Seid ihr das jüngste, mittlere oder älteste Kind? Geschwister - so beeinflussen Bruder und Schwester unser Leben

Large group of children lying at floor and having fun. Looking at camera.
Weil unsere Geschwister unser Leben derart prägen, lohnt es sich, sich damit auseinanderzusetzen, welche konkrete Rolle sie in unserem Leben spielen.
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Die Geschwisterkonstellation verrät viel über den eigenen Charakter!
Nicht immer lieben wir sie und manchmal wünschen wir sogar, wir hätten sie uns aussuchen können: unsere Geschwister. Egal, ob wir uns mit ihnen verstehen oder nicht. Wie genau Geschwisterkonstellationen unser Leben beeinflussen, erklärt Psychologe Dr. Jürg Frick in seinem Buch „Ich mag dich - du nervst mich! Geschwister und ihre Bedeutung für das Leben“.

Geschwisterkonstellationen

Ohne sie könnten wir uns ein Leben nicht mehr vorstellen!

Als Geschwister beeinflusst man sich gegenseitig maßgeblich. Ohneeinander wäre man nicht die Person, die man heute ist. Dabei hat jedes Kind – ob jüngstes, mittleres oder ältestes – eine individuelle Geschwisterposition, die sich nicht generalisieren lasst.

Dabei ist keine Position pauschal besser oder schlechter, sondern hat individuelle Vor- und Nachteile. So werden die jüngsten Geschwister meist besonders umsorgt, leiden aber zum Teil auch darunter, immer das schwächste Familienmitglied zu sein.

Das jüngste Kind

Das jüngste Geschwisterkind hat es oft nicht leicht: Alle sind größer, stärker und können mehr. Zwar ist das einerseits eine Belastung, andererseits erfahren die jüngsten Kinder viel Unterstützung – auch von ihren älteren Geschwistern.

Teilweise haben sie jedoch auch im Erwachsenenalter noch Angst, weniger ernst genommen zu werden. Sie versuchen stets, die älteren Geschwister zu überholen und wirken manchmal altklug.

Das Nesthäkchen wird von den Eltern oft verwöhnt. Gleichzeitig wird von ihm weniger erwartet als von den älteren Geschwistern. Oft versucht es, dem entgegenzuwirken und sich in der Familie zu behaupten. Im Gegenzug bekommt das jüngste Kind schneller mehr Freiräume und darf etwa früher länger ausgehen als die Geschwister, was diese ihnen wiederum vorwerfen.

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Das jüngste Kind glorifiziert seine Geschwister häufig und versucht, ihnen nachzueifern. Den Größeren ist es wiederum oft lästig, was diese auch offen zeigen. Jüngste Kinder versuchen oft, ihre älteren Geschwister in der Entwicklung aufzuholen.

Sie gelten als freundlich und diplomatisch, aber verstehen es auch, andere geschickt für ihre Zwecke einzuspannen. Häufig übernehmen sie auch im Erwachsenenalter ungern Verantwortung. Aus der Kindheit sind sie gewöhnt, dass ihnen alles abgenommen wird, daher drücken sie sich auch später gern vor ungeliebten Aufgaben.

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Das mittlere Kind

Das mittlere Kind hat durch seine Position in der „goldenen Mitte" eine Doppelrolle: Vom älteren Kind wird gelernt und abgeschaut, vor dem jüngeren Geschwisterkind als Vorbild präsentiert. Häufig kommt es zu Konkurrenzsituationen, weil das ältere Kind sich zurückgesetzt und ausgestochen fühlt.

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Es kann aber auch sein, dass sich das mittlere Kind komplett anders orientiert als der Ältere, um eben gerade nicht in seine Fußstapfen zu treten. Fällt der Vergleich mit dem älteren Kind jedoch zu ihren Ungunsten aus, reagieren sie sehr empfindlich.

Mittlere Kinder haben oft eine hohe Kompromissfähigkeit sowie diplomatisches Geschick – oder sie werden zum ewigen Außenseiter, die sich wegen ihrer Rolle in der Mitte übersehen fühlen. Mit den Sichtweisen der Eltern identifizieren sie sich oft nur wenig und stellen Autoritäten häufig infrage. Sie gelten als abenteuerlustig, unkonventionell und rebellisch.

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Das älteste Kind

Innerhalb der Familie haben die ältesten Kinder nur Erwachsene als Vorbilder, von denen sie viel übernehmen und dies auch ihren jüngeren Geschwistern zeigen. Ist noch kein Geschwisterkind da, genießen sie die ungeteilte, konkurrenzlose Aufmerksamkeit der Eltern. Kommt ein kleines Geschwisterkind dazu, führt dieses „Entthronungserlebnis" zu Eifersucht und Verlustangst. Eltern sollten daher versuchen, das älteste Kind in die Pflege und Betreuung des Neuankömmlings zu integrieren und ihm weiterhin das Gefühl zu vermitteln, wichtig zu sein.

