Schock-Meldung nach Todesfahrt in MannheimPolizei kennt „dreistellige Zahl an Menschen”, die „jederzeit losrennen und töten” könnte

von Marc Chmiel und Sebastian Stöckmann

Schon wieder wurde ein Fahrzeug als Waffe missbraucht.
Bei dem Mann, der in Mannheim am Montag zwei Menschen tötete, gibt es laut Staatsanwaltschaft Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordert eine länder- und behördenübergreifende Datenbank, in der Gewalttaten und psychische Erkrankungen zusammenfließen. Denn in ganz Deutschland gibt es hunderte Menschen, von denen eine ähnliche Gefahr ausgeht.

Gewalttäter werden wieder nach Hause geschickt

Benjamin Jendro
Benjamin Jendro von der GdP fordert eine länderübergreifende Gewalttäter-Datenbank.
RTL

„Wir haben allein in Berlin eine dreistellige Zahl an Menschen, wo wir damit rechnen müssen, dass sie jederzeit irgendwann losrennen und Menschen töten”, sagt Benjamin Jendro von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Berlin. „Unsere Kollegen haben beinahe tägliche Einsätze mit Personen, die randalieren oder mit Waffen drohen, die sie dann in psychiatrische Einrichtungen fahren müssen. Wenn die Ärzte dann keine akute Eigen- oder Fremdgefährdung feststellen, werden sie wieder nach Hause geschickt, und unsere Kollegen treffen sie nach ein paar Tagen beim nächsten Einsatz wieder.”

Terroranschläge rufen Nachahmer auf den Plan

Sogenannte Überfahrtaten hätten in den letzten Jahren „enorm an Bedeutung gewonnen”, berichtet der Gewerkschaftler. „Gerade Terrororganisationen animieren Leute dazu, mit Fahrzeugen in Menschenmassen reinzufahren.” Doch nicht immer stünden größere Netzwerke dahinter, was den Sicherheitsbehörden die Suche nach möglichen Tätern erschwere. „Es bedarf heute nicht viel – auch bei islamistischen Terroranschlägen”, erklärt Jendro. „Da wird im Internet, in Social Media rekrutiert, Hass gesät. Und dann ist es häufig ein Einzeltäter, der gar kein Netzwerk hinter sich hat, der einfach losfährt und diese Tat begeht.”

Zudem würden durch die steigende Anzahl solcher Taten Nachahmer auf den Plan gerufen. „Da reicht manchmal ein Moment, dass jemand durchknallt.”

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Polizei fordert länderübergreifende Gewalttäter-Datenbank

Bei vielen Taten in der Vergangenheit seien die Täter zuvor bereits auffällig gewesen, sagt Benjamin Jendro. „Irgendwie waren alle den Behörden schon in irgendeiner Weise bekannt.” Die Sicherheitsbehörden könnten allerdings gar nicht alle auf dem Schirm haben. In der Datenbank sollte daher erfasst werden, wer als Gewalttäter bekannt ist; außerdem sollten Ärzte psychische Erkrankungen verpflichtend eintragen und ein eventueller Asylstatus festgehalten werden.

Jendro: „Wir werden nicht alle diese Taten verhindern können.” Doch die Bürger hätten ein Recht darauf, „dass der Rechtsstaat zumindest alles Denkbare versucht, um Menschen zu schützen”.