„Jedes Kind sollte etwas Besonderes sein “
Viele Eltern haben Lieblingskinder – was RTL-Leser davon halten
Fühlt ihr euch als Eltern ertappt?
Eine aktuelle Studie zeigt nicht nur, dass Kinder bevorzugt werden, sondern auch, welche das sind. Ein Experte mahnt allerdings zur Vorsicht. Schließlich kann das Verhältnis zu den Eltern für den Nachwuchs lebenslange Folgen haben. Im Video seht ihr, was die Deutschen über Lieblingskinder denken.
Forscher sicher: Eltern haben favorisierte Kinder
Auch wenn darüber kaum gesprochen wird: Viele Eltern haben favorisierte Kinder. Generell erhalten einer Studie zufolge oft Mädchen sowie besonders pflichtbewusste und umgängliche Kinder den Vorzug. Das berichtet ein US-kanadisches Forscherduo im Fachblatt „Psychological Bulletin“.
Für die Studie wurden 30 Untersuchungen sowie Datenbanken zu dem Thema ausgewertet. Ein deutscher Experte lobt die Studie, die Resultate müssten aber angesichts der Komplexität familiärer Prozesse zurückhaltend interpretiert werden, sagt er.
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„Seit Jahrzehnten wissen Forschende, dass Ungleichbehandlungen von Eltern bei Kindern dauerhafte Folgen hinterlassen können“, wird Hauptautor Alexander Jensen von der Brigham Young University in Provo im US-Bundesstaat Utah in einer Mitteilung der Zeitschrift zitiert. „Diese Studie hilft uns zu verstehen, welche Kinder eher favorisiert werden – was sich sowohl positiv als auch negativ auswirken kann.“
Gibt es Lieblingskinder wirklich? Das sagen RTL-Nutzer
Und was sagt ihr dazu? Wir haben RTL-Nutzer bei einer nicht repräsentativen Umfrage abstimmen lassen, ob sie sich selbst in ihrer Kindheit benachteiligt gefühlt haben, weil sie zum Beispiel nicht das Lieblingskind waren.
51 Prozent haben bei unserer Umfrage angegeben, „leider nicht das Lieblingskind gewesen zu sein.“
44 Prozent sagen hingegen, dass sie sich von ihren Eltern „meist fair behandelt gefühlt haben. “
Fest steht, dass das Thema Lieblingskinder für viele RTL-Leser ziemlich emotional ist! Das wird auch in den Kommentarspalten bei Facebook deutlich, wo wir euch ebenfalls nach eurer Meinung gefragt haben.
Einige RTL-Nutzer sehen die Studie durchaus kritisch, denn sie finden nicht, dass es Lieblingskinder gibt oder geben sollte – was auch anhand der folgenden Kommentare deutlich wird. „Ich habe drei Kinder, jedes Kind hat seinen Charakter. Ich liebe alle drei Kinder mehr als mein eigenes Leben (..).“ Eine weitere Kommentatorin ärgert sich sogar über die Studie. „Jedes Kind sollte etwas Besonderes sein und keine Studien betrieben werden, welches Kind ein Lieblingskind ist.“
Doch eine andere Nutzerin ist selbst Tante und gibt vor diesem Hintergrund durchaus zu, dass es Unterschiede geben kann und sagt: „Wir wurden alle gleichbehandelt. ABER ich als mittlerweile mehrfach Tante, mag zwar alle meine Nichten und Neffen, habe aber definitiv einen dabei, der mein absoluter Liebling ist (...)“
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Wenig Forschung zu Lieblingskinder-Typen
Studien zufolge sind Menschen, die in der Kindheit von ihren Eltern begünstigt wurden, tendenziell psychisch stabiler. Sie sind auch beruflich erfolgreicher, haben eher langlebigere Partnerschaften und seltener Verhaltensprobleme. Doch welche Kinder eher bevorzugt würden, sei bislang wenig erforscht, schreiben Jensen und McKell Jorgensen-Wells von der Western University im kanadischen London (Provinz Ontario).
Um dies zu ergründen, wertete das Duo Untersuchungen und Datenbanken mit insgesamt knapp 20.000 Teilnehmern aus, überwiegend aus den USA und Westeuropa. Dabei berücksichtigten sie unter anderem Geschwisterfolge, Geschlecht und Charakterzüge.
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Auswertung zufolge bevorzugen Eltern tendenziell Mädchen
Martin Diewald von der Universität Bielefeld lobt die Studie als „gut gemacht“. „Im Gegensatz zu anderen Arbeiten wurden hier nicht Kinder aus verschiedenen Familien miteinander verglichen, sondern tatsächliche Geschwister“, erläutert der Soziologe.
Der Auswertung zufolge bevorzugen Eltern tendenziell Mädchen eher als Jungen – und das gilt überraschenderweise nicht nur für Mütter, sondern auch für Väter. Zudem würden gewissenhafte, verantwortungsbewusste Kinder eher favorisiert, heißt es weiter. In beiden Fällen sind die Effekte zwar nur leicht ausgeprägt. Allerdings sollten Eltern sich dessen bewusst sein, schreibt das Duo.
Umgängliche Kinder machen vieles leichter
„Eltern machen Unterschiede, oft auch unbewusst“, erläutert Diewald, der nicht an der Studie beteiligt war. „Und Eltern entwickeln einen vertrauteren Umgang eher mit umgänglichen Kindern – denn das macht vieles leichter.“
Das müsse aber nicht heißen, dass Eltern den übrigen Nachwuchs weniger liebten, betont der Experte, und nennt ein Beispiel: So könnten Mütter und Väter etwa ein vermeintlich benachteiligtes – weil schwächeres oder weniger talentiertes – Kind besonders fördern, um ihm gleiche Lebenschancen zu ermöglichen.
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Eltern ist Ungleichbehandlung oft nicht bewusst
Dies dürfe aber von den Geschwistern nicht als Benachteiligung empfunden werden. Eine wahrgenommene Zurücksetzung könne lebenslange Folgen haben, etwa für das Selbstvertrauen, sagt Diewald. Das könne sich unter anderem in der Partnerschaft zeigen. Kinder sollten wissen, dass es auch unbewusst zu Ungleichbehandlung kommen könne. „Empfundene Kränkungen sind oft gar nicht so gemeint“, betont Diewald. „Eltern versuchen meistens, ihren Kindern gerecht zu werden.“
Um Missverständnisse zu vermeiden, sollten sie ihr Verhalten dem Nachwuchs gegenüber transparent machen. Diesen Aspekt betont auch Hauptautor Jensen: „Entscheidend ist sicherzustellen, dass alle Kinder sich geliebt und unterstützt fühlen.“ (mjä/dpa)