Fast 25 Millionen Mal pro Jahr

Deutschland klaut mehr – auf diese Produkte haben es Diebe besonders abgesehen

Deutschland klaut – und das mehr denn je!
Der Schaden durch Ladendiebstahl ist 2024 erneut gestiegen – und die Täter kommen oft ungestraft davon. Wer hinter den Diebstählen steckt und was am häufigsten verschwindet.

Fast drei Milliarden Euro Schaden durch Kunden

Laut einer neuen Studie des Handelsforschungsinstituts EHI wurden im vergangenen Jahr Waren im Wert von rund 2,95 Milliarden Euro gestohlen, allein durch Kunden. Das entspricht einem Anstieg von 4,6 Prozent im Vergleich zu 2023. Damit erreicht der Kundendiebstahl zum dritten Mal in Folge einen neuen Höchststand.

Auch der Gesamtschaden im Einzelhandel ist gestiegen: 4,95 Milliarden Euro Verlust durch Diebstahl, Betrug oder Fehler. Besonders betroffen sind laut Studie Drogerien.

Was wird am meisten geklaut?

Die Liste liest sich wie ein Einkaufszettel – aber für Diebe:

  • Hochprozentiger Alkohol

  • Parfüm und Kosmetik

  • Babynahrung

  • Rasierklingen

  • Markenkleidung

  • Sneaker

  • Elektrogeräte

  • Tabakwaren

Vor allem kleine, teure Produkte verschwinden oft unbemerkt. In Drogerien mit Selbstbedienungskassen sei das Problem besonders groß, so Studienautor Frank Horst. „An SB-Kassen wird deutlich mehr geklaut”, so Horst. Teils auch unbewusst durch Bedienfehler.

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Nicht nur Banden – auch Rentner und Familien klauen

Früher galten organisierte Banden als Haupttäter, heute zeige sich ein breiteres Bild. Horst: „Es gibt immer mehr Leute, die sich bestimmte Produkte nicht mehr leisten können oder wollen – auch aus Protest gegen die Preise”, sagt der EHI-Experte. „Immer häufiger klauen auch Senioren und Familien.”

Etwa ein Drittel der Diebstähle sind laut EHI gewerbsmäßig organisiert. Viele Täter agieren im Auftrag, werden geschult und systematisch eingesetzt.

Während die Schadenssumme Jahr für Jahr steigt, sinkt die Anzahl der Anzeigen. Fast 98 Prozent der Fälle bleiben laut EHI unentdeckt – das entspricht rechnerisch 24,5 Millionen Diebstähle pro Jahr, mit einem durchschnittlichen Wert von rund 120 Euro pro Fall. Und selbst wenn Täter ertappt werden, kommt es selten zur Verurteilung. Viele Verfahren werden wegen Geringfügigkeit eingestellt.

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Viele Händler haben reagiert: Laut Studie wurden 1,6 Milliarden Euro für Sicherheitstechnik, Schulungen und Überwachung ausgegeben. Doch die Branche ist frustriert. Der Handelsverband-Chef Stefan Genth fordert Konsequenzen: „Viele Händler sind frustriert, weil Anzeigen selten zu einer Verurteilung und Sanktionierung der Täter führen.” Er fordert ein härteres Durchgreifen der Politik.

Der Einzelhandel verliert Milliarden, doch am Ende bleibt oft nur ein Schulterzucken. Wer heute klaut, hat selten was zu befürchten – und das wissen immer mehr. (kra, mit dpa)