Unter günstigen Umständen übernehmen älteste Kinder dann eine fürsorgliche, hilfsbereite Haltung und sind stolz auf das jüngere Geschwisterkind. Sie fühlen sich wohl in ihrer Rolle als Unterstützer.

Das älteste Kind ebnet den Weg für nachfolgende Geschwister. Aufgrund ihrer Rolle neigen älteste Kinder leicht zu Konservativismus, Perfektionismus und Kontrollverhalten, weil sie oft vernünftig sein müssen und glauben, sich keine Fehler erlauben zu dürfen.

Eure Meinung ist gefragt!

Das Einzelkind

Mythen über Einzelkinder gibt es viele: Sie seien arrogant, verwöhnt und egozentrisch. Das ist so natürlich nicht haltbar. Wenn Eltern sich jedoch zu einengend um ihr einziges Kind kümmern, führt das beim Umgang mit Gleichaltrigen zu Problemen, denn Einzelkinder haben oft nicht gelernt, zu teilen. Zudem fühlen sie sich oft allein, können Sorgen und Ängste nicht mit ihren Geschwistern teilen. Daher ist es wichtig, dass sie ausreichend Kontakt zu Gleichaltrigen haben, um soziale Erfahrungen zu machen.

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Einzelkinder stehen oft unter einem großen Druck, da alle Erwartungen der Eltern auf nur einem Kind ruhen. Laut Forschungen aber sind Einzelkinder seltener psychisch auffällig als Geschwisterkinder, auch, weil sie stets die volle Aufmerksamkeit der Eltern haben. Dadurch besteht aber auch die Gefahr, dass das Kind immer im Mittelpunkt stehen will.

Kinder, die ohne Geschwister aufwachsen, sind stärker auf Erwachsene bezogen und bauen eine intensivere Beziehung zu den Eltern auf, sind früh sehr vernünftig und oft recht altklug. Zwar wünschen sich viele ein Geschwisterkind, allerdings stehen sie auch nicht unter dem Druck, erfolgreich zu sein, der häufig durch die Geschwisterrivalität entsteht.

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Brother and sister having an argument. Family relationships concept
Kommt ein kleines Geschwisterkind dazu, führt dieses „Entthronungserlebnis" zu Eifersucht und Verlustangst.
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Übertragung ins Erwachsenenalter

Der Einfluss, den Geschwisterbeziehungen auch im Erwachsenenalter noch haben, wird oft unterschätzt. Die Erfahrungen, die wir mit unseren Geschwistern gemacht haben, beeinflussen jedoch sowohl unsere Liebesbeziehungen als auch unser Verhalten am Arbeitsplatz und sogar den Umgang mit unseren eigenen Kindern.

Wünsche, Abneigungen und verinnerlichte Konflikte werden oft wieder in eine Berufs- oder Liebesbeziehung getragen. So kann es vorkommen, dass eine Frau die positiven Seiten eines geliebten Bruders unbewusst in ihr Männerbild integriert und für Männer des gleichen Typs entsprechend ähnliche Gefühle entwickelt („Mein Partner soll wie mein Bruder sein“).

Natürlich sind auch gegenseitige Reaktionen häufig, etwa dass man es unattraktiv bis abstoßend findet, wenn der Partner ähnliche Züge wie das schwierige Geschwister zeigt.

Die Rolle des Geschlechts

Auch heute noch haben Eltern bei Söhnen und Töchtern jeweils unterschiedliche Erwartungsvorstellungen, die sie unterbewusst an ihre Kinder weitergeben. Eine Stereotypisierung schleicht sich auch bei fortschrittlichen und modernen Eltern leicht in die Erziehung ein. Haben Geschwister das gleiche Geschlecht, bilden sich sowohl Intimität als auch Konkurrenz auf besondere Weise heraus. Dies wird umso deutlicher, je geringer der Altersabstand ist.

Kinder, die mit Geschwistern des anderen Geschlechts aufwachsen, übernehmen häufig deren typische Interessen und Vorlieben. Die große Schwester oder der große Bruder wirken als Vorbild. Jungen mit einem Bruder sind tendenziell stärker auf Konkurrenz ausgerichtet und bestimmender als Brüder von Schwestern. In den meisten Kulturen waren Söhne mehr wert als Töchter, erstgeborene Söhne galten als Erben und Fortsetzer des Familienbesitzes.

Die geschlechtliche Privilegierung ist aber stark von kulturellen Aspekten geprägt. (ija)

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