Mord auf Mallorca-Autobahn?

Bester Freund verlor Tim V. (†20) am Bierkönig aus den Augen

von Bastian Schlüter und Sebastian Stöckmann

Was geschah an jenem verhängnisvollen Abend auf Mallorca?
Im Prozess um den rätselhaften Tod von Tim V. sagt am Montag dessen bester Freund aus. Und schildert, wie und weshalb er den 20-Jährigen aus den Augen verlor.

Deutsche Urlauber fuhren für einen Tag an den Ballermann

Frederik S. erscheint nicht vor dem Landgericht Palma, sondern macht seine Aussage per Videoschalte. Er habe mit Tim V. auf Mallorca Urlaub gemacht, zunächst in Cala Ratjada, berichtet er. Nach drei Tagen ging es am 8. Oktober mit dem Bus Richtung Ballermann. „Wir wollten eine Nacht bleiben und dann zurück nach Cala Ratjada.”

Nachmittags seien Tim V. und er am Strand gewesen – später im Megapark und im Bierkönig, den Top-Partylocations an der Playa de Palma. „Wir haben den ganzen Tag über was getrunken. Mittags Bier, später dann Wodka-Lemon”, erzählt Frederik S. Zwischen 21 und 21.30 Uhr habe er seinen Kumpel das letzte Mal gesehen.

„Den Blickkontakt zu Tim habe ich vor dem ‘Grillmeister’-Imbiss am Bierkönig verloren”, erinnert er sich. „Ich habe dann versucht, ihn anzurufen, aber sein Handyakku war leer.” Auf der Straße habe er den 20-Jährigen nicht mehr gesehen und sei dann ins Hotel gegangen – in der Hoffnung, „dass er die gleiche Idee haben würde”.

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Tim V. kann nicht zur Autobahn gelaufen sein

Doch Tim V. kommt nicht zurück. Er stirbt am selben Abend auf der Autobahn, die zum Flughafen Son Sant Joan führt. Wie, ist auch nach mehr als zwei Jahren unklar. Zunächst vermuten die Ermittler. dass sich der Urlauber aus Nordhessen betrunken auf die Autobahn verirrt hat. Doch Ermittlungen ergeben, dass die Strecke in der kurzen Zeit für einen Fußgänger zu weit gewesen wäre. Tim V. hatte laut Anklageschrift 2,41 Promille Alkohol im Blut.

Ángel Ruiz, Chef der Mordkommission bei der Nationalpolizei auf Mallorca, berichtete am Donnerstag vor Gericht von Aufnahmen einer Überwachungskamera. Darauf sei zu sehen, wie Tim V. nahe seines Hotels von einem Lieferwagen mitgenommen wird. Wie er in das Auto kam, sei auf den Bildern nicht zu sehen.

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Prozess auf Mallorca: Staatsanwaltschaft fordert je 25 Jahre Haft für Angeklagte

Die beiden Angeklagten im Gerichtssaal. Ihnen wird vorgeworfen, für den Tod von Tim V. verantwortlich zu sein.
Die beiden Angeklagten im Gerichtssaal. Ihnen wird vorgeworfen, für den Tod von Tim V. verantwortlich zu sein.
Bastian Schlüter

Auf der Autobahn fiel der junge Urlauber aus dem Wagen und wurde von einem nachfolgenden Auto überfahren. Die Anklage geht davon aus, dass ihn zwei Spanier, die mit dem Lieferwagen unterwegs gewesen sein sollen, auf die Fahrbahn stießen. Die beiden Männer waren rund ein Jahr nach Tim V.s Tod festgenommen und wegen Mordes angeklagt worden. Die Staatsanwaltschaft fordert je 25 Jahre Haft sowie eine Entschädigung von rund 200.000 Euro. Als Motiv vermuten die Ermittler, dass die Spanier den 20-Jährigen ausrauben wollten.

Anzeichen, dass etwas nicht stimmen könnte, sah Frederik S. an jenem Tag nicht. „Es gab den ganzen Tag keinen Stress und keine Probleme”, berichtet er im Prozess. „Wir haben in Deutschland oft zusammen weg. Es gab nie Stress. Tim war friedlich, hatte nie Probleme mit irgendwelchen Leuten.”

Ein Urteil im Mordprozess könnte nächste Woche fallen.