„Wir vergasen euch alle” Nach Weihnachtsmarkt-Attentat – Polizei bestätigt Übergriffe auf Migranten
Trauer und Wut entladen sich!
Zehn Tage nach dem tödlichen Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt melden Polizei und Beratungsstellen in Magdeburg eine besorgniserregende Zunahme an Übergriffen gegen Menschen mit Migrationsgeschichte. Vier Körperverletzungen wurden gemeldet, etliche weitere Fälle von Beleidigungen, Bedrohungen und körperlicher Gewalt sind bekannt.
Angriffe nach dem Anschlag in Magdeburg – Polizei nennt Details
Nach Angaben des MDR sollen mehrere Menschen mit vermeintlicher Migrationsgeschichte in Magdeburg beleidigt, geschlagen und verfolgt worden sein. Beratungsstellen und Betroffene sprechen von einer „extrem feindseligen” Stimmung in der Stadt.
Laut der Polizei Magdeburg kam es direkt nach dem Anschlag zu ersten Angriffen auf Personen, die als „migrantisch wahrgenommen” worden waren. Ein Mann mit Migrationsgeschichte wurde mit der Faust ins Gesicht geschlagen, begleitet von den Worten: „Wegen Leuten wie dir passiert sowas.” Am Samstag wurde ein Mann von einem Fahrrad gestoßen und beleidigt. Am Sonntag gab es einen weiteren Angriff, bei dem ein Mann beleidigt und geschlagen worden sein soll. Eine Frau wurde am Montag bedroht und geschlagen. Der Täter soll gerufen haben: „Wir vergasen euch alle.”
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Magdeburger Student: „Noch nie so eine bedrohliche Stimmung erlebt”
Beratungsstellen wie das Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (Lamsa) und die Fach- und Beratungsstelle für Gewalt und Radikalisierungsprävention (Salam) berichten von weiteren Vorfällen:
Menschen muslimischen Glaubens wurden als „Terroristen” und „Pack” beschimpft
Personen wurden geschubst, gespuckt und körperlich angegangen
Ein Opfer wurde von vier Tätern geschlagen, ein anderes gegen ein Auto gedrückt
Ein Student sagte laut MDR, er habe in zehn Jahren in Magdeburg „noch nie so eine bedrohliche Stimmung erlebt.”
Die Beratungsstelle Lamsa macht migrationsfeindliche Rhetorik aus rechtsextremen Kreisen für die Eskalation auf der Straße verantwortlich. Rechte Hetze dürfe Magdeburg nicht in ein Spielfeld der Gewalt verwandeln.
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Polizei ermittelt – Beratungsstellen raten ab, abends allein durch die Stadt zu gehen
Die Polizei hat in allen Fällen Ermittlungen aufgenommen. Lamsa warnt jedoch vor weiteren rassistischen Angriffen und „rät Menschen mit Migrationsgeschichte dringend davon ab, sich alleine und in den Abendstunden durch die Stadt zu bewegen.”
Bei dem Attentat auf dem Weihnachtsmarkt starben fünf Menschen, mehr als 200 Menschen wurden bei der Todesfahrt von Taleb A. verletzt. Die Lage in Magdeburg bleibt auch mehr als eine Woche danach angespannt. Viele hoffen, dass die Stadt bald wieder Ruhe und Zusammenhalt findet – ohne den Schatten des Hasses auf Unbeteiligte, der sich laut Polizei nach dem Anschlag breitgemacht hat. (kra)