Todes-Geschwister nehmen Blutrache

Tagestrip in die Schweiz für einen Mord – lange Haftstrafe für Bruder (25)

Der 25-Jährige muss sich seit Juli wegen heimtückischen Mordes vor dem Landgericht Braunschweig verantworten.
Der 25-Jährige muss sich seit Juli wegen heimtückischen Mordes vor dem Landgericht Braunschweig verantworten.
RTL Nord
von Marian Rösner, Nele Hasselbusch und Johanna Kroke

Über Monate locken sie ihr Opfer – dann schnappt die Falle zu!
Ihr Plan gipfelt in einem Tagestrip zum Morden, dafür soll der 25-jährige Bruder im vergangenen Jahr extra in die Schweiz gereist sein. Das Geschwisterpaar will mit der Tat den Tod ihres Vaters rächen, gegen den Bruder ist vor dem Landgericht Braunschweig jetzt das Urteil gefallen.

Lebenslange Haft für Messer-Mord

Ausdruckslos sitzt der 25-Jährige neben seinen Anwälten auf der Anklagebank. Obwohl er in wenigen Momenten erfahren wird, dass er den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen könnte, scheint es, als wäre ihm die Entscheidung der Richter egal. Der Deutsch-Afghane muss sich seit Juli dieses Jahres wegen Mordes verantworten. Er soll vor einem Jahr einen Menschen heimtückisch mit einem Messer ermordet haben.

Das Landgericht Braunschweig hat nun sein Urteil gefällt und spricht den 25-Jährigen schuldig. Wegen gemeinschaftlichen, heimtückischen Mordes bekommt er eine lebenslange Haftstrafe.

Lese-Tipp: Mord in der Schweiz: Geschwister locken ihr Opfer in eine tödliche Falle

Im Video: Gedenken an Hatun Sürücü – Sogenannter „Ehrenmord” jährt sich zum 15. Mal

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

„Unser Vater wird dir beistehen”

Laut der Anklage habe der junge Mann gemeinsam mit seiner in Pakistan lebenden Schwester einen perfiden Racheplan umgesetzt, um die vermeintliche Ehre der Familie wiederherzustellen. Ihr Vater sei 2022 mutmaßlich gewaltsam zu Tode gekommen. Schuld daran soll das spätere Opfer gewesen sein – ein in der Schweiz lebender Asylbewerber. Dabei bleibt der Tod ihres Vaters, den sie dem Opfer zuschreiben, bis heute ungeklärt.

Lese-Tipp: Sie „hatte das Gefühl, sie zu stören” – Tochter (50) nimmt offenbar grausame Rache an Mutter (74)

Es ist der 12. Juni 2023. Der 25-Jährige sitzt im Auto, auf dem Weg in die Schweiz. Ein Video an seine Schwester zeigt die Vorbereitung auf den Mord: „Hier soll er hinkommen, hier erschlage ich ihn. Mach dir keine Sorgen.” Anweisungen kamen von der Schwester. „Unser Vater wird dir beistehen”, schreibt sie ihm kurz vor der Tat. Die Falle ist längst zugeschnappt: Über Monate hatte sie unter einem Decknamen das Vertrauen des Opfers gewonnen, online eine Liebesbeziehung aufgebaut.

Heimtückischer Mord

Am 13. Juni 2023 kommt der Mann ahnungslos zum Tatort. Er glaubt, einen Freund zu treffen, doch der Angeklagte lauert ihm mit einem Kampfmesser auf. Ein einziger Stich – 13 Zentimeter tief – durchbohrt seinen Rücken bis zur Wirbelsäule. Der Asylbewerber schleppt sich nach draußen, bricht dort aber zusammen und stirbt, während er das Handy seines Mörders in der Hand hält. Genau das überführt ihn schließlich zurück in Braunschweig.

Lese-Tipp: Ex-Freund schwört Rache - dann macht er seine Drohung wahr

Eine Geschichte voller Widersprüche

In der Haft prahlt der junge Mann bei anderen Insassen mit seiner Tat. Doch in seiner Einlassung vor Gericht erzählt er eine andere Geschichte. Sein Opfer soll ihn angegriffen haben, er habe sich nur gewehrt. „Ich hatte nie vor, ihn zu töten”, behauptet er. Er wollte nur den Eindruck eines „Ehrenmörders” erwecken, um vor seiner Schwester gut dazustehen.

Für die Staatsanwaltschaft ist das nichts weiter als „Grimms Märchenstunde”. Der Plan war zu ausgeklügelt und kaltblütig, als dass diese Version der Geschichte glaubhaft wäre. „So eine detailliert geplante Tat habe ich in meiner Zeit als Richter noch nicht erlebt”, sagt der Vorsitzende Richter abschließend.