Brückenunglück in Dresden„Könnte jeden Moment komplett einstürzen”

von Anne Schneemelcher und Konrad Rampelt

Was für ein Schock heute Nacht in Dresden!
Teile der Carolabrücke, einer der größten Brücken der Stadt, sind eingestürzt! Plötzlich wackelte der Boden, es gab ein „schweres” Geräusch, berichten Zeugen. Ausnahmezustand für viele Dresdner – und in ganz Deutschland fragt man sich: wie konnte das nur passieren?

Feuerwehr: „Es besteht Lebensgefahr”

Der westliche Brückenzug liegt zum Teil in der Elbe.
Der westliche Brückenzug liegt zum Teil in der Elbe.
Robert Michael/dpa

Um 3.08 Uhr geht die Meldung bei den Einsatzkräften ein. Nur wenige Minuten zuvor fährt die letzte Straßenbahn über die Brücke. Es ist Glück im Unglück, dass sich zu dem Zeitpunkt des Einsturzes niemand auf der Brücke befindet! Am Morgen danach geht die Feuerwehr von einer akuten Einsturzgefahr aus. „Wir rechnen damit, dass weitere Teile der Brücke einstürzen könnten”, sagt Michael Klahre, Sprecher der Feuerwehr. Er ruft die Dresdner auf, der Brücke möglichst fernzubleiben. „Es besteht Lebensgefahr” auf der Brücke und an der Brücke, heißt es. Aktuell gibt es laut Polizei aber keine Hinweise auf eine Straftat.

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Brückenzug C „hochgradig gefährdet”

Die Brücke besteht aus drei Brückenzügen. Eingestürzt ist ein großer Teil des Brückenzuges C, wie Holger Kalbe, Abteilungsleiter Brücken- und Ingenieurbauwerke bei der Stadt Dresden, erläutert. Der gesamte Brückenzug C sei „hochgradig gefährdet”, weil er an den Rändern nur noch eine geringe Auflagefläche habe. Zudem sei dieser Teil mit einem Querriegel mit den anderen beiden Brückenteilen A und B verbunden. „An der Stelle hat es definitiv auch einen Schaden gegeben”. Daher müsse nun abgeklärt werden, inwieweit diese beiden Züge mitbetroffen sind.

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Eingestürzter Teil sollte 2025 saniert werden

War es also „nur” menschliches Versagen? Der eingestürzte Brückenteil C wurde vom Brücken-TÜV zuletzt als „nicht ausreichend” bewertet. Erst im nächsten Jahr sollte der Abschnitt saniert werden. Kalbe zu RTL: „Glauben Sie mir, das ist ein Morgen, den wollen Sie nie erleben. Ich bin dafür zuständig, dass Brücken befahrbar sind und darf heute erleben, dass eine unserer Brücken auch eingestürzt ist. Dass der Zustand im Zug C so schlimm ist, dass es zum Einbruch gekommen ist, das war nicht voraussehbar.”

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Bei dem Einsturz sind Fernwärme-Rohre kaputtgegangen – und das Ufer wurde durch den Aufprall teilweise überflutet. Die Stadt arbeitet jetzt daran, die Schäden zu beheben. Der Verkehr wird auf unbestimmte Zeit umgeleitet und auch die Schifffahrt wurde erstmal eingestellt. Doch die Aufarbeitung dessen, was hier passiert ist, wird wohl noch einige Zeit dauern. (kra)