Tagestrip in die Schweiz für einen Mord

Todes-Geschwister schmieden perfiden Blutrache-Plan

Der Angeklagte (r) steht vor Verhandlungsbeginn in einen Gerichtssaal im Landgericht Braunschweig neben seinem Anwalt Martin Voß (l). Der 25-jährige Angeklagte soll mit seiner Schwester beschlossen haben, den mutmaßlich gewaltsamen Tod des gemeinsamen Vaters im Jahr 2022 zu rächen. Dazu soll die Schwester im Mai 2023 das Opfer in der Schweiz ausfindig gemacht und unter einer anderen Identität eine Liebesbeziehung zu dem Opfer aufgebaut haben. Dort lockte der Angeklagte den Mann am 13.06.2023 in eine Falle und verletzte ihn tödlich mit einem Messer.
Der Angeklagte (r.) steht vor Verhandlungsbeginn in einem Gerichtssaal im Landgericht Braunschweig neben seinem Anwalt Martin Voß (l.).
Michael Matthey/dpa
von Jenny Richter und Daniel Kandora

Sie gehen äußerst gewieft vor!
Um den Tod ihres Vaters zu rächen, tüfteln ein 25-Jähriger und seine Schwester einen fiesen Plan aus, um den aus ihrer Sicht Verantwortlichen umzubringen. Dafür fährt der Bruder sogar für einen Tag in die Schweiz!

Rache für Tod des Vaters?

Dem 25-jährigen Ehsanullah N. wird seit diesem Donnerstag (11. Juli) vor dem Landgericht Braunschweig der Prozess gemacht. Der Vorwurf: N. soll vor etwa einem Jahr einen Menschen heimtückisch mit einem Messer ermordet haben.

Alles beginnt 2022 mit dem mutmaßlich gewaltsamen Tod des Vaters des 25-Jährigen. Um den zu rächen, sucht die Schwester des 25-Jährigen über soziale Medien nach dem späteren Opfer und findet es schließlich in der Schweiz. Das Geschwisterpaar hält diesen Mann für das Opfer. Die in Pakistan lebende Frau erstellt ein Fake-Profil, baut online eine Liebesbeziehung zu dem Asylbewerber auf und freundet sich wohl auch mit einem seiner Freunde an, um ihn später als Lockvogel zu benutzen.

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Schwester lockt Opfer in die Falle

Im Juni 2023 setzt sich Ehsanullah N., der zu der Zeit in Braunschweig lebt, dann mit seiner Freundin ins Auto und fährt nach Haute-Nendaz im Kanton Wallis. Die Schwester wiederum lockt das spätere Opfer mithilfe des Lockvogels an einen geeigneten Ort. Da täuscht N. wohl zuerst Handyprobleme vor. „Habibi, kannst du mir helfen?”, soll der 25-jährige Angeklagte gefragt haben. Noch ahnt der andere Mann offenbar nichts von der tödlichen Gefahr und nimmt das Handy an sich.

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Er fährt wohl für einen Mord in die Schweiz

Darauf hat Ehsanullah N. wahrscheinlich nur gewartet. „Weißt du, wer ich bin?”, fragt er ihn laut der Anklageschrift auf Paschtu, einer in Afghanistan und Pakistan gebräuchlichen Sprache. Ob er noch eine Antwort bekommt, wird beim Prozessauftakt in Braunschweig nicht klar. Denn nach der Frage sticht der Angeklagte wohl mit einem mehr als 32 Zentimeter langen Armeemesser in die Brust seines Opfers.

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Der schwer verletzte Mann kann sogar noch fliehen, ein Radfahrer findet ihn später. Doch ein Notarzt kann nur noch den Tod des 24-Jährigen feststellen. N. wiederum fährt nach diesem mörderischen Tagestrip nach Braunschweig zurück. Auf die Spur der Todes-Geschwister kommen die Behörden offenbar, weil beim Toten noch das Handy von Ehsanullah N. gefunden wird. Ein Urteil gegen ihn könnte Mitte August fallen.