Corona viele Wunden hinterlassen hat – die Zeit hat uns auch gezeigt, wie wichtig Resilienz ist: die Fähigkeit, mit Krisen umzugehen. Für jeden Einzelnen, aber auch für die Gesellschaft.