Elon Musk unter BeschussWar das ein Hitlergruß? Expertin meint: „Definitiv”

von Simon Steioff und Konrad Rampelt

War es Absicht oder Ungeschick?
Während einer Party zur Amtseinführung von Donald Trump sorgt Elon Musk für einen Skandal. Der Tesla-Chef und prominente Unterstützer des ehemaligen und neuen US-Präsidenten streckt bei seiner Rede in der Capital One Arena mehrmals den rechten Arm nach oben – und löst damit weltweit Entsetzen aus. Doch war es tatsächlich ein Hitlergruß? Oder nur eine ungeschickte Geste? Experten sind sich uneinig.

„Mein Herz fliegt euch zu“ – und die Hand nach oben

Elon Musk war bei der Wahlparty nach Trumps Vereidigung sichtlich gut gelaunt.
Elon Musk war bei der Wahlparty nach Trumps Vereidigung sichtlich gut gelaunt. „Er ist so in der Öffentlichkeit, dass offensichtlich sein Euphoriegefühl mit ihm sehr oft durchgeht. Man kennt seine Sprünge in die Luft”, meint Körpersprachen-Experte Stefan Verra.
IMAGO/UPI Photo

Musk bedankt sich in seiner Rede bei den Trump-Anhängern für ihren Einsatz: „Dank euch ist die Zukunft der Zivilisation gesichert.“ Währenddessen führt er seine rechte Hand von der Brust in Richtung Publikum, wobei er den Arm weit nach oben streckt. Anschließend ruft er: „Mein Herz fliegt euch zu.“

Die Geste erinnert viele Beobachter jedoch an den sogenannten Saluto Romano, eine Grußform, die eng mit der Nazi-Ideologie verbunden ist. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, zeigt sich entsetzt: „Natürlich ist diese Geste höchst irritierend.“

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„Das war definitiv ein Hitlergruß”

Für Rechtsextremismus-Expertin Kira Ayyadi ist die Geste eindeutig. „Das war definitiv ein Hitlergruß. Ich verstehe nicht, warum wir darüber überhaupt diskutieren”, sagt sie in einem Spiegel-Interview. „Wir Deutschen sollten uns damit auskennen, wie ein Hitlergruß aussieht”, meint sie. Sie glaubt, dass Musk Aufmerksamkeit auf sich lenken wollte.

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Musk selbst erklärte inzwischen bei X, dass er die Hitler-Vergleiche seiner Gegner für eine abgedroschene Masche halte. „Ehrlich gesagt, sie brauchen bessere schmutzige Tricks”, schrieb er in dem Post. Ayyadi überrascht das wenig, wie sie dem Spiegel sagt. „Auch das passt zur Strategie: Angreifen, leugnen, sich als Opfer stilisieren – so agiert die Neue Rechte”, erklärt sie. Rechte Trolle würden online würden ihre Ideologie häufig als Witz verpackt verbreiten und hinterher dann sagen, das sei alles nicht so gemeint gewesen. „Mittlerweile ist das auf der Bühne der US-Regierung angekommen”, sagt die Expertin in dem Interview.

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Körpersprachen-Experte zu RTL: „Es wirkt wie ein Saluto Romano“

Die Geste hat für viel Kritik gesorgt.
Diese Geste hat für viel Kritik gesorgt.
K.C. Alfred/San Diego U-T/ZUMA Press Wire/dpa

Der bekannte Körpersprachen-Experte Stefan Verra analysiert die Geste nüchtern, sagt zu RTL: „Diese Gestik von Elon Musk ist natürlich äußerst polarisierend. Und sie trifft wohl auf eine sehr kleine Zielgruppe, aber eine sehr laute Zielgruppe. Wenn man bedenkt, dass Donald Trump am gleichen Tag 1.600 Kapitolstürmer pardoniert hat, dann trifft das wohl in die gleiche Kerbe. Aus körpersprachlicher Sicht kann man nicht sagen, ob er tatsächlich den Saluto Romano gemeint hat. Inhaltlich tut er gar nichts Faschistisches oder Radikales. Eigentlich schickt er damit nur seinen Herzensgruß an das Publikum. Aber er macht es ungeschickt, mit der Handfläche nach unten – dadurch sieht es aus wie der Faschistengruß.“

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Verra merkt zudem an, dass Musk oft unbewusst handle: „Er hat, wie Trump, eine sehr geringe Selbstwahrnehmung. Es ist ihnen nicht ganz bewusst, was sie mit ihrem Körper machen. Deswegen wirken beide auch sehr ungeschickt, egal ob sie tanzen, ob sie mimische Signale machen, ob sie irgendjemanden umarmen oder eben, ob sie ins Publikum grüßen. Es wird ja auch sehr viel spekuliert, wenn Elon Musk irgendwelche seltsam wirkenden Gesichtsbewegungen macht, ob er nicht wieder Ketaminmissbrauch begangen hat.”

Strafrechtler: In Deutschland wäre das strafbar

Strafrechtsexperte Marius Luciano erklärt, dass eine solche Geste in Deutschland kaum anders bewertet werden könnte als eine Grußform im Sinne des Paragrafen 86a StGB, der die Verwendung verfassungswidriger Symbole und Gesten unter Strafe stellt. „Es geht nicht darum, ob der Verwender die Ideologie teilt. Es geht um die Tabuisierung besagter Kennzeichen, damit diese nicht wieder in die Mitte der Gesellschaft rücken. Dazu genügt auch Eventualvorsatz bezüglich des Verwendens.”

Dass Musk seine Handbewegung mit „Mein Herz fliegt euch zu“ erklärte, hält der Strafrechtler für irrelevant: „Den Tatbestand im Kontext einer politischen Rede derart eng auszulegen, höhlte den Schutzzweck von Paragraf 86a StGB als Gefährdungsdelikt aus.”

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Während die Musk-Geste in Deutschland wohl als strafbar eingestuft werden könnte, sieht es in den USA ganz anders aus. Dort schützt die in der Verfassung verankerte Rede- und Meinungsfreiheit (First Amendment) auch das Verwenden von Symbolen und Gesten aus dem Nationalsozialismus – solange sie nicht direkt zu Gewalt oder kriminellen Handlungen aufrufen. Eine Frage bleibt jedoch bestehen: Wann wird eine Geste zu mehr als nur einer ungeschickten Bewegung?

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Ein Rockstar ohne Diplomatie

Verra bringt es auf den Punkt: Musk gehe raus, „als wäre er ein Rockstar. Nein, er ist eigentlich ein Regierungs-, zwar nicht Regierungsvertreter, aber zumindest ein regierungsnaher Vertreter. Hier lässt er eine diplomatischere Körpersprache missen.” Doch genau diese fehlende Selbstwahrnehmung, gepaart mit seiner impulsiven Art, sorgt immer wieder für Kontroversen – und macht ihn mit Sicherheit zu einer der polarisierendsten Figuren unserer Zeit. (mit reuters)