Messer-Angriff in Solingen
Helden-Ehepaar gibt panischen Menschen nach Messer-Angriff Schutz
„Dort, wo Angst ist, muss man Schutz geben!“
Waldemar Gluch und Suzanne Bargheer-Gluch betreiben ein Fotogeschäft nur unweit des Anschlagsorts in Solingen. Als Menschen in Panik vor dem Messer-Angreifer fliehen, ist für die Mitveranstalter des Festivals sofort klar: Sie müssen helfen! Kurzerhand öffnen sie ihren Laden und nach kurzer Zeit sind 40 bis 50 verängstigte Menschen in ihrem Geschäft. Sie alle suchen Schutz. Wie das Ehepaar die bange Zeit empfunden hat.
„Das konnte man ganz klar sehen, dass sie Angst hatten”
Etwa fünf Gehminuten trennen das Fotogeschäft von dem Ort, wo das Festival der Vielfalt an diesem fatalen Freitagabend (23. August) stattfindet. Es soll ein fröhlicher Abend werden. Das Ehepaar hat ihn mitorganisiert, hofft auf einen ruhigen Verlauf. Doch dann passiert es. Ein Angreifer sticht vor der Hauptbühne des Festivals wahllos auf Menschen ein. Viele fliehen in Panik. Zwei Männer (67, 56) und eine Frau (56) sterben. Acht Menschen werden verletzt, vier davon schwer. Und der Laden der Gluchs verwandelt sich in einen Schutzraum.

Schutz der Menschen „war die erste Priorität“
Was Fürchterliches passiert, wird den Ladeninhabern selbst erst allmählich klar. Zunächst wollen sie helfen: „Die Menschen waren verängstigt. Das konnte man ganz klar sehen, dass sie Angst hatten. Und dort, wo Angst da ist, muss man Schutz geben“, schildert Waldemar Gluch RTL.
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Die Lage ist unübersichtlich, doch die Eheleute schaffen es mit vereinten Kräften, für Sicherheit zu sorgen. „Meine Frau hat hier dann versucht, die Menschen etwas zu beruhigen und sie mit Getränken und anderen Dingen zu versorgen“, erzählt der Ladeninhaber. Der Schutz der Menschen „war die erste Priorität.“ Die Emotionen seien dann später gekommen. Auch die Gewissheit darüber, wie viele Menschen gestorben sind.
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Ladenbetreiber zeigen große Zuversicht
Die Menschen im Fotogeschäft kommen dank Waldemar Gluch und Suzanne Bargheer-Gluch unbeschadet davon. Nach und nach organisieren sie eine sichere Abfahrt der Menschen zurück in ihre Hotels oder nach Hause. Auch die beiden brauchen nun sicher erstmal ihre Zeit, das Erlebte zu verarbeiten.

„Man ist fassungslos. Leider ist die Tat in Solingen passiert“, sagt der Inhaber. Doch sie sind auch optimistisch und voller Zuversicht. Suzanne Bargheer-Gluch ergänzt: „Das kann überall passieren, nicht nur in Deutschland. Überall. Und ich denke, wir sollten alle gemeinsam wieder die Stärke finden, auch wieder auf Feste zu gehen.“
Die Menschen, den die beiden geholfen haben, sind mehr als froh, über ihren Helden-Einsatz. Waldemar Gluch sagt: „Einige haben sich auch heute schon bedankt für diesen Einsatz.“ Aber für ihn sei es selbstverständlich, dass er das tut: „Ich denke, dass es auch viele andere machen würden.“