Weitere Diskussionen um Böller-VerbotAngst vor Silvester-Chaos? So bereiten sich Polizei und Feuerwehr vor

„Wir rechnen fest mit Ausschreitungen!“
Während sich der ein oder andere seit Wochen auf Silvester freut, die ersten Böller und Raketen bereits gekauft hat, bereiten sich Polizei und Feuerwehr intensiv auf komplizierte und teils gefährliche Einsätze vor. Auf RTL-Anfrage geben die Behörden einen Einblick in ihre Arbeit – und schätzen ein mögliches Böller-Verbot ein.
Polizei und Feuerwehr mit verstärkten Kräften im Einsatz
„Die Polizei plant seit Wochen die Einsatztage um Silvester und Neujahr”, bestätigt ein Sprecher der Polizei-Gewerkschaft bei RTL. Es gebe einen „extrem hohen Bedarf” an Beamten, die zum Jahreswechsel im Dienst seien. „Die Polizeieinheiten trainieren den Umgang und die Konfrontation mit Böllern, Raketen und Pyrotechnik.” Zudem seien mehr Sanitäter im Einsatz, auch mehr Feuerlöscher werden bereitgestellt.
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Die Polizei rechnet fest „mit Ausschreitungen an Brennpunkten, Hinterhalten und auch gezielten Angriffen auf Polizeigebäude, Einsatzfahrzeuge und Menschen“, vor allem in Großstädten. In Köln, Berlin oder Gelsenkirchen werden unter anderem deswegen erneut Verbotszonen eingerichtet. Besorgt sei man aber nicht, eher entschlossen „Krawallmacher festzunehmen und Menschen zu schützen.”
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Auch die Feuerwehr-Gewerkschaft bereitet sich auf „unschöne Begegnungen” vor, wie Manuel Barth von der Berliner Feuerwehr erklärt. Die Vorbereitungen laufen seit Wochen, seien aber mittlerweile eine „gelernte Übung.” Mehr Personal, mehr Einsatzmittel – aber trotzdem fordert Barth kein Böller-Verbot!
„Verbote sind einfach, Güterabwägung und freiheitlich, demokratisches Handeln ist Arbeit. Daher wünschen wir uns schon, dass man sich etwas differenzierter damit beschäftigt.” Die meisten Unglücke und Verletzungen seien dem Alkoholkonsum zuzuschreiben. Auch im Blick darauf werde über kein Verbot diskutiert, sondern über einen „vernünftigen Umgang.” Ähnlich reagiert auch Frank Flake vom deutschen Berufsverband Rettungsdienst. „Wir sehen auch die Böller nicht als das Grundübel in diesem Zusammenhang. In der Regel sind Menschen, die damit nicht umgehen können, alkoholisiert. Das ist eher problematisch.”
Für die Polizei ist dagegen klar: Es braucht weitreichende Verbote in Ländern und Kommunen: „Dafür streiten wir heftig mit der Politik und wir geben nicht auf, unseren Kolleginnen und Kollegen ein sichereres und weniger belastendes Einsatzgeschehen zu ermöglichen.”
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Diskussionen um Böller-Verbot
Auch der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hat sich zuletzt eindringlich ein Verbot privater Feuerwerke ausgesprochen. „Niemand hat etwas gegen organisierte Feuerwerke an zentralen Plätzen, doch die wilde Böllerei muss untersagt werden”, erklärt er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Die Innenminister von Bund und Ländern müssen endlich handeln und die Bevölkerung vor den Gefahren der Knallerei schützen.”
Das habe „nichts mit Verbotskultur zu tun“, sondern viel mehr mit „der Einsicht einer reifen Gesellschaft, etwas Gefährliches zu lassen.“
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Die Forderungen weist der Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk (bvpk) auf AFP-Anfrage eindringlich zurück. Schwere Unfälle mit Pyrotechnik ereignen sich „praktisch ausschließlich durch illegales Feuerwerk”, begründet Bundesgeschäftsführer Christoph Kröpl. Legal erhältliches Silvesterfeuerwerk sei hingegen „streng geprüft und in Größe und Wirkung stark limitiert”.
„So ist es etwa nicht möglich, sich mit einem legalen Silvesterböller eine Hand zu zerstören oder gar Gliedmaße abzutrennen.“ Allerdings sei der Zugang zu illegalen und hochgefährlichen Knallkörpern „so leicht wie nie zuvor.“ Hier müsse die „Politik ansetzen und für den Vollzug der bestehenden Gesetze sorgen.“
Feuerwehr-Gewerkschaft mit Silvester-Appell
Damit das Silvesterfest in einem unbeschwerten Zusammensein und ganz ohne gefährliche Vorfälle oder gar Verletzungen endet, unterstützt die Feuerwehr-Gewerkschaft mit einem Appell. „Feiern Sie fröhlich, feiern Sie friedlich. Lassen Sie nicht den Betrunkensten das Feuerwerk zünden oder entscheiden Sie sich gern dagegen, überhaupt Feuerwerk zu zünden. Wenn Sie zugelassene Pyrotechnik nutzen, dann schauen sie sich vielleicht bei Tageslicht mal an, wo sie das machen und ob das an der Stelle eine gute Idee ist.”
Denn am 1. Januar wollen wir schließlich alle gesund und zufrieden ins neue Jahr starten – eben auch Einsatzkräfte der Polizei und Feuerwehr.
Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche, dpa, afp


