Statt fünf bald 20 Euro?Krankenkassen-Vorstand fordert von Patienten höhere Zuzahlung für Medikamente – und noch mehr!

Normalverdiener würde das nicht ruinieren!
Die Krankenkassen stecken in einer Krise: Dadurch steigen die Versichertenbeiträge immer weiter. Und der Vorstand der IKK-Innovationskasse fordert jetzt sogar noch mehr Erhöhungen für Patienten – etwa wenn es um die Zuzahlung für Medikamente geht.
Ausgaben der Krankenkassen senken, Ausgaben der Patienten erhöhen!
Das System der gesetzlichen Krankenkassen droht zu eskalieren, erklärt Ralf Hermes, Vorstand der IKK Innovationskasse, in einem Interview mit der Berliner Zeitung. „Die Kassen haben ein Negativvermögen, schreiben rote Zahlen. Sie leben von der Hand in den Mund.” Daher fordert er drastische Maßnahmen.
Unter anderem erklärt Hermes, dass es eine sogenannte „Sofortbremse” geben müssen. Bedeutet: Alle Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen sollten, wenn es nach ihm ginge, unverzüglich eingefroren werden und dürften sich nicht weiter erhöhen.
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Die Konsequenz daraus wäre, dass Kosten, die das gesetzte Limit der Krankenkassen übersteigen, unter anderem von den Versicherten übernommen werden müssten.
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IKK-Vorstand fordert höhere Medikamenten-Zuzahlung und Wiedereinführung der Praxisgebühr
Konkret schlägt der IKK-Vorstand beispielsweise vor, dass der Zuzahlungssatz für Arzneimittel erhöht – beziehungsweise sogar verdoppelt – werden sollte. „Auf zehn Euro, maximal 20 Euro”, sagt Hermes.
Aktuell ist es so: „Versicherte zahlen für jedes Arzneimittel zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung pro Packung zehn Prozent des Verkaufspreises dazu, höchstens zehn Euro und mindestens fünf Euro”, erklärt das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Website.
Diesen Satz zu verdoppeln, dürfte bei vielen Menschen – insbesondere bei denen, die regelmäßig Medikamente benötigen – ein Loch in die Haushaltskasse reißen. Hermes jedoch meint, „Normalverdiener werden maximal 20 Euro nicht finanziell ruinieren”. „Bei chronisch Kranken, die bedürftig sind”, könne eine Sozialklausel greifen.
Doch es wäre ja vermutlich nicht nur die Medikamenten-Zuzahlung, die teurer würde. Ralf Hermes fordert außerdem, dass die Praxisgebühr wieder eingeführt wird. „Die betrug mal zehn Euro. Das würde aktuell Milliarden bringen”, erklärt er im Interview. Sie solle als „Steuerungselement” dienen, denn aktuell bestehe das Problem, „dass Patienten nur schwer Termine bei Fachärzten bekommen”.
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Wann und warum wurde die Praxisgebühr eigentlich abgeschafft?
Ob man mit der Wiedereinführung der Praxisgebühr diesem Problem wirklich entgegenwirken könnte, bliebe allerdings abzuwarten.
Immerhin wurde sie zum 1. Januar 2013 abgeschafft, weil man es eben nicht geschafft hatte, „die Anzahl der unnötigen Arztbesuche zu verringern“. Das schrieben damals die Union (CDU/CSU) und die FDP in der Begründung ihrer Änderungsanträge zum Assistenzpflegebedarfsgesetz, wie das Deutsche Ärzteblatt zitierte.
„Studien, die einen längeren Zeitraum betrachten, kommen zu dem Ergebnis, dass die Praxisgebühr die Inanspruchnahme von Ärzten ab 2005 nicht signifikant beziehungsweise nicht nachhaltig gegenüber dem Niveau vor 2004 gesenkt hat“, hieß es darin weiter.
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Weniger Krankengeld, Teil-Arbeitsunfähigkeit, höhere Krankenhaus-Zuzahlungen: IKK-Vorstand fordert noch mehr
Weitere Vorschläge, die Ralf Hermesvon der IKK im Interview mit der Berliner Zeitung macht:
Eine Teil-Arbeitsunfähigkeit einführen: „Wenn ich an einem Infekt leide und einen Bürojob habe, kann ich vielleicht ein paar Stunden arbeiten, zum Beispiel im Homeoffice”, erklärt er dazu.
Einsparungen beim Krankengeld: „Ich bin für drei unbezahlte Karenztage je Kalenderjahr”, erklärt Hermes. Und weiter: „Wir begrenzen die Bezugsdauer von Krankengeld, für das die Krankenkassen aufkommen, auf ein Jahr innerhalb einer Zeitspanne von drei Jahren.”
Verdoppelte Zuzahlung bei stationären Behandlungen im Krankenhaus: „Die sollte von zehn auf 20 Euro je 28 Kalendertage innerhalb eines Kalenderjahres steigen.”
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Würden all seine Vorschläge tatsächlich umgesetzt, „kommen mit Sicherheit mehr als die sechs Milliarden Euro zusammen, mit denen die Kassen derzeit im Minus sind”, ist sich Ralf Hermes sicher.
Ob die Vorschläge des IKK-Vorstands irgendwann in die Tat umgesetzt werden, bleibt natürlich abzuwarten. Dennoch dürften sie bei den Versicherten so gar nicht gut ankommen und die ohnehin schon immer größer werdenden Existenzsorgen noch verstärken. (vho)