Untersuchung in Liverpool

Sieben Babys getötet – jetzt gibt es Zweifel an Lucy Letbys Schuld

Sie ist zu 15-facher lebenslanger Haft verurteilt.
Auf frischer Tat ertappt wurde Lucy Letby aber nie. Trotzdem wird die Krankenschwester aus Großbritannien wegen siebenfachen Mordes und siebenfachen versuchten Mordes schuldig gesprochen. Während Letbys Schichten auf einer Neugeborenen-Station im Krankenhaus sterben immer wieder Babys. In Liverpool beginnt deswegen nun eine öffentliche Untersuchung.

Wie konnte es zu den Babymorden im Krankenhaus kommen?

Im Fokus der Untersuchung soll stehen, wie es zu den Morden kommen konnte. Die Anhörungen sollen mindestens bis Ende 2024 dauern. Beleuchtet werden soll unter anderem, wie mit Warnungen von Kollegen Letbys umgegangen wurde, die einen Verdacht gegen die 34-Jährige geäußert hatten.

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Doch jetzt, wo die Untersuchung zu dem Fall losgeht, kommen plötzlich auch Zweifel an der Schuld der Frau auf. Hat Letby wirklich all die Babys ermordet? Um diese Frage soll es in den Anhörungen zwar nicht gehen, trotzdem melden sich immer mehr kritische Stimmen.

Letby
Lucy Letby nach ihrer Festnahme (Archivbild)

Lucy Letby war oft im Dienst, wenn Babys starben

Das Urteil gegen die Krankenschwester basierte darauf, dass es häufig zu Todesfällen kam, wenn Letby im Dienst war. Das sei wackelig, kritisierten Statistiker und medizinische Experten nach dem Ende des Gerichtsprozesses gegen die Frau. Es seien nämlich nur die Todesfälle untersucht worden, die sich ereigneten, als Letby im Dienst war, nicht aber weitere, als sie frei hatte.

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Die Royal Statistical Society veröffentlicht auf ihrer Webseite eine Handreichung für Juristen, in der sie vor Beweisführung gegen medizinisches Personal aufgrund von Wahrscheinlichkeiten warnt. Aus medizinischer Sicht wurden ebenfalls Bedenken an der Beweisführung erhoben. Tests und medizinische Gutachten, die Letby belasteten, wurden in Zweifel gezogen.

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Opfer-Anwältin kritisiert Spekulationen über falsche Verurteilung

Für die Eltern der toten Babys ist das eine Katastrophe. Obwohl die Zweifel an der Verurteilung nicht offiziell Thema der Untersuchung sind, dürften sie indirekt eine Rolle spielen. Eine Anwältin, die Familien der gestorbenen Babys vertritt, kritisierte die Spekulationen über eine möglicherweise falsche Verurteilung Letbys. „Ich kann nicht genug betonen, wie viel Stress das für die ganzen Familien verursacht, die ich vertrete“, sagte Tamlin Bolton der BBC.

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ILLUSTRATION - 10.08.2023, Großbritannien, Manchester: Diese bisher unveröffentlichte Gerichtszeichnung vom 10.08.23 zeigt die Krankenschwester (M) Lucy Letby, die der Urteilsverlesung im Manchester Crown Court zuhört. Im Fall der wegen Mordes und versuchten Mordes mehrerer Babys schuldig gesprochenen englischen Krankenschwester Letby soll am 21.08.2023 das Strafmaß verkündet werden. Foto: Elizabeth Cook/PA Wire/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Eine Gerichtszeichnung zeigt Lucy Letby während des Prozesses (Archivbild)
alan hamilton sbr pat, dpa, Elizabeth Cook

Lucy Letby sitzt ohne Chance auf Entlassung in Haft

Letby ist wegen des Mords an sieben Babys und des versuchten Mords an sieben weiteren auf einer Neugeborenenstation zu fünfzehnfach lebenslanger Haft verurteilt worden. Sie ist laut der britischen Nachrichtenagentur PA erst die vierte Frau in der britischen Geschichte, die ohne Aussicht auf eine Entlassung im Gefängnis sitzt.

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Letby hatte die Morde nach Ansicht der Geschworenen in den Jahren 2015 und 2016 am Countess of Chester Hospital nahe Liverpool begangen. Sie soll den Babys in einigen Fällen Insulin, in anderen Fällen Luft in die Blutbahn gespritzt haben. Sie stritt ihre Schuld bis zuletzt ab und beantragte, in Berufung gehen zu dürfen. Dies wurde jedoch abgelehnt. (jgr, mit dpa)