In guten wie in schlechten Zeiten? Warum Ehen eher scheitern, wenn die Frau krank wird

Beziehungsaus im Krankheitsfall?
Man verspricht sich, gemeinsam durchs Leben zu gehen, mit allen Höhen und Tiefen. Doch gerade Extremsituationen stellen Paare auf eine harte Probe. Im Interview mit RTL erklärt die psychologische Psychotherapeutin Ann-Kathrin Arnold, warum Beziehungen dann oft auseinander brechen - so wie aktuell die von Patrice und Daniel Aminati.
Belastung für beide Beziehungspersonen
„In guten wie in schlechten Zeiten” ist ein Versprechen, das sich Paare beim traditionellen Ehegelübde geben, aber das auch unverheiratete Paare leben. Wenn dann tatsächlich schlechte Zeiten über eine Beziehung hereinbrechen, kann das zur Zerreißprobe werden. „Extremsituationen bringen äußere und innere Belastungen mit sich“, bestätigt Psychologin Ann-Katrin Arnold.
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Äußere Belastungen können in Krankheitsfällen etwa darin bestehen, dass Paare zusätzlich zu ihrem Alltag gemeinsam Arzttermine wahrnehmen und im Krankenhaus aufeinander warten, erklärt Arnold. Mit inneren Belastungen sind die unterschiedlichen Gefühle gemeint, die die Partner jeweils unabhängig voneinander durchleben. Diese würden von Wut, Zukunfts- und Verlustangst, bis hin zu Scham oder auch Schuldgefühlen reichen. „Die Gedanken und Gefühle verändern sich und bringen ein Ungleichgewicht in die Beziehung“, so die Psychologin.
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Rollentausch, wenn die Frau krank wird
Wie eine Studie des Journal of Marriage and Family zeigt, zerbrechen Beziehungen gerade dann, wenn die Frau krank wird. Die Langzeitstudie mit 25.000 heterosexuellen Paaren hat das Trennungsrisiko in solchen Fällen untersucht. Mit einem schockierenden Ergebnis: Wird die Partnerin schwer krank, ist das Risiko für eine Trennung siebenmal höher, als wenn es den Mann trifft.
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Gesellschaftlich sind es meist Frauen, so Arnold, die die Pflege und Care Arbeit übernehmen. Wie die Psychologin erklärt, führt eine Erkrankung der Frau zu einer Rollenverschiebung. „Die Rollen in der Beziehung verändern sich”, so Arnold, das bringe Unsicherheit mit sich. Und auch die Kommunikation zwischen Partnerin und Partner könne sich verändern. „Aus Scham oder, um nicht zu belasten, verschweigen viele [Kranke] ihre wahren Gefühle. Die andere Person kann darauf dann nicht eingehen.“
„Es kann auch eine Chance sein”
„In Krisen oder unter Stress fallen viele Menschen in ihre alten Gefühlsmuster“, erklärt Psychologin Ann-Kathrin Arnold. „Ich darf nicht zur Last fallen”, „ich muss alles alleine schaffen“ oder auch „niemand versteht mich” seien nur ein paar Beispiele für zerstörerische Gedanken- und Gefühlsmuster, die in Partnern während einer schweren Zeit hochkommen können. Ihre Wurzeln hätten diese laut der Psychologin vor allem in der Kindheit.
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Obwohl es in Krisen verschiedene Punkte gibt, an denen Paare sich voneinander entfernen können, macht Arnold eins klar: „Krisen müssen nicht zu einer Trennung führen. Sie können eine Beziehung auch stärken und zu mehr Tiefe führen.“ Durch die Herausforderung hätten Paare ebenso die Möglichkeit, sich echt und ehrlich zu zeigen. Das schaffe eine Verbundenheit. Jede Krise könne für Paare also auch eine Chance sein, sie gemeinsam durchzustehen.
Verwendete Quelle: eigene RTL-Recherche, Journal of Marriage and Family

































